Veranstaltungsberichte
Olusegun Obasanjo, ehemaliger Präsident Nigerias und Ko-Autor des Buchs, musste aufgrund anderweitiger Verpflichtungen seine Teilnahme zwar kurzfristig absagen, übersandte dem Publikum in Dakar jedoch eine eigens an sie gerichtete Grußbotschaft.
Afrika schlecht regiert, nicht arm
In seiner Nachricht an die Teilnehmer der Buchpräsentation in Dakar betonte der frühere nigerianische Präsident Obasanjo vor allem drei Punkte: Afrika sei nicht arm, sondern werde schlecht verwaltet (Africa is not poor, but poorely managed). Das Buch handle nicht von der Vergangenheit, sondern betone die Zukunftsaussichten Afrikas. Und schließlich gelte es nur Weniges richtig zu machen, um Entwicklungschancen zu erhalten. Es gelte aber, die wenigen richtig zu machenden Faktoren, zu identifizieren.
Demographischer Wandel ist existentielle Herausforderung Afrikas
Jeffrey Herbst betonte in seiner Vorstellung des Buches die enorme demographische Herausforderung vor der sich der afrikanische Kontinent befinde. Der demographische Wandel sei eine „existentielle Herausforderung“ für Afrika. Der afrikanische Kontinent sei der einzige Kontinent, dessen Bevölkerung im 21. Jahrhundert jünger werde.
2050: 34 Mio. Senegalesen?
Herbst nahm beispielhaft Bezug auf den Senegal und verdeutlichte die Bevölkerungsentwicklung: Während 1960 noch 3,2 Mio. Menschen im Senegal lebten und es 2017 bereits etwa 15,7 Mio. Menschen seien, würde die Bevölkerung bis 2050 vermutlich auf 34 Mio. ansteigen. Dieser Trend sei bereits heute praktisch nicht mehr aufzuhalten. Während heute etwa ca. 50 Personen im Senegal täglich sterben, werden gleichzeitig 300 Menschen täglich geboren.
Entwicklung ist möglich
Die Autoren machten deutlich, dass der prinzipielle Ansatz des Buches weder pessimistisch noch optimistisch sei. Auf Grundlage von mehr als 300 durchgeführten Interviews stellen sie die wesentlichen Entwicklungsherausforderungen afrikanischer Länder dar. Dabei gehen die Autoren von der grundlegenden Annahme aus, dass sich im 21. Jahrhundert alle Länder der Welt entwickeln könnten. Vietnam habe 1960 eine schlechtere Ausgangslage als der Senegal gehabt – sei heute jedoch in der Entwicklungsskala erfolgreicher als das westafrikanische Land.
Schaffung von Arbeitsplätzen bleibt zentrale Herausforderung
Entsprechend der ansteigenden Bevölkerung müssten vor allem Arbeitsplätze für die sehr junge Generation geschaffen werden, um ansetzende Entwicklungen nicht durch die steigende Bevölkerungszahl direkt zu konterkarieren. Dabei nehme eine abzuzeichnende Vergrößerung der Städte eine wesentliche Rolle ein. Migrationsbewegungen in die Städte Afrikas würden die Regierungen afrikanischer Länder vor die besondere Herausforderung stellen, in die Infrastruktur ihrer Städte stärker zu investieren. Die Autoren betonen, dass die Bevölkerungsentwicklung Afrikas und die sehr junge Bevölkerungsmehrheit im Vergleich zu anderen Kontinenten eine enorme Chance für den Kontinent sein könne. Dazu müssten jedoch alle heutigen politischen Entscheidungen unter dem Aspekt getroffen werden, ob hierdurch Arbeitsplätze entstünden. Die Schaffung von Arbeitsplätzen sei ein wesentlicher Garant für den Erhalt des sozialen Frieden, so Jeffrey Herbst.
