Veranstaltungsberichte
Eröffnet wurde die Konferenz durch Moses Manoharan, Vorsitzender des Global Dialogue Review (GDR). Konteradmiral a.D. Peter Gumataotao, Direktor des Daniel K. Inouye Asia-Pacific Center for Security Studies (DKI APCSS), hob das das Engagement der Vereinigten Staaten für Sicherheit und Wohlstand im indo-pazifischen Raum hervor und betonte, dass die USA sich für Völkerrecht sowie die Freiheit der Navigation weiterhin engagieren würden. General Wjatscheslaw Trubnikov, Direktor des Instituts für Weltwirtschaft und internationale Beziehungen der Russischen Akademie der Wissenschaften, erläuterte, dass Russland eine wichtige Rolle in der strategischen Konzeption des Indo-Pazifik spielen würde und äußerte die Hoffnung, dass dies zu mehr Vertrauen zwischen dem Westen und Russland führen könnte. In der Rede von General a.D. V. K. Singh, Staatsminister für auswärtige Angelegenheiten, ging dieser auf die Definition des indo-pazifischen Konzepts ein und die Frage, ob sich dieses lediglich auf die Aspekte Handel und Wirtschaft konzentriert oder auch einen Sicherheitsaspekt beinhaltet. Pankaj Madan, stellvertretender Leiter des Auslandsbüros Indien der KAS, sprach über den bedrohlichen wirkenden Aufstieg Chinas auf der internationalen Bühne und von der damit einhergehenden Notwendigkeit, die chinesischen Absichten zu hinterfragen. Er unterstrich das Risiko langfristiger Voraussagen, insbesondere angesichts aktueller Entwicklungen in der Politik der Vereinigten Staaten und des unmittelbar bevorstehenden Austritts Großbritanniens aus der EU.
In der ersten Diskussionsrunde zum Thema „Veränderungen im Bereich der der Kriegsführung“ erläuterte Generalleutnant Satish Dua, Chief of Integrated Defence Staff to the Chairman of Chiefs of Staff Committee of the Indian Army, wie drastisch technologische Veränderungen die Art bestimmen würden, wie Kriege in Zukunft geführt werden. Diese Kriege würden psychologisch, cyber- und wahrnehmungsbasiert sein. Sie würden mit Robotik, Drohnen usw. in Gebieten geführt werden, die vor einem halben Jahrhundert für die meisten von uns unbegreiflich gewesen wären. Commodore Uday Bhaskar, Direktor der Society for Policy Studies, sprach darüber, wie Technologie die militärischen Fähigkeiten beeinflusst habe. Er betonte, wie wichtig es für Indien ist, die Richtung zu verstehen, die die moderne Kriegsführung einschlägt. Pratyush Kumar, Präsident von Boeing India, wies darauf hin, dass sich die Entwicklung der Kriegsführung zunehmend auf Luft- und Raumfahrt konzentriert. Er betonte außerdem auch das zunehmende Zusammenwirken von künstlicher Intelligenz, Analytik, Tarnung und Robotik, jedoch befinde sich dies derzeit noch in der Entwicklungsphase. Dr. Gulshan Rai, nationaler Koordinator für Cyber-Sicherheit in Indien im Büro des Premierministers, sprach darüber, wie sich der Cyberraum auf das globale geopolitische System und die Kriegsführung ausgewirkt hat. Er nannte fünf Technologien, die zwischen 1992 und 2000 auftraten, die sich auf die beiden oben genannten Systeme im Vergleich zu herkömmlichen Systemen auswirkten: das World Wide Web, die mobile Technologie, die Suchmaschine, künstliche Intelligenz und virtuelle Realität. Diese Technologien hatten einen Paradigmenwechsel in Gesellschaften, Geopolitik und Cyberkriegsführung bewirkt. Er diskutierte auch, wie sich der militärische Konflikt nicht länger durch Cyber-Technologie auf die Grenzen des Schlachtfeldes beschränkt. Er glaubt, dass eine Verbreitung von Cyberwaffen und Cyber-Tools genauso zerstörerisch und tödlich sein könnte wie andere Waffen.
