PBF HH
Die Referenten an diesem Abend (v.l.n.r.): Pater Richard Nennstiel OP, Katharina Schuler, Dr. Karolina Vöge und Christoph de Vries MdB.
Dr. Karolina Vöge führte in die Thematik des Abends ein und überraschte das Publikum mit Statements zum säkularen Islam, die vorab von der muslimischen Community eingeholt wurden.
Der Bundestagsabgeordnete der CDU für Hamburg-Mitte, Christoph de Vries, trat für seine Standpunkte zum Politischen Islam ein.
Pater Richard Nennstiel OP, Islambeauftragter des Erzbistums Hamburg, betrachtete das Thema von einer theologischen Warte aus.
Die Moderatorin und Redakteurin von ZEIT Online, Katharina Schuler, moderierte die Diskussion und (...)
Unter anderem ging es um die Frage, ob es rechtlich vertretbar sei, Grundschülerinnen das Kopftuch zu verbieten.
Zudem beschäftigte das Publikum die Frage der politischen und gesellschaftlichen Stabilität.
Sachlichkeit, differenzierte Diskussion und Enttabuisierung sind zwar auch Antworten auf diese Fragen, jedoch zunächst einmal die Parameter für die politische Bildungsarbeit der KAS in diesem Kontext und an diesem Abend. Dies verdeutlichte bereits Frau Dr. Karolina Vöge in ihren einleitenden Worten. Verschiedene Statements der islamischen Community in Hamburg zu diesem Thema bildeten die Basis für die folgenden Impulsvorträge und die Diskussion.
Den ersten inhaltlichen Impuls setzte Christoph de Vries, Mitglied im Ausschuss für Inneres und Heimat des Deutschen Bundestages und Berichterstatter der CDU/CSU-Bundestagsfraktion für Kirchen, Religionsgemeinschaften und Islam-Konferenz. In seinem Impulsvortrag stellte er zunächst einmal den Status quo dar und fokussierte dabei auf die großen islamischen Verbände, die auf der einen Seite erster Ansprechpartner sind, auf der anderen Seite aber auch durchaus kritisch zu betrachten sind. Einige dieser Organisationen würden einen politischen Islam vertreten, welcher eine Gefahr für Demokratie, Meinungsvielfalt und Rechtsstaat darstelle. Dies begründe sich insbesondere durch die enge Verzahnung mit ausländischen Regierungen wie der Türkei. Jedoch würden die Verbände nicht die Mehrzahl der in Deutschland lebenden Muslime repräsentieren: Um die 80% folgen keinem organisierten Verband. Als Lösungsansatz schlussfolgerte de Vries, dass man diesen Menschen eine Stimme geben müsse, die Wege zu weiteren Gesprächspartnern öffnen muss und die radikalen Gruppen schwächen muss.
Den Blick aus dem politischen Raum ergänzte Pater Richard Nennstiel durch eine religiöse Perspektive. Pater Richard Nennstiel ist seines Zeichens Leiter des Dominikanischen Instituts für christlich-islamische Geschichte und Islambeauftragter des Erzbistums Hamburg. Der Wert der Toleranz, die Bedeutung des interreligiösen Austauschs und die Fähigkeit zur Selbstreflexion wurden von ihm unterstrichen. Er hinterfragte gezielt, wie säkular eine Religion eigentlich sein kann und darf. Religion dürfe sich nicht aus dem öffentlichen Raum zurückdrängen lassen. Insgesamt bestehe eine Notwendigkeit des Dialogs. Dieser kann falschen Standards vorbeugen und das Klima der Debatte insgesamt positiv beeinflussen. Miteinander sprechen und nicht übereinander.
Diesen Standpunkt vertrat Pater Nennstiel auch im folgenden Gespräch. Das Gespräch moderierte Katharina Schuler, Journalistin bei ZEIT Online. Sie schaffte es, den Spagat zwischen sachlicher Analyse und differenzierter Diskussion fortlaufend beizubehalten. Die Speaker hatten im Zuge des Gesprächs nochmals die Möglichkeit, ihre Standpunkte zu verdeutlichen. Christoph de Vries explizierte nochmals die umfassende Abhängigkeit der Ditib von der Türkei und sprach sich für eine weitere Zusammenarbeit aus, die kompromisslos auf den Füßen des Grundgesetzes steht. Angesprochen auf die Rolle der Verbände stellte Pater Richard Nennstiel klar, dass Verbände nicht immer die kulturelle und theologische Entwicklung repräsentieren. Er forderte dazu auf, den Blick für die Gruppen zu öffnen und beispielsweise die Schwierigkeit der Finanzierung der islamischen Moscheen ins Auge zu fassen.
Auch das interessierte Publikum hatte in der Folge noch die Gelegenheit, durch eigene Fragen an der Diskussion teilzuhaben. Es entwickelte sich eine rege Diskussion. Mehrere jüngere Muslime meldeten sich in der Diskussion zu Wort und ihre Beiträge beispielsweise zum Mullah-Regime im Iran und dem Kopftuch-Tragen in deutschen Schulen wurden sodann im Plenum diskutiert.
Die Diskussion fand dabei stets unter der Prämisse der Sachlichkeit, im Auftrag der politischen Bildung und mit dem Anspruch einer differenzierten Auseinandersetzung statt.
Text verfasst von: Bennet Möller
Text hochgeladen von: Jan Friedrich Detering