Die Präsentation der Publikation “Reconfiguración del orden mundial: incertidumbres regionales y locales", herausgegeben von der Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien und der Coordinadora Regional de Investigaciones Económicas y Sociales (Regionale Koordinatorin für wirtschaftliche und soziale Forschungen) CRIES, hatte zum Ziel, den Inhalt des Buches bekannt zu machen und das aktuelle internationale Szenarium zu analysieren, das von einer Neuordnung der Weltordnung geprägt ist.
In seinen Grußworten betonte der Repräsentant der KAS Kolumbien, Stefan Reith, die Bemühungen jedes einzelnen Autors der Publikation, die nicht nur eine akademische Diskussionsgrundlage darstelle, sondern vielmehr eine geopolitische Debatte mit den wichtigsten Entscheidungsträgern auslösen sollte.
Der Präsident des akademischen Rates von CRIES, Dr. Andrés Serbin, warnte in seiner Ansprache per Videokonferenz vor den Risiken einer "Polikrise" auf der Südhalbkugel als Folge einer Neuordnung der weltweiten Machtverhältnisse und einer Krise des Multilateralismus.
Der Experte in internationalem Recht, Dr. Eduardo Pastrana, sprach über das Aufkommen einer neuen multipolaren Weltordnung, die durch den Aufstieg von Mächten wie China und Indien gekennzeichnet sei. Seiner Meinung nach, stelle diese neue Realität eine Herausforderung für Kolumbien dar, da das Land noch keine klare Linie in seiner Außenpolitik gefunden habe und daher keine effiziente Kooperation auf regionaler Ebenen erlaube.
Después, Frank Priess, exdirector adjunto del Departamento de Kooperation International der KAS, warnte vor einer Rückkehr der weltweiten Spannungen und Konflikte nach dem Kalten Krieg und bezog sich auf die Unsicherheit angesichts verschiedener künftiger Szenarien in einer bipolaren, multipolaren oder anarchistischen Welt. Auch analysierte er die Auswirkungen eines erstarkenden China und die Herausforderungen für die westliche Welt angesichts neuer Wertvorstellungen.
Am folgenden Panel nahm der Direktor des Master-Studiengangs für Internationale Studien der Universidad Javeriana, Eduardo Velosa, teil; er stellte die Effizienz des internationalen Rechts in einer multipolaren Welt in Frage und wies auf die Widersprüche bei der Umsetzung eines Multilateralismus hin. Der wachsende Einfluss Chinas in Lateinamerika bringe neue Herausforderungen für Kolumbien mit sich, da die Relation der beiden Staaten noch nicht klar definiert sei.
An dem Panel nahm auch der Experte Andrés Peña, mit einer Promotion in politischen und internationalen Studien teil; er schlug eine Revision der kolumbianischen Außenpolitik vor, da der momentane Schwerpunkt die Kapazität des Landes für eine internationale Aktion limitiere. Seiner Meinung nach, sollte die Außenpolitik des Landes mehr proaktiv sein, angesichts der Interessen Kolumbiens in Lateinamerika und gleichzeitig die Chancen einer neuen Weltordnung nutzen.
Die Expertin Martha Márquez, mit einer Promotion in Sozial- und Humanwissenschaften, analysierte die Herausforderungen und Chancen der Politik des „Totalen Friedens“ der kolumbianischen Regierung, vor allem vor dem Hintergrund der Situation in Venezuela. Ihrer Meinung nach, kompliziere die Einmischung Venezuelas und die fehlende Legitimität der Regierung Maduro die Friedensverhandlungen mit der Guerilla-Gruppe ELN, während der Übergang zu einer demokratischen Regierung in Venezuela den Friedensprozess in Kolumbien erleichtern könnte; daher müsse sich Kolumbien auf eine neue Migrationswelle aus dem Nachbarland einstellen und den sozialen Druck zur Fortsetzung der Friedensgespräche erhöhen.
Die Expertin in internationalen Beziehungen der Universidad Javeriana, Ana María Villota, sprach über die Herausforderungen einer Umsetzung der Politik des “Totalen Friedens” in Kolumbien; dabei betonte sie das Fehlen eines klaren Konzepts der Regierung, die große Anzahl illegaler bewaffneter Gruppen und das Fehlen konkreter Ergebnisse, vor allem im Kampf gegen den Drogenhandel. Auch erwähnte sie die fehlende Stabilität durch den Regierungswechsel, die einen kontinuierlichen Prozess behindere.
Abschließend kann gesagt werden, dass die Experten auch die Auswirkungen der Ergebnisse der bevorstehenden Wahlen in den USA für wichtig hielten. Man bezog sich auf zwei mögliche Szenarien: Dialog, Diplomatie und Affinität zu einer Regierung von Kamala Harris. Auf der anderen Seite könnte eine neue Regierung unter Donald Trump schwierige Bedingungen für einen Dialog und eine Integration Kolumbiens in der Region darstellen und somit eine multilaterale Agenda erschweren sowie den strategischen Partnern im globalen Süden schaden.