Die zweite Sitzung konzentrierte sich auf "Sicherheitsherausforderungen in der indo-pazifischen Region". Vizeadmiral a.D. Shekhar Sinha, ehemaliger Chief of Integrated Defence Staff und ehemaliger Commander of Western Navy, konzentrierte sich auf die sich rasch entwickelnden geopolitischen Realitäten in der indo-pazifischen Region, durch die ein großer Teil des Welthandels geht. Laut Vizeadmiral Sinha ist der Dreh- und Angelpunkt in der Region ASEAN, welches enorm von der offenen Marktwirtschaft und dem regelbasierten System profitiert hat. Professor Anuradha Chenoy, Professorin am Zentrum für russische und zentralasiatische Studien an der Jawaharlal Nehru Universität, sprach von den terminologischen Verschiebungen in Bezug auf den Indo-Pazifik und von den Veränderungen im Verständnis der geopolitischen Strategien. In diesem Übergang, der Verschiebung vom Verständnis der zwei Ozeane, war der Aufstieg Asiens unvermeidlich und offensichtlich, obwohl dieser zunehmend uneinheitlich erfolgt. Professor Syed Munir Khasru, Vorsitzender des The Institute of Policy, Advocacy and Governance, wies darauf hin, dass Chinas Fußabdruck in Südasien durch seine Investitionen in Häfen in Sri Lanka, Myanmar, Bangladesch und Pakistan sowie kürzlich auf den Malediven zugenommen habe. Professor Khasru glaubte, Indien habe eine Vision, sei aber immer noch dabei, eine Strategie zu entwickeln und seine Soft Power für weitere strategische Ziele zu nutzen. Dr. Christian Wagner, Senior Fellow der Stiftung Wissenschaft und Politik, hob hervor, dass Chinas Handeln in jüngster Zeit zunehmende kritisch in Europa gesehen wird. Dr. Wagner sagte, obwohl Deutschland keine Präsenz im Indischen Ozean hat, könnte es ein Partner beim Kapazitätsaufbau sein. Deutschland wäre bereit, Indien beim Aufbau einer kooperativen Sicherheitsarchitektur zu unterstützen, glaubte er. Dr. Christopher Snedden, Professor am DKI APCSS, der eine australische Perspektive einbrachte, sagte, dass die Region des Indischen Ozeans für diese Nation in Bezug auf Handel wichtig sei. Dr. Snedden äußerte die Befürchtung, dass die Region des Indischen Ozeans nicht unbedingt eine Zone des Friedens für lange
bleiben würde, da sie zunehmend umkämpft sei.
In der dritten Sitzung "Überwindung der Bedrohung des globalen Terrorismus" wies Lt. General a.D. S. L. Narasimhan, Mitglied des National Security Advisory Board von Indien, darauf hin, dass heute viele Nationen auf der ganzen Welt mit Terrorismus konfrontiert sind, es aber immer noch keine allgemein akzeptierte Definition von Terrorismus gibt. Indien hatte 1996 ein umfassendes Übereinkommen über den internationalen Terrorismus vorgeschlagen, doch nach wie vor wird darüber diskutiert. Das von Indien vorgeschlagene Übereinkommen kriminalisiert alle Formen des Terrorismus und verbiet jegliche Unterstützung. Generalmajor a.D. Milinda Peiris sagte, dass die globale terroristische Bedrohung aufgrund der geografischen Ausdehnung terroristischer Organisationen, der Verwendung neuer Methoden und moderner Technologie sowie der Nutzung von Cyber-Plattformen für terroristische Aktivitäten erheblich zugenommen habe. Neue Technologien, wie die sozialen Medien, sind unbeabsichtigt zu einem perfekten Instrument zur Erreichung terroristischer Ziele geworden. Lt. General D. S. Hooda, ehemaliger Befehlshaber der Northern Army Indiens, sagte, der 2001 von den USA begonnene Globale Krieg gegen den Terrorismus sei stark von der Globalisierung der Wirtschaft und der Technologie beeinflusst worden, insbesondere der Informationstechnologie, die die Reichweite und Verbreitung der terroristischen Propaganda erheblich gesteigert habe.
Die vierte Diskussionsrunde konzentrierte sich auf "Entwicklung einer einheimischen Verteidigungsindustrie". Air Marshall M. Matheswaran, ehemaliger Deputy Chief of Integrated Defence Staff, sagte, dass seit 1999, nach der wirtschaftlichen Liberalisierung, die Rüstungsindustrie privatisiert wurde, aber Indiens Verteidigungsfähigkeiten nicht wesentlich verbessert wurden. Nach wie vor sei Indien im Bereich militärischer Rüstungsgüter vom Import abhängig. Lt. General a.D. Ravi Thodge, ehemaliger Master General Ordnance of the Indian Army, behauptete, Indien sei trotz der Initiative "Make in India", strategischer Partnerschaften und verstärkter Forschung in der akademischen Welt nicht in der Lage, Kerntechnologien im Rüstungswesen zu entwickeln. Saurabh Kumar, Member of the Ordinance Factory Board, merkte an, dass Indien der weltweit drittgrößte Importeur von militärischer Ausrüstung sei. Rajinder Singh Bhatia, Präsident und CEO der Abteilung Defence and Aerospace von Bharat Forge, wies darauf hin, dass es in der Rüstungsindustrie keine Start-ups im Land gebe und dass das „Manufacturing Ecosystem“ dynamischer werden müsse. Er sagte, für die Transformation seien Vision, Fähigkeiten, Anreize, Ressourcen und ein Aktionsplan notwendig. Yonatan Yaron, Senior Director von Elbit Systems, sagte, sein Unternehmen - als ein weltweit führender Anbieter von technologiebasierten Systemen für Verteidigung, innere Sicherheit und kommerzielle Anwendungen - sei gut positioniert, um die Bedürfnisse von „Make in India“, „Make with India“ und „Make for India“ zu erfüllen.
