Veranstaltungsberichte
Datum/Ort: 13. und 20. Oktober 2012 – All Youth commission, Mafraq & Karak– Jordanien
The Jordanian Society for Family Empowerment, Konrad-Adenauer-Stiftung Amman Office
Einleitung
Da manchen Regionen in Jordanien weniger Entwicklungshilfe bereitgestellt wird als größeren Städten, hat die Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS) Amman in Zusammenarbeit mit der Jordanian Society for Family Empowerment und der All Youth Commission am 13. und 20. Oktober 2012 einen jeweils eintägigen Workshop in den Provinzen Mafraq und Karak organisiert. Thema des Workshops war die Rolle der Frau in der Gestaltung der Zukunft. Das Hauptziel des Workshops war es, Frauen auf ihre verfassungsrechtlichen, nationalen und internationalen Rechte aufmerksam zu machen und ihre Teilnahem am politischen und wirtschaftlichen Leben zu fördern. Frauen aus verschiedenen beruflichen und sozialen Positionen. Als Trainerin agierte Frau Suhair Jaradat, Expertin im Bereich Medien und Gender.
Das Training fand parallel zu der Bildung einer neuen Regierung statt, deren 20 Minister ausschließlich Männer sind.
Mafraq
Frau Samah Masannat eröffnete den Workshop in Mafraq und dankte der Konrad- Adenauer-Stiftung für die neue Zusammenarbeit, welche hoffentlich der Grundstein für eine fruchtvolle Kooperation sei. Frau Masannat berichtete kurz über die bisherigen Projekte welche die Jordanian Society for Family Empowerment seit ihrer Gründung vor drei Jahren in verschiedenen Regionen Jordaniens organisiert hat. Darunter waren z. B. ein Workshop zur Unterstützung der Frauen und Jugend, ein Tag freier medizinischer Verpflegung und ein Workshop zur Erwerbstätigkeit. Diese Projekte sollen dem Erhalt und der Entwicklung einzelner Kommunen dienen. Zum Ende ihrer Einführung betonte sie, dass es wichtig sei, positive Resonanz an die jeweiligen Entscheidungsträger weiter zugeben.
Frau Nidaa Al Shraideh, die in Vertretung für Maria Zandt, Übergangsleiterin des Auslandsbüros Jordanien, an der Veranstaltung teilnahm, begrüßte die Teilnehmer und bedankte sich für ihr zahlreiches Kommen. Im Anschluss gab sie einen kurzen Überblick über die Arbeit der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jordanien. Sie betonte, dass die Frauen sich ihrer verfassungsrechtlichen und internationalen Rechte stärker bewusst werden müssten und sprach von einer Notwendigkeit der Teilnahme an politischen und wirtschaftlichen Geschehnissen.
Ihre Exzellenz Wafaá Bani-Mustafa, Abgeordnete im jordanischen Parlament, sprach über die Herausforderungen und Chancen mit denen sie sich auf ihrem Weg ins Parlament konfrontiert sah. Dabei machte sie deutlich, dass es ausschlaggebend sei, dass Frauen sich im politischen Bereich engagieren und sich der Anteil der Frauen im Parlament erhöhe. Daraufhin erklärte sie, dass es wichtig sei, Frauenquoten einzuführen, da viele Frauen noch immer unter vielen wirtschaftlichen und sozialen Hindernissen leiden. Bani-Mustafa begrüßte die neuste Änderung im Wahlgesetz, welche festsetze, dass mindestens eine Frau aus jeder Region im Parlament vertreten sein müsse. Dadurch sollen Frauen motiviert werden, sich politisch stärker einzusetzen. Die Änderung sei ein großer Erfolg für die Frauenbewegung in Jordanien. Viele Hindernisse denen Frauen gegenüber standen, scheinen zu verblassen, da Frauen ihre Rechte anders wahrnehmen und die jordanische Gesellschaft ihnen in bestimmten Bereichen wie Bildung und Gesundheit einen Platz einräumt. Trotzdem spielen sie in der Politik und Wirtschaft noch immer eine untergeordnete Rolle.
Des Weiteren sprach Bani-Mustafa von ihren Erfahrungen, die sie auf dem Weg ins Parlament gemacht hat. Ihre Strategie war es, durch Leistung und Wissen die Unterstützung der Stammesältesten zu erlangen, wodurch sie weitere Anhänger und Wähler für sich gewinnen konnte. So wurde sie Mitglied im Parlament und war die erste Frau im Rechtsauschuss. Ihr Erfolg ist ein Beispiel für viele andere Frauen.
Karak
Zu Begin des Workshops in Karak stellte Seine Exzellenz Dr. Samir Habashneh, ehemaliger Minister und Mitglied des Parlaments, heraus, dass in der Justiz und auch im politischen Bereich keine Unterschiede zwischen Frauen und Männer gemacht würden. Jordanien war eines der ersten Länder in der arabischen Welt, das den Frauen den Zutritt zum Parlament erlaubte. Das Problem liege ihm zufolge eher darin, dass Frauen oft durch Tradition, Ehemänner oder Stämme bevormundet würden. Einer Frauenquote stimmte er jedoch nicht zu, da somit Frauen auch ohne die nötigen politischen Qualifikationen ins Parlament eintreten könnten. Stattdessen solle versucht werden, Frauen in ihrem Selbstvertrauen zu stärken.
Im Anschluss begann Frau Jaradat ihr Training und konzentrierte sich insbesondere auf folgende Themen:
- Frauenrechte im jordanischen Rechtssystem.
- Frauenrechte im internationalen Kontext.
