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REUTERS/Jose Torres

Länderberichte

Engste Freunde, ärgste Feinde?

von Rudolf Teuwsen

Die USA müssen ihr Verhältnis zu den Ländern des nördlichen Dreiecks neu bestimmen

In der Woche, in der ein geradezu explosionsartiger Anstieg der ungeregelten Migration aus Mittelamerika in die USA bekannt wurde, hat der Beauftragte der Biden-Regierung für die Länder des Nördlichen Dreiecks, Ricardo Zuñiga, zum ersten Mal Guatemala und El Salvador besucht und Gespräche mit den dortigen Regierungen geführt. Diese gelten zwar als Alliierte der USA, aber manchmal bereitet einem das Verhalten der engsten Freunde das größte Kopfzerbrechen. Das gilt jedenfalls für Guatemala, Honduras und El Salvador. Die Regierung Biden muss einerseits Ruhe in die Beziehungen bringen, andererseits aber auch die Ursachen der institutionellen Schwächen der Länder und der ungeregelten Migration bekämpfen.

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Zwischen Narko-Staat und Bollwerk gegen globale Gegner

 

Die drei Länder hatten unter der Trump-Administration ein Wechselbad der Gefühle durchgemacht. Der drastischen Kürzung finanzieller Hilfen folgte die Unterzeichnung von Drittstaaten-Abkommen und die massive Rückführung von Migranten aus den USA in ihre Herkunftsländer, dann aber auch die Wiederaufnahme von Unterstützungsleistungen und vor allem ein unkritischer politischer Rückhalt aus Washington. Die neue Administration in Washington hat die Drittstaaten-Abkommen bereits wieder aufgekündigt und sieht sich dafür jetzt mit einem drastischen Anstieg der Migration konfrontiert. 

Honduras stand dennoch gar nicht erst auf dem Reiseplan der amerikanischen Delegation. Am Dienstag der Karwoche hatte nämlich ein Gericht in New York Tony Hernandez, den Bruder des honduranischen Präsidenten Juan Orlando Hernandez, wegen Drogenhandels zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe plus 30 Jahren verurteilt. Der Präsident hat das Urteil und das Strafmaß scharf kritisiert. Er behauptet, das Gericht sei falschen Zeugen auf den Leim gegangen. Diese wollten durch Falschaussagen gegen seinen Bruder in Wahrheit ihm, dem Präsidenten, selbst schaden, da er in seiner achtjährigen Amtszeit so entschieden gegen den Drogenhandel vorgegangen sei. Auf diese Einlassung, die Hernandez auch im eigenen Land kaum jemand abnimmt, hat die US-Regierung zwar nicht reagiert. Es liegt aber nahe anzunehmen, dass in dieser Situation ein Besuch des Beauftragten in Tegucigalpa wenig willkommen und sehr schwierig gewesen wäre. Stattdessen empfing Zuñiga, inzwischen wieder in die USA zurückgekehrt, am Freitag den honduranischen Außenminister Lisandro Rosales in Washington.

Dabei ist Honduras für die USA ein wichtiger Partner in der Region, der wichtigste im Nördlichen Dreieck. Denn dort liegen die amerikanischen Militärbasen. Auch pflegte das Land bislang nur sehr zurückhaltend Beziehungen zu den beiden globalen Rivalen der USA, Russland und China. Allerdings scheint auch hier inzwischen die russische Impfdiplomatie zu verfangen. Jedenfalls wurde vor kurzem die Lieferung von 80.000 Dosen des Vakzins Sputnik V an Tegucigalpa im Beisein des russischen Botschafters wie ein Staatsakt begangen. Am meisten Kopfzerbrechen dürften den USA jedoch die organisierten Karawanen von Migranten machen, die sich von Honduras aus immer wieder in Richtung Norden auf den Weg begeben. Diese ungeregelte Migration zu stoppen, ist das wichtigste Ziel der neuen USRegierung in der Region. Im März war die Zahl der an von den USA an ihren Grenzen festgenommenen Migranten gegenüber dem Februar um mehr als 70 Prozent angestiegen, von 101.000 auf 172.000. Die meisten davon stammen aus Mexiko und dem Nördlichen Dreieck.1 Fast 19.000 unbegleitete Minderjährige fanden sich unter den Migranten, davon fast 16.000 aus den Ländern des Nördlichen Dreiecks und von diesen wiederum mehr als die Hälfte aus Guatemala.

 

Den gesamten Bericht können Sie hier als PDF herunterladen.

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