Veranstaltungsberichte
"Dancing with Elephants"
Oftmals sind Investigativjournalisten ungleichen Kräfteverhältnissen ausgesetzt. Besonders im Umgang mit mächtigen Unternehmen, müssen Reporter Mut und Durchhaltevermögen beweisen. David Barstow, Journalist bei den New York Times, nennt das „mit Elefanten tanzen“. Der Gewinner des Pulitzer- Preises, deckte einen der größten Bestechungsskandale bei Walmart in Mexiko auf. In seinem Vortrag auf der diesjährigen Power Reporting-Konferenz beschrieb Barstow seine investigativen Recherchen im Umgang mit großen Unternehmen, wie Walmart. Dabei betonte er auch, wie wichtig gute Vorbereitung für eine erfoglreiche Investigativ- Geschichte ist. Man müsse sich in den Fakten „marinieren“, so der Times- Journalist.
Barstows Vortrag war eines von über 60 Fortbildungs- und Diskussionsangeboten bei der diesjährigen Konferenz für Investigativen Journalismus in Afrika, Power Reporting. Zum fünften Mal fand die Konferenz auf dem Campus der Wits University in Johannesburg statt. Auch in diesem Jahr wurde das Forum für Investigativjournalisten durch das Medienprogramm Subsahara- Afrika der Konrad Adenauer Stiftung (KAS Medien Afrika) gefördert. Seit vielen Jahren bemüht sich KAS Medien Afrika um eine vielfältige Medienlandschaft und engagiert sich zudem für eine freie und unabhängige Berichterstattung auf dem afrikanischen Kontinent.
In Zusammenarbeit mit den Partnerorganisationen des Medienprogramms, darunter FAIR („Forum for Investigative Reporters“) und der „Wits School of Journalism“, widmete sich KAS Medien Afrika im Rahmen der diesjährigen „Power Reporting“- Konferenz erneut der Wächterfunktion der Medien. Viele Journalisten auf dem Kontinent sind nicht ausreichend über ihre Rechte und Pflichten informiert. Zusammen mit der Medienrechts- Expertin Justine Limpitlaw veröffentlichte KAS Medien Afrika daher im Jahr 2011 die erste Ausgabe des „Media Law Handbook for Southern Africa“. In diesem Jahr erschien schließlich der zweite Band des Handbuchs. Beide Ausgaben wurden zur kostenlosen Mitnahme an die Teilnehmer von „Power Reporting“ ausgehändigt – und stießen auf reichlich Resonanz. Bereits nach wenigen Minuten waren die Exemplare vergriffen.
"Take investigative journalism to another level"
Korruption innerhalb der Nigerianischen Öl-Industrie, Konflikt-Mineralien im Kongo oder Chinas wirtschaftlicher Einfluss auf den afrikanischen Kontinent - die Liste der Vorträge war lang. Insgesamt verfolgten die zum Teil sehr unterschiedlichen Themen dabei ein gemeinsames Ziel: Investigativjournalisten in ihren Fähigkeiten zu stärken und investigativen Journalismus in Afrika auf eine höhere Stufe zu befördern. Innerhalb der dreitägigen Konferenz traten dazu über 40 Redner und Dozenten auf, die unter anderem zu den Themengebieten „Corruption“, „Community Voices“ und „Business and Finance“ sprachen. Viele der Vorträge gingen außerdem auf die teils schweren Bedingungen für Investigativjournalisten in Afrika ein. Mzilikazi wa Afrika, Mitglied von FAIR und Journalist bei den Sunday Times erklärte: Um ein Investigativjournalist zu sein, muss man „lernen, mit Krokodilen im Wasser zu schwimmen und mit Löwen zu tanzen.“
Unter den zahlreichen Rednern waren auch internationale Größen, wie der Bestseller- Autor und Journalist Alex Kotlowitz aus Chicago und Ron Nixon, Investigativjournalist der New York Times und Gründer des Ujima- Projekts, einem Online-Portal für afrikanische Journalisten. Daneben fanden zahlreiche Spitzenreporter und Redakteure aus ganz Afrika ihren Weg auf den Campus der Wits Universität: Dazu gehören Barbara Among vom Daily Monitor aus Uganda, Idris Akinbajo, Redakteur bei dem Premium Times in Nigeria und Gwen Lister, Investigativjournalistin und Gründerin von The Namibian aus Namibia. Unter den Vertretern aus Südafrika waren außerdem die preisgekrönten Journalisten Mia Malan von Mail&Guardian, James Oatway von den Sunday Times und Msindisi Fengu, der diesjährige CNN African Journalist of the Year. Viele der Vorträge lieferten reichlich Diskussionsstoff. So viel, dass die Pausen auch gerne mal nach hinten verschoben wurden, um spannende Debatten nicht abrupt unterbrechen zu müssen.
Daneben gab es auch in diesem Jahr wieder praktische Übungen für Investigativjournalisten, um deren Fähigkeiten insbesondere im Hinblick auf die digitale Auswertung von Daten und Datensätzen zu verbessern. Die Teilnehmer konnten hier lernen, wie Daten von Wahlergebnissen ausgewertet und diese visualisiert werden können. Insgesamt drei Computerräume wurden hierfür bereitgestellt. Das Data-Journalism Team bestand aus elf renommierten Fachkräften, die auf die zentrale Rolle von Datensätzen im Rahmen des journalistischen Arbeitens aufmerksam machten.
Ein Trend war in allen Hörsälen sichtbar, unabhängig vom Thema: Beinahe jeder Teilnehmer twitterte und postete von der Veranstaltung. Die wohl am häufigsten sichtbaren Internetseiten waren Facebook und Google. Die Rolle der neuen digitalen Medienplattformen ist nicht von der Hand zu weisen und kann auch als zentral für die Arbeit als Investigativjournalist angesehen werden. Dies deutete auch die hohe Anzahl an Kursen an, die sich mit den Sozialen Medien auseinandersetzten. Zum Beispiel machte die Kenianerin Nanjira Sambuli in ihrem Vortrag auf die Bedeutung von Twitter für die diesjährigen Wahlen in Kenia aufmerksam. Die Zukunft journalistischen Arbeitens wird sich, soviel ist sicher, in hohem Maße online abspielen.
"More safety for journalists"
Die Resonanz der Teilnehmer von Power Reporting war in diesem Jahr besonders hoch. Mehr als 300 angehende und fortgeschrittene Investigativjournalisten nahmen an der diesjährigen Konferenz teil. Mzilikazi wa Afrika, ist zufrieden mit der diesjährigen Power Reporting Konferenz. Für die Konferenz im nächsten Jahr wünscht sich der Journalist noch mehr auf das Thema Sicherheit für Journalisten einzugehen: „Ich glaube, um bessere Leistungen zu erzielen, muss man sich sicher fühlen, daher denke ich, dass wir anfangen müssen, mehr über die Sicherheit von Journalisten zu reden.“ Denn trotz der vielen neuen Eindrücke und Fähigkeiten, die die Teilnehmer erfahren durften, ist die Sicherheit von Investigativjournalisten trotzdem häufig nicht gewährleistet.