Die Veranstaltung wurde moderiert vom Direktor des “Diálogo Ciudadano”, Txomin Las Heras; der Forscher des Observatoriums für Venezuela, Ronal Rodríguez, dankte den Anwesenden für ihre Teilnahme an dem akademischen Dialog. Im Anschluss erklärte die Projektkoordinatorin der KAS Kolumbien, María Paula León, dass die Arbeit der KAS zur Demokratieförderung sich im Wesentlichen auf fünf Arbeitslinien beziehe: Nachhaltige Entwicklung, Friedenskonstruktion, Sicherheit und Verteidigung, Dezentralisierung und Stärkung demokratischer Institutionen. Sie lobte auch, die von der Stadtverwaltung kürzlich vorgelegten politischen Strategien zur Integration von Migranten und sprach die Hoffnung aus, dass diese Politik auch von dem neugewählten Bürgermeister weitergeführt werde.
Ronal Rodríguez gab einen kurzen Überblick über die aktuellen Beziehungen zwischen Kolumbien und Venezuela, wobei die Integration der Migranten zweifellos die Marschroute der verschiedenen Regierungsebenen bestimmen sollte. Migrationsprozesse ließen sich nicht zeitlich begrenzen, vor allem wegen der langen und komplexen Geschichte beider Staaten; jedoch sei in den letzten 8 Jahren ein zunehmender Migrationsfluss aus Venezuela zu beobachten, was auf das dortige autoritäre Regime zurückzuführen sei und wobei Kolumbien ein obligatorisches Durchgangsland sei. Diese Situation verpflichte das Land dazu, ein kurz- und mittelfristig funktionierendes institutionelles Gerüst aufzubauen.
Rodríguez betonte auch, dass der Übergang zu einer Demokratie in Venezuela direkt von den Friedensverhandlungen, vor allem mit der Guerrillagruppe ELN abhängen. Seiner Meinung nach sei es unabdingbar, dass der Friedensprozess auf nationaler und internationaler Ebene geführt werde und sowohl die Zivilgesellschaft als auch internationale Organisationen miteinbezogen werden sollten.
Im Anschluss präsentierte der zuständige Gemeindevertreter für Verteidigung und Schutz der Menschenrechte, Michael Eduardo Guerrero López, einen Bericht zur Lage der Menschenrechte unter Flüchtlingen, Migranten und kolumbianischen Rückkehrern in der Hauptstadt zwischen 2022 und 2023. Die Studie zeige unter anderem eine hohe Sterblichkeitsrate von 68,9% unter schwangeren Migrantinnen, was vor allem auf fehlende Vorsorgeuntersuchungen zurückzuführen sei. Ebenso wies Guerrero auf häufige Gewaltverbrechen, Diskriminierung und mangelnde Lebensmittelversorgung in dieser Bevölkerungsgruppe in Bogotá hin.
Der Berater für Migrationsangelegenheiten des Oberbürgermeisteramtes von Bogotá, Iván Mauricio Gaitán, referierte über die Politik der Stadtverwaltung gegenüber Migranten, Flüchtlingen und Rückkehrern. Gemäß den vorliegenden Daten sei es zwar eine große Herausforderung in so kurzer Zeit eine solche Krise zu bewältigen, jedoch habe die Stadtverwaltung Pläne zur sozialen und kulturellen Integration und zum Zugang zum Arbeitsmarkt für Migranten entworfen. Diese Bevölkerungsgruppe konzentriere sich vor allem im Westen der Stadt, was eine noch umfassendere Betreuung verlange. Gaitán nannte auch weitere soziale Hilfsprojekte wie “Manzanas del Cuidado” (Frauenhäuser), “Casas de Justicia” (Justizhäuser), die „Línea púrpura“ (Lila Linie als Notruf für Frauen) oder die Línea calma (Notruf für mentale Probleme).
Die Direktorin des “Barometers”, Laura Jiménez Cortés, zeigte sich besorgt über die wachsende Fremdenfeindlichkeit und einen Diskurs gegen Arme, den viele Kandidaten in den größten Städten des Landes im Rahmen der jüngsten Regionalwahlen führten. Man habe die Migranten, Flüchtlinge und Rückkehrer für alle Sicherheitsprobleme verantwortlich gemacht, sie stigmatisiert und ein hartes Durchgreifen gegen sie gefordert, obwohl die Statistiken zeigten, dass der Anteil an kriminellen Handlungen von Migranten nicht sehr hoch sei. Daher sollten die Kandidaten in ihre Regierungspläne lieber Maßnahmen zur Betreuung und Integration dieser Bevölkerungsgruppe aufnehmen.
Im zweiten Teil der Veranstaltung folgte eine Paneldiskussion, die von María Paula León und dem Redaktionsleiter der Tageszeitung El Espectador, Élber Gutiérrez moderiert wurde und an dem die vorgenannten Experten teilnahmen. Es wurde über Herausforderungen und Chancen diskutiert, die eine Integration der Migranten mit sich bringen würde, ebenso wie neue soziale, kulturelle und wirtschaftliche Dynamiken in der Stadt und darüber wie die Medien durch eine entsprechende Berichterstattung zu diesem Prozess beitragen könnten, auch indem sie die Aussagen von Personen in Frage stellen, die Hass und Stigmatisierung fördern.