Bei den Radio Days Africa 2018 trafen sich rund 300 Teilnehmer vom 4. bis 6. Juli am Journalismus-Institut der Witwatersrand-Universität in Johannesburg. Aus ganz Afrika und der Welt reisten Vertreter von öffentlich-rechtlichen, privaten und Gemeinde-Radios an. Die Konferenz begann mit einer Diskussion zum Thema #Storytellers und welche Herausforderungen und Chancen sich künftig für das Radio ergeben. Direktor der Wits-Radio-Akademie, Prof. Franz Krüger, eröffnete das Panel mit dem Märchen „Prinzessin Radio und die sieben Zwerge“. Während der Diskussion meinte Primedia Group CEO Omar Essack, dass Radio im Gegensatz zu online Medien „unsexy“ wirke.
Dennoch würden Radiostationen in Afrika Geld einbringen, wie SABC Journalistin Nada Wotshela erwiderte. Essentiell für das Radio seien die Zuhörer und ihre Bedürfnisse. Neben Kostenfragen wurde auch über Kooperationen debattiert, so könnte das Zusammenarbeiten mit Google, Amazon oder Sonos helfen, die Jugend zu erreichen, wie CEO des Commercial Radio Australia Joan Warner anbrachte.
Die Community kennen und mit der Zeit gehen
Ganz auf die Bedürfnisse ihrer community geht auch BBC ein: Join Seren Jones und Olivia Lepoidevin von BBC Minute machten eindrücklich klar, dass die junge Generation einen lösungsorientierten Journalismus bevorzuge. Daneben gäbe es noch andere Erfolgsfaktoren, um junge Leute zu erreichen: Persönlichkeit, informatives aber interessantes Schreiben und mit den Trends gehen. „Nachrichten sind über Menschen, über das Hingehen zu den Menschen“, wie Jones meinte.
Das nimmt sich auch Jozi FM aus Soweto mit dem Slogan „Jozi FM is owned by the community“ zu Herzen. Jozi FM ist ein community Radio, das viele Events gemeinsam mit seinen Hörern feiert. „Geh raus, werde gesehen“, meinte Station Manager Mpho Mhlongo.
Damit solch eine Konversation überhaupt gelinge, müsse man aber seine Zuhörerschaft kennen. „Was wissen wir über unserer Hörer? Nichts. Was weiß Facebook über seine User? Alles“. Dieses Statement von Lance Claasen von Un-Told Media machte klar, dass Radio immer noch ein analoges Modell auf einer digitalen Plattform nutzt. Er betonte die Wichtigkeit der Bedürfnisse der User und dass ein Produkt um sie herum geschaffen werden müsse. „Alle Prozesse müssen mit Beziehungen zu tun haben. Wir müssen mehr als Social Media sein.“
Vertrauen schaffen
„Africa Check“ hat daher eine Mission als faktencheckende Organisation. Wissenschaftlerin Kate Wilkinson teilte Tipps und Tools der Organisation, wie Fakten verifiziert werden könnten. Wieder ging es dabei um die Rückbesinnung alter Werte des Journalismus: nachfragen, kritisch und genau sein.
Vom Vertrauensverlust sprach auch SABC COO Chris Maroleng, der für ihn die größte Herausforderung darstelle. Er betonte die Notwendigkeit, das zu ändern.
Podcasts - die Zukunft?
Neben dem Vertrauen waren dieses Jahr Podcasts ein großes Thema auf den Radio-Tagen. Einige Podcaster sind gekommen, um über ihre Erfahrungen zu sprechen oder ihre Podcasts vorzustellen, wie beispielsweise Kathy Tu mit ihrem Podcast „Nancy“.
Mit dem Innovation Panel, das der Journalist Paul McNally moderierte, endete die Konferenz. CTO und Co-Founder von Upspeak, Jonas Reif, erzählte vom Podcast-Trend in Deutschland und seiner App für Podcaster und communities. Der Blick nach Deutschland zeigt, dass neue Trends wie Podcasts und das herkömmliche Radio parallel existieren und gegenseitig voneinander profitieren können.