Veranstaltungsberichte
Die im Yu-Garden durchgeführte Veranstaltung "Die Situation der Menschen in Nordkorea" wurde vom Leiter des politischen Bildungsforums Hamburg der Konrad-Adenauer-Stiftung, Andreas M. Klein, und vom Generalkonsul der Republik Korea in Hamburg, See-Jeong Chang, eingeleitet. Andreas M. Klein stellte die Referenten des Abends kurz vor und erinnerte an die Filmvorführung des preisgekrönten Dokumentarfilms „Camp 14“, die am 08.12 im 3001 Kino stattfand. In diesem von Marc Wiese gedrehten Dokumentarfilm geht es um das Schicksal eines Nordkoreaners, der 23 Jahre seines Lebens in einem nordkoreanischen Gefangenenlager verbrachte und nur durch viel Glück aus diesem fliehen konnte. Dessen Schicksal steht exemplarisch für rund 200.000 Menschen, die in Nordkorea in Straflagern gefangen gehalten werden.
Generalkonsul See-Jeong Chang machte in seiner Einführungsrede seine Verbundenheit und Anteilnahme zu den einfachen Bürgern Nordkoreas deutlich, die er als Brüder und Schwester bezeichnete. Er hob zudem die Rolle Südkoreas hervor. Südkorea gewährt mehr als 30.000 Nordkoreanern Schutz und nimmt diese als Flüchtlinge auf. Für ihn dient der Abend auch dazu, auf das Schicksal der Nordkoreaner aufmerksam zu machen, die seit drei Generationen unter der menschenverachtenden Erbdiktatur Nordkoreas leiden. Er kritisiert, dass die Weltöffentlichkeit sich zu sehr mit den skurrilen und bizarren Auftritten des Machthabers Kim Jong-un beschäftigen und dabei die bedrückende Lage der nordkoreanischen Bürgern aus den Augen verliert.
Auf die Einleitung folgte eine Videosequenz (siehe rechts "Zum Thema- Jihyun Park Interview"), in der das Schicksal der anwesenden nordkoreanischen Dissidentin Jihyun Park beleuchtet wurde. In „The Other Interview“ wird die bewegende Lebensgeschichte von Jihyun Parks in der nordkoreanischen Diktatur erzählt und wie ihr nach langem Leidensweg und zahlreichen Widrigkeiten die Befreiung gelingt. Zudem wurde die ambivalente Rolle Chinas in dem Film deutlich, da das riesen Reich zwar eine wichtige Transitzone für nordkoreanische Flüchtlinge darstellt, aber gleichzeitig aktiv am Menschenhandel mit nordkoreanischen Flüchtlingen beteiligt ist. Nach diesen bewegenden Eindrücken stand Jihyun Park für Fragen des Publikums zur Verfügung. Moderator war der deutsch-amerikanische Journalist David Patriccian, der selbst den koreanischen Raum gut kennt, weil er zum einen selbst in Südkorea gelebt und auch Nordkorea besucht hat. Jihyun Park unterstrich noch einmal die aus dem Videoclip gewonnen Eindrücke: Höchstgefährlich ist es zum Beispiel für Nordkoreaner, wenn sie dabei erwischt werden, südkoreanisches Fernsehen zu schauen. Ebenso gefährlich ist es auch, den Ansichten der Arbeiterpartei zu widersprechen. Schnell drohe der Gang ins Gefangenenlager. Ein weiteres Problem für die Nordkoreaner ist zudem die Indoktrination der Bürger durch das totalitäre Regime. So könnten viele Nordkoreaner nicht erkennen, wie menschenverachtend das Regime in Wirklichkeit ist. Jihyun Park selbst änderte ihre Sichtweise erst im Ausland, als sie Nordkorea mit demokratischen Ländern wie England (ihre jetzige Heimat) vergleichen konnte. David Patrician sprach die Rolle Chinas an, die nach seinen Erfahrungen im Land kritisch zu beurteilen ist. Für China ist die nordkoreanische Regierung in der Hinsicht nützlich, weil sie von den eigenen Menschenrechtsverletzungen ablenkt.
Anschließend fand eine Podiumsdiskussion statt, an der folgende Diskutanten teilnahmen: Prof. Patrick Köllner, Direktor des GIGA-Instituts für Asienstudien in Hamburg; Nathaly Jung-Hwa Han, Koreanistin und Leiterin des Koreaverbands e.V; Martin Patzelt, CDU-Bundestagsabgeordneter und Mitglied im Ausschuss für Menschenrechte und die bereits angesprochene nordkoreanische Dissidentin Jihyun Park von European Alliance for Human Rights in North Korea.
Es entwickelte sich eine lebhafte Diskussion, an der auch die Zuschauer sich rege beteiligten. Während Patzelt Parallelen zur DDR-Diktatur zog (wenngleich er die Situation in Nordkorea als deutlich gravierender bezeichnete), hob Prof. Köllner hervor, dass die „freie Welt“ hinsichtlich dem nordkoreanischen Regime eine gesunde Balance zwischen Sanktion und Annäherung finden müsse. Zu starke Sanktionen würden das Regime eher stärken, während zu starke Zugeständnisse womöglich dem Regime eine nicht hinnehmbare Legimität verschaffen könnte. Auch für Nataly Han sprach sich für eine gesunde Balance aus, denn zum einen muss man die Lage der nordkoreanischen Bürger mit berücksichtigen und zum anderen die Option einer Wiedervereinigung offen halten. Aus seinen Erfahrungen mit dem Sturz der DDR sagte Patzelt, dass Freiheit und Annäherung Wiedervereinigungsprozesse beschleunigen.
Große Bedeutung hinsichtlich der Entwicklung Nordkoreas wird China beigemessen, da der Staat zugleich größter Investor und Finanzierer des Landes ist und dementsprechend einen starken Einfluss auf das Land – in positiver wie in negativer Hinsicht – hat. Die letzten Worte gehörten Jihyun Park, welche noch einmal authentisch an die Zuhörer zur Akzeptanz der nordkoreanischen Flüchtlinge appellierte.