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Veranstaltungsberichte

"Women and Politics- Changing Trends and Emerging Patterns"

von Ann-Margret Bolmer

Veröffentlichung gemeinsamer CSDS-KAS Studie

Am 13. November haben das Centre for the Studies of Developing Societies (CSDS) und das Auslandsbüro Indien der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) gemeinsam ihre Studie zum Thema „Women and Politics: Changing Trends and Emerging " veröffentlicht. Der Bericht kommt zu einem Zeitpunkt, an dem die Wahlbeteiligung von Frauen so hoch ist wie nie zuvor in der indischen Wahlgeschichte und mehr Frauen in politischen Fragen ihrer Meinung Ausdruck verleihen, auch wenn das Ausmaß der Beteiligung sehr unterschiedlich ist und von Faktoren wie Alter, Bildungsniveau, Wohnort und politischer Einstellung beeinflusst wird.

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Die Partnerschaft zwischen CSDS und KAS reicht mehr als ein Jahrzehnt zurück und hat eine breite Palette erfolgreicher Projekte hervorgebracht, darunter die erste indische Jugendstudie und eine Bewertung der Nutzung Sozialer Medien bei den diesjährigen Parlamentswahlen.

Zu Beginn der Veranstaltung betonten sowohl Sanjay Kumar, Direktor des Centre for the Studies of Developing Societies, als auch Peter Rimmele, Leiter des Auslandsbüros Indien der Konrad-Adenauer-Stiftung, die gut funktionierende Zusammenarbeit zwischen beiden Institutionen und den Forschungsbedarf zur Beteiligung von Frauen an der Politik. Während Herr Rimmele alle Männer aufforderte, zum Ziel der Geschlechtergleichstellung beizutragen, erklärte Herr Kumar, dass es an der Zeit sei, mehr als lediglich Daten zur politischen Partizipation von Frauen zu betrachten um die Ursachen von Frauenbeteiligung und Nichtteilnahme offenzulegen.  

Nach den Ansprachen von CSDS- und KAS-Vertretern präsentierte Jyoti Mishra, Teil des Lokniti-Forschungsteams, die verwendete Methodik und die wichtigsten Ergebnisse der Studie. Die Forschung basierte auf einer Umfrage, die in elf indischen Bundesstaaten durch einen standardisierten Fragebogen mit geschlossenen Fragen durchgeführt wurde, wobei die Stichprobe darauf abzielte, die sozioökonomische Bevölkerungsstruktur jedes Bundesstaates abzubilden.

Die wichtigsten Ergebnisse lauteten wie folgt:

  • Gewinnbarkeit wird als Vorwand verwendet, um zu erklären, warum weibliche Kandidaten von den Parteien in geringerer Zahl nominiert werden.
  • Frauen in ländlichen Gebieten haben ein größeres politisches Interesse gezeigt, insbesondere an der lokalen Politik.
  • Patriarchalische Denkweisen sind eine entscheidende Einschränkung, die die aktive Beteiligung von Frauen behindert.
  • Das Fehlen einer fairen Beteiligung an der Entscheidungsfindung im häuslichen Umfeld hat negative Auswirkungen auf die Beteiligung von Frauen in der Politik

 

