Die Konrad-Adenauer-Stiftung KAS Kolumbien hat gemeinsam mit dem Politischen Analyse- und Trainingszentrum CAEP eine weitere Veranstaltung aus der Reihe „Vivir la política: Año de la inclusión“ (Politik leben: Das Jahr der Inklusion) organisiert. Das Treffen fand dieses Mal in der Universidad Católica UCO in Rionegro zum Thema Indigene Völker statt; es nahmen über 100 Personen teil.
Zunächst begrüßte die Projektkoordinatorin des CAEP, Carolina Pérez die Teilnehmer und erklärte, dass mit der Seminarreihe “Vivir la política” gezeigt werden soll, wie das tägliche Leben sich in der Politik widerspiegelt; dabei ging sie auch auf die Probleme von Bevölkerungsgruppen ein, die in der Geschichte des Landes oft ausgeschlossen wurden.
Die Dozentin der Juristischen Fakultät der UCO, Vanessa Franco Ramírez gab einen kurzen Überblick über die Diskrepanzen zwischen den Regelungen der kolumbianischen Verfassung und der Realität der indigenen Völker in Kolumbien. Das Hauptproblem sei die fehlende Autonomie; obwohl die Indigenen eine eigene soziale und politische Organisation besäßen, werde deren Ausübung von den Normen und Vorgaben des Staates beschränkt.
Im Anschluss präsentierte der Experte für Sprachen und Literatur, Selnich Vivas Hurtado die Politik unter einem traditionellen Gesichtspunkt; weiterhin bezeichnete er den Gesang als zentrale Achse der indigenen Tradition; so trage er zum Beispiel zu einem besseren Verständnis der Organisation der Völker bei. Auch nannte er einige spezifische Ausdrücke der indigenen Sprache, wie zum Beispiel “Lernen, das Wort abzukühlen”; das bedeute, dass man alle verschiedenen Meinungen berücksichtigen solle, egal welchen Standpunkt man selbst vertrete, oder “Das Herz der Mutter feiern, pflegen und beschützen”, was mit Bezug auf die „Mutter Erde“, den Schutz der Erde und des eigenen Körpers als Ganzheit bedeute.
In einem abschließenden Panel diskutierten einige Führer verschiedener indigener Völker über die Herausforderungen für Indigene in Kolumbien. Teilnehmer waren Luis Fernando Cáisamo Iságama, Luz Jovana Niaza und Iván Izquierdo; dabei erklärten sie, dass für eine effiziente Selbstverwaltung der indigenen Völker vier Grundprinzipien erfüllt sein müssten: 1. Einigkeit 2. Eigenes Land 3. Kultur 4. Autonomie. Letztere sei jedoch zu einer Illusion verkommen, da der kolumbianische Staat sich ständig einmische und der Selbstverwaltung Grenzen auferlege. Andererseits wurde vorgeschlagen, dass es zur gemeinsamen Entwicklung einer nationalen politischen Dynamik, einer umfassenden Konstruktion des Landes bedürfe und nicht nur einiger Sektoren; Kolumbien sei nun mal ein multinationaler Staat, der auch andere Realitäten berücksichtigen müsse; weiterhin bedürfe es eines mehr holistischen Bildungssystems, das auch traditionelles, altüberliefertes Wissen und Gebräuche miteinbeziehe.
Die Veranstaltung endete mit einer Tanzvorführung der Gruppe “TeatrUCO”, die Teilnehmer erhielten Exemplare von gemeinsamen Publikationen der KAS und des CAEP.