In der fünften Diskussionsrunde "Förderung des privaten Sektors in der Verteidigungsindustrie Indiens", wies Botschafter a.D. A. R. Ghanashyam darauf hin, dass Indiens heimische Verteidigungsindustrie ins Stocken geriet, weil keine Anreize für private Unternehmen gemäß den Anforderungen der Streitkräfte geschaffen worden seien. Unter der Aufsicht des Verteidigungsministeriums wurden zwar mehrere Unternehmen gegründet, die jedoch alle den Anforderungen der Zeit nicht entsprechen würden. Air Marshall a.D. Krishna Kumar Nohwar, Generalsdirektor des Centre for Air Power Studies, beschrieb Deutschlands Partnerschaft mit Indiens Verteidigungssektor. Der Kampfflugzeug HF24, ein wesentlicher Bestandteil der indischen Luftwaffe in seinen Anfangsjahren, wurde von Kurt Tank, einem deutschen Luftfahrtingenieur, entworfen. Indien verfügt über eine Reihe von Kollaborationen mit Deutschland im Bereich der Luftwaffe und in verwandten Bereichen. Generalmajor Sanjeev Loomba, Geschäftsleiter von DCM Shriram Industries, beschrieb die Art und Weise, wie sich sein Unternehmen entwickelt hat, um den Verteidigungsbedürfnissen des Landes gerecht zu werden. Sameer Sonpavde, CEO von Aviohelitronics Infosystems Pvt. Ltd., beklagte den Mangel an kompetenten Mitarbeitern im indischen Technologiesektor.
Die Konferenz endete mit einer Podiumsdiskussion mit dem Titel "Eine globale Perspektive auf die indo-pazifische Region", moderiert von Moses Manoharan. Konteradmiral Gumataotao beschrieb das Sicherheitsumfeld des 21. Jahrhunderts als komplex mit Auswirkungen auf Luft, Land, See, Cyber und Weltraum. Er betonte die Bedeutung von Innovation, die Einbeziehung von Wissenschaft und Privatwirtschaft und die kontinuierliche Beteiligung von Frauen. Salman Khurshid, ehemaliger Außenminister Indiens, hielt China für einen wichtigen Faktor bei der Diskussion über eine nachhaltige Sicherheitsarchitektur. Er sagte, dass die Beziehung, die Indien mit China hat, enorme Unklarheiten beinhaltet. Erforderlich sei eine "Win-Win"-Situation für beide Länder. Er betonte, dass Indien keine hegemonistischen Vorstellungen für den Indo-Pazifik hätte, sondern stattdessen Beziehungen die auf Gegenseitigkeit und Gleichheit beruhen präferiere. General a.D. Vyacheslav Trubnikov erklärte, dass Indien und Russland immer strategische Partner gewesen seien und dass Russland die längste Meeresküste im Pazifik habe. Die Weltpolitik ist in dieser Übergangszeit so angespannt durch zunehmende Widersprüchen und Konkurrenz. Seshadri Chari, führendes Mitglied der BJP, glaubte, dass das indo-pazifische Konzept tatsächlich eine alte Terminologie war, die neue Dimensionen angenommen hat. Er betonte, dass der Schwerpunkt auf der Gestaltung einer globalen Sicherheits- und Wirtschaftsarchitektur liegen sollte, von der alle profitieren könnten. Lt. General Rakesh Loomba, ehemaliger Generalsdirektor der Military Intelligence, wies auf Chinas zunehmend selbstbewusste Ambitionen hin und stellte die Frage, ob diese gutes bringen würden.
In seinen Schlussworten sagte Admiral Lanba, Vorsitzender des Chiefs of Staff Committee und Chief of the Naval Staff of India, die Konferenz habe über die regionale Sicherheit viele Einblicke geliefert. Er sagte, dass wir am Beginn einer polyzentrischen Weltordnung stünden, die mit dem Aufstieg Chinas, dem Wiederaufleben Russlands und dem Niedergang der amerikanischen militärischen Überlegenheit einhergeht. In der Region des Indischen Ozeans sei es notwendig, eine Sicherheitsarchitektur zu etablieren, um eine Eskalation der Spannungen zu verhindern, hob er hervor.