Veranstaltungsberichte
Das Forum soll ein deutsch-indisches Netzwerk von jungen Entscheidungsträgern aus Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur aufbauen, das regelmäßig tagt und damit die Grundlage für einen nachhaltigen deutsch-indischen Dialog schafft. Die dort entwickelten Ideen sollen mithilfe der sehr guten Vernetzung in Politik und Wirtschaft an Entscheidungsträger weitergegeben werden.
Zum Auftakt des mehrtägigen Forums kamen 50 junge Teilnehmer aus Deutschland und Indien in der Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung zusammen und diskutierten über Themen wie Klimawandel, Wasserknappheit als Konfliktfaktor, innovative Ansätze für nachhaltige Entwicklung sowie die Potentiale für Erneuerbare Energien in beiden Ländern. Frank Priess, stellvertretender Leiter der Hauptabteilung Europäische und Internationale Zusammenarbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung, begrüßte zu Beginn die Gäste. „Beide Länder sind tief durch ihre Demokratie-Bestrebungen verbunden“, betonte Priess. Das beeindruckende indische Wirtschaftswachstum und die rasante Entwicklung der Mittelschicht gepaart mit Fortschritten im Bereich der Kommunikation und Vernetzungstechnologien machten Indien attraktiv für Deutschland.
Prof. M.V. Rajeev Gowda, Mitglied des indischen Parlaments und nationaler Sprecher der Kongresspartei, sprach sich ebenfalls für eine fruchtbare Kooperation aus. Insbesondere die Bereiche Start ups, Smart Cities und Erneuerbare Energien böten zahlreiche Möglichkeiten zur engeren Kooperation und könnten als Brücken zwischen beiden Ländern dienen.
„Indien hat viele Kohlekraftwerke aber auch ein enormes Potential nachhaltige Technologien wie Solarenergie oder Elektroautos voran zu bringen“, sagte Gowda. Um den negativen Auswirkungen des Klimawandels entgegen zu wirken, könne Indien viel von Deutschland lernen.
Deutschland sei Indiens wichtigster Handelspartner in der EU, erklärte der frühere deutsche Botschafter in Indien, Bernd Mützelburg. Zu einer strategischen Partnerschaft zählten nicht nur „Soft Power“, sondern auch die Frage, „wie wir eine friedliche Zukunft für unserer Kinder gestalten wollen“. Die Welt verändere sich und in turbulenten Zeiten sei es wichtig, einen Partner wie Indien an der Seite zu haben, mit dem die Herausforderungen gemeinsam bewältigt werden könnten. Indien und Deutschland verbinden ihr Demokratie- und Rechtstaatsverständnis sowie ähnliche Wertevorstellungen.
„Wir schauen viel zu sehr auf unsere Unterschiede“, knüpfte Srita Heide, Unternehmens- und Personalmanagementberaterin und stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende im Main-Kinzig-Kreistag an ihren Vorredner an. Vielmehr müsse über die Gemeinsamkeiten diskutiert werden. Heide machte darauf aufmerksam, dass in Indien immer noch das Streben nach einem Universitätsabschluss an erster Stelle stünde. Eine alternative Berufsausbildung wie sie in Deutschland angeboten wird, habe in Indien einen niedrigen Stellenwert. Sie forderte ein Umdenken in der indischen und deutschen Gesellschaft beim Thema Bildung. Ein Ansatz bilde dazu die Lehrerausbildung. „Wenn sich indische und deutsche Lehrer austauschen würden, entstünde so schon in den Schulen bei den Kindern ein Umdenken“, sagte Heide.
In der anschließenden Paneldiskussion diskutierten die Teilnehmer über Möglichkeiten für Verbesserungen im Bildungssystem und insbesondere über engere Kooperationen zwischen deutschen und indischen Universitäten. Es wurde deutlich gemacht, dass es Unterschiede im Strategie-Verständnis beider Länder gebe, die es zu berücksichtigen gelte. Die indische Seite verstünde unter Strategie-Entwicklung eher Sicherheit und Terrorismusbekämpfung; die deutsche Seite vielmehr eine technologische und wertebasierte Strategie. In Zukunft werde die Partnerschaft zwischen Indien und Deutschland gerade bei Themen wie Cyperpolitik, Kultur und Energiegewinnung mehr denn je gefragt sein. Die regelmäßig stattfindenden Regierungsberatungen seien dabei ein wichtiges Instrument.