In seinen Grußworten betonte der Direktor des ICP, Carlos Augusto Chacón die Bedeutung solcher Expertenrunden, die seit über 10 Jahren durchgeführt werden, um wichtige Gesetzesvorschläge zu diskutieren, wie zum Beispiel die geplante Bildungsreform. Die Koordinatorin für Kommunikation und Marketing der KAS Kolumbien, Laura Vargas hob die Arbeit der Stiftung zur Förderung der Demokratie in Kolumbien hervor.
Im Anschluss erklärte der Soziologe und Kolumnist, Daniel Mera die wichtigsten Probleme der Reform; erstens sei die geplante Reform nicht verfassungskonform, da sie auf einer ideologischen Konstruktion basiere, die über das ordentliche Gesetzgebungsverfahren hinausgehe und die Grenzen der Jurisprudenz des Verfassungsgerichts überschreite. Außerdem löse die Reform nicht die bestehenden Probleme der Bildung in Kolumbien, sondern verschärfe im Gegenteil einige der aktuellen Probleme.
Die Präsidentin der Nationalen Föderation der Studentenvertreter FENARES, Julieth Rincón ging auf die Besorgnis der Organisation angesichts des Diskurses der Regierung ein, öffentliche Universitäten vorzuziehen, was zum Verschwinden privater Universitäten führen könne und damit eine Bedrohung für die historische Koexistenz von öffentlichem und privatem Bildungssektor im Lande darstelle.
Die Direktorin des Projekts für Technische und Technologische Bildung der Universidad de Los Andes T&T, Natalia Ariza erklärte, dass diese Organisation die Zweckmäßigkeit des Gesetzesentwurfs prüfe; so könne 87% des Projekts ohne große Änderungen bestehen bleiben, während einige Aspekte, wie das gemischte System, öffentlicher und privater Anbieter die Autonomie und die Qualität der höheren Bildung gefährden könne. Sie meinte auch, dass die Berater der Kongressmitglieder (UTL) die Empfehlungen ihrer Organisation berücksichtigen sollten.
Der Direktor des kolumbianischen Netzwerks zur Kooperation zwischen höheren Bildungsanstalten für öffentliche Technische, Technologische und Universitäre Bildung REDTTU, Gabriel Rueda betonte, dass die Regierung Bildung als Grundrecht ansehe, daher müssten alle Kolumbianer gleichermaßen Zugang zum Bildungssystem haben, unabhängig von ihrem sozio-ökonomischem Status oder der Region in der sie leben. In Kolumbien herrsche immer noch die Ansicht, dass einige Sektoren aus verschiedenen Gründen keinen Zugang zum Bildungssystem haben, so dass dieser Punkt des Reformvorschlags von großer Bedeutung sei. Andererseits werde in dem Entwurf nicht die Autonomie technischer und technologischer Institutionen unterstützt, da historisch gesehen die Universitätsbildung immer bevorzugt wurde.
Der Berater der Senatorin Paloma Valencia, Fernando Cruz meinte, dass gewisse Punkte des Reformvorschlags verbessert werden sollten, vor allem die gemischte Bildung und es müsse festgelegt werden, in wieweit Störungen der öffentlichen Ordnung innerhalb von Universitäten toleriert werden müssten, da momentan die Polizei keinen Zugang zu Universitäten habe. Weiterhin sei die Einschränkung, dass nur Personen mit pädagogischer Ausbildung an Universitäten unterrichten dürften restriktiv, da auch Dozenten mit anderer Berufsbildung fähig seien zu unterrichten.
Michael Sandoval, Direktor von Liberland, einer Einrichtung, die sich auf die Vermittlung von Programmen für Kinder konzentriert, betonte, dass die Einrichtung auf ein Publikum treffe, das die traditionelle Bildung in Kolumbien als Bedrohung empfindet und seine Kinder daher zu Hause oder durch andere Alternativen erziehen möchte. In diesem Sinne betonte er, dass die Reform diesen Teil der Bevölkerung, der seine Kinder anders erziehen möchte, leider nicht einbeziehe.
Der Juristische Direktor der Universität Javeriana, Santiago Pinilla sagte, dass sie zusammen mit anderen Universitäten den Gesetzentwurf bewertet haben und darin einen ideologischen Vorschlag sehen, der die Interessen der Nation als Ganzes nicht berücksichtige. Er fügte hinzu, dass offenbar die Absicht bestehe, den Bildungssektor vollständig zu verstaatlichen. Er betonte auch, dass der kolumbianische Staat nicht über die notwendigen wirtschaftlichen Ressourcen für diesen Zweck verfüge.
Die Professorin an der Nationalen Universität von Kolumbien und ehemalige Bildungsministerin des Distrikts, Edna Bonilla betonte, dass das Gesetz die grundlegenden Probleme des Bildungssektors nicht löse, da es lediglich dazu diene, historische Schulden zu begleichen und kein innovativer Vorschlag sei. Außerdem wecke es unrealistische Erwartungen in wirtschaftlicher Hinsicht. Sie betonte, dass sich die Reform nicht nur auf den Zugang zur Bildung, sondern auch auf die Gewährleistung ihrer Qualität konzentrieren sollte.
Der Rechtsanwalt der Universidad Externado und Mitglied des Arbeitsteams der Abgeordneten Jennifer Pedraza, Juan Felipe Rojas verteidigte den Gesetzesentwurf der derzeitigen Regierung. Die Reform sei notwendig, da der Vorschlag Bildung als Grundrecht anerkenne und darauf abziele, allen Teilen der Gesellschaft zu gleichen Bedingungen Zugang und kostenlose Bildung zu garantieren.
Die Direktorin der kolumbianischen Vereinigung der Erzieherinnen und Erzieher (Ascapei), Flor Alva Rodríguez betonte schließlich, dass dieser Beruf und damit diese grundlegende Phase der Bildung in Kolumbien leider immer vergessen worden sei. Sie wies darauf hin, dass das derzeitige Reformprojekt zwar die Möglichkeit biete, die bestehenden Lücken zu schließen, aber nur einige Aspekte anspreche, die nicht alle Probleme dieses Bildungssektors abdeckten.
Abschließend kann gesagt werden , dass die Expertenrunde führende Fachleute zusammenbrachte, um die Bildungsreform in Kolumbien zu diskutieren. Die Experten betonten, dass die Reform zwar darauf abziele, Bildung als Grundrecht anzuerkennen und einen gleichberechtigten Zugang zu gewährleisten, dass sie jedoch mehrere Einschränkungen und Herausforderungen mit sich bringe. Es wurde betont, dass der Vorschlag von den Verfassungsbestimmungen abweiche und zu einer vollständigen Verstaatlichung des Bildungssektors führen könnte, wobei die Bedeutung der institutionellen Autonomie vernachlässigt werde.
Darüber hinaus wurde festgestellt, dass die Reform weder strukturelle Probleme angemessen angehe noch innovative Lösungen biete und wirtschaftliche Erwartungen wecke, die nur schwer zu erfüllen seien. Die Teilnehmer drängten auf spezifische Anpassungen, um das gemischte System zu stärken und die Qualität der Bildung zu verbessern und sicherzustellen, dass alle Empfehlungen für eine effektive Umsetzung berücksichtigt werden.