Die Konferenz setzte sich in erster Linie mit der Rolle von Religion innerhalb politischer Partizipationsprozesse in Jordanien auseinander angesichts einer neuen politischen Reform. Letztes Jahr verabschiedete Seine Majestät König Abdullah II eine politische Reform, wo Bürger dazu aufgefordert wurden, sich innerhalb des Reformprozesses zu beteiligen für ein stärkeres, erhabeneres und demokratischeres Jordanien. Die Frage „Dient Religion als ein unterstützender oder schwächender Faktor für die politische Beteiligung in Jordanien“ entwickelte sich zum Kern dieser Diskussion. Einige Teilnehmer argumentierten, dass Gläubiger und Anhänger vom Islam und Christentum dazu aufgerufen werden, nicht am Rande der Gesellschaft zu stehen, sondern sich vielmehr politisch einzubringen und ihre Meinung zu äußern.
Der CCSM-Direktor, Fr. Dr. Rifa’t Bader, hieß die Teilnehmer in seiner Eröffnungsrede willkommen und hob hervor, dass das CCSM seit seiner Gründung im Jahr 2012 unter der Schirmherrschaft des Lateinischen Patriarchats und in Zusammenarbeit mit verschiedenen Kirchen, Religionen und erweiterten Teilen der jordanischen Gesellschaft zur Gleichheit von Rechten, Pflichten und einer guten Staatsbürgerschaft aufrufe. Laut Pater Dr. Bader sollte jeder Bürger nicht als Zuschauer betrachtet werden, sondern in dem Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens stehen und sich innerhalb der verschiedenen sozialen, kulturellen, religiösen und politischen Lebensbereiche einbringen.
Dr. Edmund Ratka, Direktor der Konrad-Adenauer-Stiftung in Jordanien, äußerte sich in seiner Eröffnungsrede zur Zunahme der weltweit stetigen Abwesenheit von Vertrauen innerhalb politischer Systeme und erwähnte als Beispiel den steigenden Populismus in Europa. Eine Zunahme der politischen Partizipation der Zivilgesellschaft kann als Lösung dienen und zu einer langfristigen Stabilität führen: ,,Wir von der Konrad-Adenauer-Stiftung sind der festen Überzeugung, dass eine breitere, politische Beteiligung zu einer besseren Regierungsführung führt durch eine erhöhte Rechenschaftspflicht und Repräsentation. Und dies wird eine langfristige Stabilität fördern können.“ Er fügte hinzu, dass seiner Auffassung nach, das Christentum und der Islam Menschen ermutige, sich für eine bessere Welt einzusetzen. Religionsgemeinschaften könnten in diesem Fall Anhängern und Gläubigern bestärken, sich einer Bürgerbeteiligung anzuschließen oder sich als politische Führungskraft aufzustellen.
Die Veranstaltung umfasste drei verschiedene Diskussionsrunden. Das erste Panel setze sich mit dem Thema "Religion und politische Beteiligung in Jordanien " auseinander. Die Moderatorin Shahed Al Tarawneh, Journalistin des jordanischen Senders Al Mamlaka TV, leitete die Diskussion. Akademischer Berater der Al Albayt Universität, Dr. Amer Al Hafi, äußerte sich zum Thema “Politische Partizipation aus einer muslimischen Sicht“. Im Kontrast sprach Pater Dr. Imad Alamat, Generalsekretär des Lateinischen Vikariats in Amman, über "Politische Partizipation aus einer christlichen Sicht" und darauffolgend äußerte sich Pater Fr. Ibrahim Dabbour, Generalsekretär des Rates der Kirchen in Jordanien, über "Die Position der Kirche in Jordanien“. Pater Ibrahim Dabbour betonte in seinem Beitrag, dass die Kirche in ihrer Lehre zur politischen Beteiligung ermutigt und darauf abzielt, den Menschen zu dienen und ihre Würde zu stärken. Im Anschluss der Diskussionsrunde sprach die Journalistin, Dr. Rana Khamayseh, zum Thema “Die Notwendigkeit, am politischen Leben in Jordanien teilzunehmen”.
Das zweite Panel setzte sich mit dem Thema "Politisches Leben inklusiver gestalten" auseinander. Omar Abawi, Programmleiter bei Caritas Jordanien, moderierte diese Diskussion. Die Dekanin für studentische Angelegenheiten an der Deutsch-Jordanischen Universität, Frau Dr. Thelal Oweis, sprach zum Thema “Die Rolle der Jugend im politischen Leben”. Professor für Journalismus an der Yarmouk Universität, Dr. Marcelle Jweinat, beschäftigte sich mit der Frage, welche Rolle Frauen im politischen Leben in Jordanien spielen. Anschließend äußerte sich Dr. Fares Braizat, der Vorsitzende von NAMA und ehemaliger Jugendminister Jordaniens, wie man Parteien attraktiver gestalten kann.
Die letzte Diskussionsrunde mit dem Thema "Wie kann man junge Menschen zur Teilnahme am politischen Leben ermutigen?" wurde von Asma Al Shelleh, Senior Program Officer am Al Thoria Studies Center, moderiert. Zu den Podiumsteilnehmern gehörten der Ingenieur, Hassan Al Wer, der sich für die jordanische Politik interessiert, Lina Haddad, Expertin für Jugend- und Frauenförderungsprogramme, und Mohammad Assaf, Forscher und Autor.
Die Konferenz endete mit einer Abschlussrede von Dr. Edmund Ratka und Pater Dr. Bader. Abschließend fügte er hinzu, dass der Staat Vertrauen zwischen jungen Menschen und dem politischen System schaffen muss, um politische Partizipation überhaupt möglich zu machen: "Die Menschen, die Jugend und andere müssen das Vertrauen in das System wiedergewinnen. Aber auch das System muss den Menschen und der Jugend vertrauen".
Anschließend präsentierte der Politiker Jamil Al Nimiri eine Zusammenfassung der Diskussionsrunden und forderte die Jugend auf, sich positiver und effizienter in politischen Prozessen zu involvieren, aber fügte auch hinzu, dass der Staat Jugendpartizipation fördern muss. Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmern und richten unseren besonderen Dank an unseren Kooperationspartner Catholic Center for Studies and Media (CCSM) und unseren Speakern, welche diese Veranstaltung ermöglicht haben!