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Veranstaltungsberichte

Giulio Andreotti und Helmut Kohl. Die deutsche Wiedervereinigung, Lehren für heute.

von Patricia Liberatore, Dr. Nino Galetti

Internationale Konferenz des Auslandsbüros der KAS in Italien, des Istituto Luigi Sturzo und der Università Carlo Bo in Urbino

Die Konferenz erörtert die Rolle Italiens bei der deutschen Wiedervereinigung und den geopolitischen Entwicklungen in den vergangenen 30 Jahren.

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„Ich liebe Deutschland so sehr, dass ich zwei davon bevorzuge.“ Da dieses Zitat dem früheren italienischen Premierminister Giulio Andreotti zugeordnet wird und dieser seinen Ausspruch nie geleugnet hat, überwiegt in Deutschland ein eher kritisches Bild des Politikers, der über Jahrzehnte hinweg die Geschicke Italiens bestimmte.

Aber welche Rolle hat Italien und hat der damalige italienische Premierminister Andreotti wirklich während der deutschen Wiedervereinigung gespielt? Dieser Frage näherte sich die Konrad-Adenauer-Stiftung Rom gemeinsam mit dem Istituto Luigi Sturzo und der Universität „Carlo Bo“ im Rahmen einer zweitägigen Konferenz, bei der am 28./29 Oktober zahlreiche Zeitzeugen und Zeithistoriker im mittelitalienischen Urbino zusammenkamen.

Für den früheren außenpolitischen Berater Andreottis, Umberto Vattani, sei es das Ziel des italienischen Premierministers gewesen, die Stabilität in Europa zu keinem Zeitpunkt zu gefährden und alles dafür zu tun, dass ein ein geeintes Deutschland sowohl in der NATO als auch in der Europäischen Union und in der späteren OSZE verankert sein müsse.

Dies bestätigt Joachim Bitterlich, ehemaliger europapolitischer Berater Bundeskanzler Helmut Kohls: Andreotti habe in keiner Weise versucht, den Prozess der deutschen Wiedervereinigung zu stoppen. Es sei ihm lediglich um die Beibehaltung des europäischen Gleichgewichts gegangen. Andreotti wollte den Einfluss und die Interessen Italiens sichern. Eine deutsche Wiedervereinigung hätte das relative Gewicht Italiens in Europa verringern können. Dennoch, so Bitterlich, habe Andreotti den richtigen Blick für die Interessen eines geeinten Europa gehabt.

Helmut Kohls Enttäuschung über die zögerliche Art Andreottis gegenüber der deutschen Wiedervereinigung habe der Bundeskanzler selbst später relativiert: „Heute weiß ich, dass ein großer Teil der deutschen politischen Elite die Wiedervereinigung nicht wollte. Warum sollten ausländische Regierungschef eine andere Meinung vertreten?“.

Dank der Teilnahme zahlreicher Zeitzeugen aus Europa, den USA und der ehemaligen Sowjetunion bot die Konferenz einen Einblick hinter Kulissen im Prozess der deutschen Wiedervereinigung. Ergänzt wurden die Erinnerungen der Politiker und Diplomaten um die wissenschaftliche Perspektive, mit der deutsche und italienische Professoren u.a. Antonio Varsori, Universität Padova, Peter Hoeres, Universität Würzburg und Ulrich Schlie von der Universität Bonn die Ereignisse zu interpretieren versuchten.

Als Zeitzeugen nahmen u.a die ehemaligen ital. Ministerpräsidenten Giuliano Amato (1992-1993) und Massimo D’Alema (1998-2000), Charles Powell, diplomatischer Berater für Außen- und Sicherheitspolitik bei Margaret Thatcher und John Major, Sophie-Caroline de Margerie, Beraterin für Europa-Fragen bei Francois Mitterand sowie Franz Josef Jung, ehemaliger Verteidigungsminister (2005-2009) und Generalsekretär der CDU Hessen (1987- 1991) teil.

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