Chinas Macht dehnt sich aus. Nicht mehr ausschließlich wirtschaftlich, sondern auch politisch und militärisch strebt die chinesische Regierung unter Staats- und Parteichef Xi Jinping eine Führungsrolle in der Welt an. Das betreffe zunehmend auch Deutschland, betont der stellvertretende Generalsekretär der Konrad-Adenauer-Stiftung, Gerhard Wahlers, in seiner Begrüßungsrede: „Wir müssen auf das, was China tut, Antworten finden“. In den nächsten 20 Jahren werde der Einfluss Chinas weiter „dramatisch zunehmen“, prognostiziert Christoph Hein, F.A.Z.-Korrespondent für Asien und Pazifik. Schon jetzt ist China mit einem Import- und Exportvolumen von knapp 187 Milliarden Euro (2017) der wichtigste Handelspartner für Deutschland. Zudem ist das Land in allen Weltregionen mit Investitionen aktiv, allein nach Deutschland flossen seit 2005 rund 37,5 Milliarden Dollar.
Für den niedersächsischen Wirtschaftsminister, Bernd Althusmann, ist das Ziel der chinesischen Regierung eindeutig: „China verfolgt eine sehr langfristige Strategie, die stärkste Weltwirtschaft zu werden“. So sollen Projekte wie die „Neue Seidenstraße“, ein 900 Milliarden Dollar teures Infrastrukturprojekt zum Aufbau internationaler Handelsnetzwerke, den Geltungsbereich der zweitgrößten Wirtschaftsmacht der Welt weiter ausbauen. Mit politischen Allianzen wie dem Forum „16 plus 1“, in dem einige ehemalige Ostblockstaaten vertreten sind, sucht Xi Jinping auch über die wirtschaftliche Ebene hinaus Verbündete.
An einer Zusammenarbeit mit China komme Deutschland daher nicht vorbei. Im Gegenteil: Die Partnerschaft mit dem bevölkerungsreichsten Land der Welt müsse in Zukunft noch intensiviert werden, lautet der Konsens der Diskussion. „Globale Herausforderungen sind ohne China nicht mehr zu lösen“, sagt Michael Winzer, Leiter des Auslandsbüros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Peking. Dafür bedürfe es aber auch einer Liberalisierung des chinesischen Marktes, um faire Wettbewerbsbedingungen zu schaffen.
Gesellschaftspolitisch zeigen sich ebenfalls tiefgreifende Differenzen zwischen den beiden Regionen, wie in der Diskussion deutlich wird. Das kommunistisch geprägte China verfolge einige mit dem freiheitlichen Werteverständnis der westlichen Welt unvereinbare Ziele, wie etwa die weitreichende Überwachung der Bevölkerung. Sorge bereite auch die militärische Aufrüstung Chinas, mit der Xi Jinpings Regierung die Vormachtstellung der USA herausfordern will. Diese Risiken müsse Europa erkennen und politische Veränderungen einfordern, sagt Bernd Althusmann, vor allem was die Einhaltung der Menschenrechte betrifft.
Trotz aller Unterschiede könne der Westen aber auch einiges von China lernen, stellen die Diskutierenden heraus. Insbesondere die optimistische und leistungsbereite Mentalität der Chinesen und ihre Offenheit für Veränderungen sollten wir uns zum Vorbild nehmen, sagt Michael Winzer. Die europäische Wirtschaft müsse schneller und innovativer sein, findet auch Bernd Althusmann, sonst drohten wir wirtschaftlich "abgehängt" zu werden. Auch die Bildung in Europa müsse flexibler an die Veränderungen in der Arbeitswelt angepasst werden, um die Wettbewerbsfähigkeit in Zukunft aufrecht erhalten zu können. Denn eine Verschiebung der globalen wirtschaftlichen Machtzentren Richtung Asien, so Bernd Althusmann, sei in den nächsten Jahrzehnten sehr wahrscheinlich. Insbesondere im Bereich der Biotechnologie und der Künstlichen Intelligenz sei uns China bereits weit voraus.
Europa müsse „mit gesundem Selbstbewusstsein“ die eigene Rolle in der Welt finden und etwa durch Kooperationen mit anderen asiatischen Ländern seinen Einfluss in der Region steigern, betont Christoph Hein. Denn, so das Fazit der Diskussion, nur mit einem starken, geeinten Europa können wir künftig den Wettbewerb mit China aufnehmen. Wie groß der chinesische Einfluss in der Welt tatsächlich werden wird, hänge also letztendlich auch von uns ab, resümiert der verantwortliche F.A.Z.-Redakteur für Außenpolitik, Klaus-Dieter Frankenberger, in seinem abschließenden Grußwort.
Über diese Reihe
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