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Veranstaltungsberichte

Rechtextremismus und Antisemitismus in der DDR

Vortrag und Diskussion

Am 17. Juni beleuchtete Vera Lengsfeld in ihrem Vortrag die Hintergründe des Rechtsextremismus in der DDR näher und skizzierte Lösungsvorschläge zur fehlenden Auseinandersetzung mit dem Erbe des Nationalsozialismus in den neuen Bundesländern.

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Die Veranstaltung leitete Herr Dr. Dümmel zum Datum passend mit einem Hinweis auf die Geschehnisse vor 56 Jahren in der DDR ein. Den Ausnahmezustand in 200 Städten am 17. Juni 1953 ordnete er als den „ersten aus der Mauer genommenen Stein“ ein, als Ereignis, das der Anfang eines großen Bogens hin zur friedlichen Revolution 1989 gedacht werden könne. Danach stellte er die Referentin, Vera Lengsfeld, vor und wies auf die Tabuisierung des Themenkomplexes Rechtsextremismus in der DDR hin.

Frau Lengsfeld ging in ihrem Vortrag zunächst auf das Mythos, die DDR sei der Hort des Antifaschismus (gewesen), ein. Dieser Mythos sei selten, und auch von ihr erst 1987, angezweifelt worden und werde auch heute noch vielfach als Tatsache angesehen. Dieses Mythos ordnete die Referentin als Problem ein, dass uns hinterlassen und zur Aufklärung über-antwortet sei. Durch aktuelle Bezüge zeigte sie auf, dass jedoch noch heute unter anderem im Ehrenrat der Linkspartei Altkader der SED und der Stasi mit einem NSDAP-Hintergrund zu finden seien. Was selbst in der Linkspartei vorkomme, sei noch weniger eine Ausnahme in der SED und Stasi vor 1989 gewesen. So könne man aus Stasiakten, NS-Akten und anderen Informationsquellen ersehen, dass Karrieren von HJ, Wehrwölfe, NSDAP hin zu FDJ, SED und Stasi keine Seltenheit gewesen seien.

Wie auch der Fall Kurras zeige, müsse nun eine Arbeit geschrieben werden, „wie die DDR, das Politbüro und die Stasi die Geschichte der BRD beeinflusst habe“.

Diese Forderung untermauerte Frau Lengsfeld mit etlichen Beispielen für die Einwirkung, Maßnahmen und Aktionen der Stasi, die im Westen durchgeführt wurden, um die Bundesrepublik Deutschland als präfaschistischen Staat zu diskreditieren. Daneben, führte aber die Referentin im folgenden aus, gab es jedoch gerade in der DDR Neonazis und vielfache, von der Stasi zwar teilweise registrierte, aber nicht unterbundene, rechtsradikale, antisemitische, neonazistische Gruppierungen. Einige Aktionen und Versammlungsmöglichkeiten dieser aktiven Neonazi-Szene in der DDR stellte Lengsfeld im weiteren Verlauf des Vortrages vor und schilderte auch die Einbeziehung der Neonazis in die NVA. Ebenso ging der Vortrag auf die Einsätze von Neonazis als IMs gegen oppositionelle Jugendorganisationen ein und gab Einblick in die generell sehr gute Integration der Neonazis in der DDR. Abschließend ging die Referentin auf die Gründe für diese Entwicklung ein und zeigte auf, dass die SED niemals die Verantwortung für solche Gesinnungen übernommen habe, sondern diese sich vielmehr zunutze gemacht habe. In der Folge stehe auch die Linkspartei, die suggeriere, dass erst der Westen nach 1989 den Neonazismus in den Osten gebracht habe.

In der folgenden lebhaften Diskussion wurde zunächst das Thema „68er“ angeschnitten und über die fehlende Auseinandersetzung der Studentenbewegung mit den Vorkommnissen 1968 in der CSSR und der Legendenbildung um Massenmörder wie Mao und Pol Pott, und auch Che Guevara, diskutiert. Im Laufe der Fragerunde wurde auch noch die Frage nach dem Antisemitismus in der DDR vertieft und die fehlende Unterstützung bei der Aufarbeitung des DDR-Unrechts thematisiert.

Zudem gaben einige Zeitzeugen Einblick in ihre Erfahrungen mit Gefängnisaufenthalten in der DDR und insbesondere mit den dortigen Methoden der Stasi in Tradition der Gestapo.

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