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Genussvoll statt grimmig: Warum die Landwirtschaft mehr verdient als Kritik und schlechte Laune

Die Grüne Woche 2025 zeigt den Spagat zwischen agrarpolitischer Theorie und praktischen Herausforderungen wie der Maul- und Klauenseuche.

„Grüne Woche“ in Berlin: Während der international größten Messe der Land- und Ernährungswirtschaft treffen Welten aufeinander.

Gut gelaunte Besucherscharen erreichen das Messegelände am Berliner Funkturm. Mit einer klaren Absicht: Erst einmal essen. Kein Problem angesichts der schier unerschöpflichen Vielfalt auf der Grünen Woche. Vom Alpenkäse bis zu asiatischem Street-Food gibt es hier alles. 
 

Vermeintliche Distanz zum Verbraucher

Schlemmend drängen sie sich durch die Messehallen. Gelegentlich begegnen ihnen eilige Menschen im Business-Dress: Politiker, Funktionäre und Unternehmer der Agrar- und Ernährungswirtschaft.

Die Eiligen haben die Genießenden im Blick, wenn auch eher aus Distanz. Sie reden von ihnen als die „Verbraucher“. Und kommunizieren mit ihnen überwiegend via Medien. Und dabei wären sie ihnen doch so gern näher.

Ihre vielleicht gut gemeinten Versuche das zu erreichen, nennen sie „Kommunikation der Land- und Ernährungswirtschaft mit den Verbrauchern“. Und sie eint doch so viel mehr, als sie sich eingestehen: Die Eiligen sind schließlich ebenfalls Verbraucher.

Es geht der Irrglaube herum, dass der „kritische Konsument“ auf der Grünen Woche erreicht werden müsse. Doch wer die Schwelle zum Messegelände der Grünen Woche überschritten hat, will dort genießen und Freude haben. Es ist wie am Grillabend mit den Nachbarn, wo auch man selten den „kritischen Konsumenten" antrifft: Wichtigtuer mit Ernährungsdogmen nerven. Und noch weniger mag man den politisch organsierten Miesepeter.

Die Eiligen unter sich sind sich nicht immer einig: Viel zu lange hat die Agrar- und Ernährungswirtschaft gemeinsam mit Agrarpolitikern den grimmigen NGO (Nicht-Regierungs-Organisationen) den Teppich ausgerollt. Auf dass sie ihre Botschaft verkünden, wie sich die Menschen ernähren sollen. Doch damit nicht genug: Sie fordern den „Umbau der Landwirtschaft“ und sprechen von Transformation – eine Art Zauberformel, die jeden Widerspruch erstickt.
 

Kampfbegriff „Massentierhaltung“ ist untauglich

Wie Transformation in der Realität aussieht, ist gerade in der brandenburgischen Provinz zu besichtigen: Dort ist die Maul- und Klauenseuche ausgebrochen. In einer kleinen Herde von Wasserbüffeln, einer regional eher unüblichen Tierart. Der Kampfbegriff „Massentierhaltung“ ist hier nicht angebracht: Unweit von Berlin wurden im Zuge der Seuchenbekämpfung elf Wasserbüffel, einige Schafe und etwa 200 Schweine getötet. So Stand heute.

Allerdings bangen nun viele professionell geführte landwirtschaftliche Betriebe und Unternehmen der Ernährungswirtschaft in Deutschland. Bereits jetzt greifen die Exportbeschränkungen für Produkte tierischer Herkunft. Und die schlecht gemanagte Brandenburger Hobby-Tierhaltung hat das Zeug, der Land- und Ernährungswirtschaft wirtschaftlich massiv zu schaden. Branchenverbänden beziffern den bisherigen Schaden auf mehr als eine Milliarde Euro. Ausgang offen… .

Was wir allerdings mit Gewissheit sagen können: 2026 feiert die Grüne Woche hundertsten Geburtstag! Und auch dann werden sie wieder strömen, die Besucherscharen. Mit einer klaren Absicht: Erst einmal essen. Genussvoll statt grimmig – heißt die Parole.

Dietrich Holler, geboren 1966 in Herborn, Agrarwissenschaftler, Journalist, Redaktionsbüro „vox viridis“ („Grüne Stimme“), Berlin.

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