Im dritten Teil des Abends wurden vier Diskussionsteilnehmerinnen aus verschiedenen Bereichen des breiten indischen politischen Spektrums eingeladen, um auf der Grundlage der Ergebnisse der Studie die größten Barrieren für Frauen- Aktivismus zu diskutieren. In der ersten Fragerunde wurden Neha Joshi (Bhartiya Janata Yuva Morcha), Aktivistin, Mitverantwortliche für nationale Medien bei der Bhartiya Janata Yuva Morcha, Atishi Marlena (Aam Admi Party), Politikerin, politische Aktivistin und ehemalige Beraterin des stellvertretenden Ministerpräsidenten von Delhi, Ragini Nayak (INC), Politikerin, Juristin und Shazia Ilmi (BJP), Politikerin und Aktivistin, gebeten, die Dimension der Studie zu nennen, dessen Aussage sie am meisten provozierte. Die vier Parteivertreterinnen betonten die Wirkung des internalisierten Patriarchats, welches das Wahlverhalten der Frauen steuert und das allgemeine politische Handeln mit einer männlichen Dominanz beeinflusst, ein Symptom, welches sich seit kurzem aufzulösen beginnt. In diesem Zusammenhang bietet der Ausblick auf die positive Wirkung von Bildung auf Selbstbestimmung einen Lichtblick auf die Möglichkeit eines signifikanten Meinungsumschwungs. Der Bericht stellt außerdem fest, dass Frauen von unabhängigen Meinungsbildungsinstitutionen - z.B. Universitäten und Forschungseinrichtungen - ferngehalten werden, was ein weiteres Merkmal des internalisierten Patriarchats darstellt.

Bei der Diskussion der zweiten Frage über männlich dominierte Strukturen der Entscheidungsfindung in politischen Parteien betonten die Diskussionsteilnehmerinnen die Bedeutung der Erziehung innerhalb einer politischen Familie.  Sprösslinge politischer Familien haben den Vorteil, dass sie politischen Institutionen und Entscheidungsträgern nahestehen, was den Eintritt in die politische Welt erleichtert. In diesem Zusammenhang erklärte Neha Joshi, dass "Männer keine Frauen in der Politik wollen, außer sie sind Teil ihrer eigenen Familie", da Frauen immer noch als anfälliger  als Männer gelten und eine geringere "Gewinnbarkeit" aufweisen. Darüber hinaus ist es ein inhärentes Merkmal patriarchalisch strukturierter Parteien, ein männlich dominiertes System auf politischen Aktivismus zu übertragen, welches anschließend männliche Kandidaten bevorzugt.

Trotz der guten Ausgangsbedingungen für Frauen in politischen Familien wurde in der dritten Runde der Podiumsdiskussion die Diskriminierung aufgrund des Geschlechts in den Familien als ein Hindernis des politischen Einstiegs genannt. Die Unterlegenheit der Frauen in den Familien spiegelt sich in der unterschiedlichen Gewichtung der Schulbildung von Jungen und Mädchen sowie in der Erwartung wider, dass eine Frau eine berufliche Laufbahn für die Erziehung ihrer Kindern aufgibt. Ein weiteres Hindernis stellt der Volksglaube dar, dass Politik gleichbedeutend ist mit Verrat, Betrug und Korruption - unvorstellbar für eine Familie, ihre Tochter in dieser Umgebung arbeiten zu lassen.  Eine Diskussionsteilnehmerin wies darauf hin, dass Frauen noch nicht als Führungskräfte akzeptiert werden, da die Aufmerksamkeit auf ihre Charaktere und ihr persönliches Leben gelenkt wird, ohne ihre beruflichen Fähigkeiten zu bewerten.

Zuletzt gingen die Panelistinnen selbst in eine Frage- und Antwortrunde, in der sie sich auf ihre persönlichen Biografien und Karrierewege konzentrierten. Auf die Frage, ob es wahr ist, dass Frauen einfach nicht genug getan hätten, um Ungleichheit zu bekämpfen, antwortete Neha Joshi, dass im Allgemeinen das politische Erbe innerhalb einer Familie auf die Jungen und nicht auf die Mädchen übertragen wird. Um diese Fixierung zu bekämpfen, müssen Frauen für ihre Führungsqualitäten einstehen, um sich auch gegenüber Männern behaupten zu können.

Nach der Debatte unter den Diskussionsteilnehmern folgte eine Frage- und Antwortrunde mit dem Publikum.

 

Einige Ergebnisse der Studie sowie  können auf der Website von qz.com und moneycontrol.com nachgelesen werden.

 

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Peter Rimmele

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