- Herausforderungen denen Frauen im politischen Leben gegenüberstehen.
Sie sprach zudem über die vereitelte Frauenbewegung, welche durch den Arabischen Frühling in den Schatten gestellt wurde. Die jordanische Verfassung jedoch garantiere eine Gleichberechtigung beider Geschlechter in allen Lebensbereichen, da Gesetze über die Jahre weiterentwickelt wurden, um einen internationalen Standard zu erreichen. Es liege aber auch in der Verantwortung der Frau, sich dieser Rechte bewusst zu sein und sie zu nutzen. Im Anschluss verglich sie Rechte, welche Männer und Frauen gleich- und ungleichberechtigt behandeln. Sie erklärte, dass Jordanien prinzipiell versuche, alle internationalen Abkommen zu unterzeichnen, um nicht als rückständig zu gelten, außerdem sei dies eine wesentliche Voraussetzung um finanzielle Unterstützung zu bekommen. Dennoch, als Jordanien z. B. das CEDAW-Abkommen unterschrieb, wurden einige Einschränkungen getroffen, die zu hitzigen Diskussionen innerhalb der jordanischen Gesellschaft führten. So ging es z. B. darum, dass einer Mutter das Recht zusteht, ihre Staatsangehörigkeit an ihren Ehemann oder zumindest an ihre Kinder weiter zu geben. Frau Jaradat verdeutlichte, dass manche Jordanier diesem Abkommen skeptisch gegenüber ständen, da es als zu westlich gelte.
Am Ende wurden die Teilnehmer in drei Gruppen aufgeteilt. Jede Gruppe sollte über die aktuelle Situation der Frauen in Jordanien, die Hürden und ihre Bedürfnisse sprechen. Anschließend präsentierte jede Gruppe ihre Erkenntnisse.
Aktuelle Situation der Frauen in Jordanien:
-Wissenslücken in Bezug auf verfassungsmäßige und internationale Rechte.
-Frauen beschränken sich selbst durch Bräuche und Traditionen.
-Frauen verzichten auf ihr Recht bei der Vererbung.
-Sie bestehen häufig nicht auf ihr Recht über Eigentum zu verfügen.
-Frauen sind nur zu einem sehr geringen Prozentsatz in Führungspositionen verschiedener Arbeitsbereiche vertreten.
-Einige Verfassungsgesetze werden in der Praxis nicht angewandt.
Hindernisse:
-Traditionelle und kulturelle Pflichten.
-Frauen sind wirtschaftlich nicht unabhängig.
-Dominanz der patriarchalischen Gesellschaft.
-Sozialer Status und Hintergrund dem Frauen häufig 'ausgeliefert' sind.
Bedürfnisse der Frauen:
- Finanzielle und moralische Unterstützung von Familie, Gesellschaft und Behörden.
-Rechte der Frauen die bereits durch Gesetz und Religion gegeben sind durchzusetzen.
-Förderung und Unterstützung des Selbstbewusstsein der Frauen.
-Erreichen eines guten Bildungs- und Wissensstandes.
Nach der Gruppenarbeit mischte Frau Jaradat die Teilnehmer neu und teilte sie nochmals in vier Gruppen ein. Sie verteilte Papiere mit Lösungsvorschlägen, welche in den Gruppen erneut diskutiert werden sollten. Folgende Vorschläge zu Veränderungen wurden genannt:
-Kooperation mit sozialen Kräften, um das Frauenbild in der Gesellschaft zu verbessern.
-Erfolge der Frauen in unterschiedlichen Bereiche (wirtschaftlich, sozial, politisch) sollten stärker hervorgehoben werden.
-Unterstützung der Frauen sollte in der Familie beginnen und Bestandteil der Gesellschaft sein.
-Bekämpfung des sozialen Drucks auf Frauen einer speziellen politischen Richtung zu folgen.
-Die gesellschaftliche Wahrnehmung der politischen Aktivität der Frauen ist ein fortlaufender Prozess und sollte von allen politischen und gesellschaftlichen Kräften angestrebt werden.
-Änderung der Gesetze, die Frauen an der politischen Teilnahme hindern.
-Moralische, materielle und logistische Unterstützung.
-Förderung des Engagements der Frauen in der Wirtschaft und auf dem Arbeitsmarkt.
-Etablierung von speziellen Parteiprogrammen, um Frauen zu fördern und mehr weibliche Mitglieder zu gewinnen
-Zusätzliche Gesetze sollten Frauen ermöglichen, eine Führungsposition in ihrer Partei einzunehmen.
Fazit
Die beiden Workshops boten ein hervorragendes Forum zur Diskussion und Beratung zum Thema Frauenrechte, die aktuelle Situation, Herausforderungen und Chancen. Frau Jaradat konnte die Teilnehmer ermutigen ihre Gedanken und Sorgen auszudrücken, um konstruktive Lösungswege zu finden. Die Teilnehmer, welche aus unterschiedlichen Positionen kamen und über verschiedene Hintergründe verfügten, wurden angehalten, die Erkenntnisse an ihre Kommunen weiter zu geben.
Weitere Infos finden Sie unter folgenden Links:
http://www.petra.gov.jo/public_news/Nws_NewsDetails.aspx?Menu_ID=&Site_Id=2&lang=1&NewsID=87480&CatID=15
http://hasadjo.com/local
http://www.facejordan.com/inews.php?id=546664
http://www.addustour.com/ViewTopic.aspx?ac=%5CLocalAndGover%5C2012%5C10%5CLocalAndGover_issue1821_day14_id443641.htm
http://urdoni.com/index.php/محلي.html?start=25