Im Gespräch mit Marion Sendker erläuterte Jacobs, dass sich nach dem Rücktritt Mubaraks nichtislamistische progressive Parteien formiert hätten, ohne sich allerdings auf ein gemeinsames Programm einigen zu können. Hingegen gründeten die Muslimbrüder im April 2011 eine Partei, die entschlossen nach der Macht griff. Ihr Kandidat Mursi wurde tatsächlich ein Jahr darauf Präsident.
Nach der Entmachtung Mursis im Juli 2013 errichtete d er vormalige Armeechef Sisi ein neues Regime, das sich habe stabilisieren können, weil es von den Golfstaaten massiv finanziell unterstützt worden sei. Außerdem schätzten die USA Ägypten weiterhin als strategischen Partner, der seit Jahrzehnten erhebliche Militärhilfe erhalte.
Zehn Jahre nach den Protesten blicken die Ägypter und andere Araber - so der Politikwissenschaftler - mit viel Enttäuschung zurück: „Aber die Erfahrung, älteste Diktatoren aus dem Amt getrieben zu haben, kann ihnen niemand nehmen. Das hat viele Menschen auf Jahre geprägt.“ Unmittelbare Verbesserungen außerhalb Tunesiens seien leider nicht zu erkennen. Es bestehe eine sehr bedrückende Lage für viele Menschen in arabischen Nationen. Weiterhin seien beträchtliche Unruhepotenziale vorhanden. Jacobs: „Im Libanon stellen die Menschen heute die gleichen Fragen wie im Arabischen Frühling. Es ist noch nicht vorbei.“