Senegal auf Platz 64 von 190 Ländern des Internationalen Korruptionsindex
Nur durch die Sicherung von ausreichend Arbeitsplätzen und die Reduzierung der Jugendarbeitslosigkeit bleibe die Stabilität des Senegals gewährleistet – langfristig auch die bisher vorbildliche demokratische Kultur des Landes. Dies sei in Anbetracht der Tatsache, dass weltweit - und auch in Subsahara-Afrika - demokratische Systeme rückläufig seien, keinesfalls selbstverständlich. Herbst verwies auf den Internationalen Korruptionsindex (CPI) und den Listenplatz Senegals auf der Liste. Von 190 aufgelisteten Ländern nimmt Senegal den 64. Platz auf der Liste korruptionsanfälliger Staaten ein. Damit nehme das Land in Afrika zwar eine positive Rolle ein, sei jedoch im internationalen Vergleich nach wie vor zu stark anfällig für Korruption. Dies behindere die Attraktivität für Investoren und ausländische Unternehmensansiedlungen.
Hürden für Unternehmensgründungen vorhanden
Gravierender sei hingegen Senegals Position im internationalen Index für Unternehmerfreundlichkeit. Nach An-gaben der Weltbank nehme Senegal Platz 147 von 190 aufgelisteten Ländern in diesem Ranking ein und erschwere es Unternehmen damit besonders, sich zu gründen bzw. aktiv zu werden.
Verbesserung der Infrastruktur wichtig
Wesentliche Herausforderungen Afrikas seien daher die Schaffung von Arbeitsplätzen, die Verbesserung der Infrastruktur in Städten und die proaktive Nutzung technologischer Entwicklungen. In den Städten müsse sich neben einer garantierten Elektrizitätsversorgung vor allem der Transportsektor verbessern. Die Wichtigkeit von Stadtplanung (Urban Planning) sei im Einklang mit wirtschaftlichem Erfolg zu sehen. Die Vorteile der „Service-Revolution“ seien gerade für afrikanische Länder im Tourismusbereich zu nutzen. Dieser Sektor biete zahlreiche Chancen für die Länder Afrikas.
Afrika muss sein Schicksal in die Hand nehmen
Die Buchvorstellung stand unter Patenschaft des senegalesischen Präsidenten Macky Sall, der aufgrund der Parlamentswahl am 30. Juli nicht selbst an der Veranstaltung teilnehmen konnte. Er wurde vom Minister im Präsidialamt, Abdoulaye Diop, vertreten. Minister Diop unterstrich in seinem Grußwort, dass sich der Senegal vom Hilfsempfänger zum aktiven Gestalter seiner Entwicklung verändert habe und Staatspräsident Macky Sall stets betone, dass sich Afrika insgesamt auf einem guten Weg der Veränderung befinde. Afrika, so Minister Diop, müsse sein Schicksal selbst in die Hand nehmen. Zwar sei die wirtschaftliche Lage Senegals komplex, allerdings nicht unlösbar. Der senegalesische Entwicklungsplan (PSE), der das Land bis 2035 zum wirtschaftlichen Vorreiter in der Region entwickeln soll, sei eine wesentliche Komponente der Präsidentschaft Macky Salls.
Senegalesischer Entwicklungsplan soll bis 2035 Erfolge erzielen
Der PSE beinhalte vor allem drei Ziele: Die Herbeiführung struktureller Veränderungen, die Fokussierung auf die Schaffung von Arbeitsplätzen und eine gute Ausbildung der jungen Bevölkerung sowie eine gute Regierungsführung zur Beibehaltung von Frieden und Sicherheit. Ein großes Anliegen der Regierung unter Macky Sall sei außerdem die Stärkung von Frauen als den wesentlichen Trägerinnen der Entwicklung des Landes sowie eine verstärkte Partnerschaft zwischen öffentlichen und privaten Einrichtungen (Private Public Partnership, PPP).
Afrika steht vor großen Herausforderungen, hat jedoch unzählige Potentiale
In der anschließenden Fragerunde kamen die mehr als 200 Vertreter aus Wirtschaft, Wissenschaft, Politik und Zivilgesellschaft zu Wort und konnten ihre Fragen direkt an die anwesenden Autoren richten. Die anwesenden Teilnehmer waren sich einig, dass die Länder Afrikas vor enormen Herausforderungen in den nächsten Jahren stehen werden. Bei einer Bewältigung dieser Herausforderungen besitzen die afrikanischen Länder aber vor allem unglaublich viele Potentiale und Chancen.
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