Veranstaltungsberichte
Als Einstieg in das Thema „Selbstbefreiung und Selbstdemokratisierung 1989/1990“ stellte Eppelmann dieses als „das zentrale Thema jüngerer deutscher Geschichte“ vor, das jedoch wenig Interesse hervorrufe und über das auch großes Unwissen bestehe. Um dieser Tatsache entgegen zu treten, dafür zu interessieren und zu sensibilisieren sei es notwendig, darüber zu sprechen und Wissen weiterzutragen.
Es reiche dabei aber nicht nur über 1989 zu informieren, vielmehr müsse man 36 Jahre vorher beginnen, um den Hintergrund für das Geschehen in 1989 begreifbar zu machen. Somit schilderte Eppelmann im Verlauf des Vortrages einerseits die konkrete geschichtliche Entwicklung mit besonderem Augenmerk auf die Unruhen am 17.6.1953 und den Mauerbau als wichtige Zäsuren für Resignation aber auch Reaktion der DDR-Bürger. Andererseits vermittelte er auch persönliche Erlebnisse und Wendungen während dieser Zeit, um die Geschichte nacherlebbar und begreifbar zu machen. Die Schilderungen über die wachsende Unzufriedenheit der Bevölkerung in der DDR und die ausbleibenden Reaktionen im Westen nahmen die Zuhörer mit, hin zu der Entstehung von Friedenskreisen innerhalb der evangelischen Kirchen sowie Ökogruppen und Menschenrechtsgruppen, aus denen sich Mitte/Ende der 1980er Jahre eine Dynamik entwickelte, die in den Demonstrationen in Leipzig und Dresden 1989 gipfelten. Neben dem Bericht über den „emotionalen Höhepunkt der Deutschen“ am 9.11.1989 erläuterte Eppelmann auch die eigentlichen Ziele und daraus folgenden Handlungen der DDR-Führungsriege, die eine Deeskalation durch eine begrenzte politische Korrektur anstrebten. Dazu kam es aber nicht. Statt dieser „Wende“ gingen die DDR-Bürger das Risiko einer friedlichen Revolution ein, die durch die gelungene Selbstbefreiung und die drauffolgende Wiedervereinigung erfolgreich war. Abschließend appellierte Eppelmann an alle, darauf aufzupassen, dass uns die Demokratie erhalten bleibe.
Es folgte eine ausführliche Diskussionsrunde, bei der unter anderem das Verhalten und die Bedeutung der westlichen Parteien für die DDR und die Revolution erörtert wurden. Daneben ging es z.B. um die Zufriedenheit und etwaige Gründe für Unzu-friedenheiten der Ostdeutschen heute, den Verbleib des SED-Vermögens und vertieft um die Ereignisse am 9.11.1989 sowie die „Abwicklung“ der DDR.