Veranstaltungsberichte
In Vorlesungen und Workshops berichteten Journalisten aus aller Welt von ihren Ermittlungen, welche Hilfsmittel sie hierfür benutzen und welche Entdeckungen sie dabei machten. Fälle von Korruption und Veruntreuung von Steuergeldern, die Verfälschung von Statistiken und Artikel über illegalen Waffenhandel erinnerten daran, weshalb Medien auch oft als die „Wachhunde der Demokratie“ bezeichnet werden.
JockMcCulloch machte den Anfang und berichtete über den gesundheitlichen Preis, den Immigrantenarbeiter in den Minen von Apartheid-Südafrika zahlten, und wie dies damals durch die Verfälschung von Statistiken verdeckt wurde. Zwanzig Jahre nach Ende der Apartheid kam er mit seinen langjährigen Ermittlungen hinter diese Vertuschung. Zwar ist es zu spät, um bereits verlorene Leben zu retten, jedoch noch nicht, um die Verantwortung für diese Vergehen zuzuweisen.
Die Frage, ob bei den Ermittlungen der offizielle Weg genommen werden sollte oder die Umstände „inoffizielle“ Maßnahmen erfordern, ist dabei oft eine schwierige. Zu Beginn des zweiten Tages, berichtete Daniel Oehman, wie er hinter einen Waffenhandel zwischen der Schwedischen Regierung und Saudi Arabien kam. Unerlässlich fühlte er den Verantwortlichen solange auf den Zahn, bis diese sich selbst verrieten. Die Aufnahme von Gesprächen auf Tonbandgeräten ohne explizite Erlaubnis ist in Schweden unter Umständen erlaubt, vor allem wenn der öffentliche Nutzen der Befunde den persönlichen Schaden übersteigt.
Doch es gibt meist auch Möglichkeiten an Informationen zu kommen, wenn die Gesetzeslage etwas strenger ist. Von Ron Nixon (New York Times) lernten die Journalisten zum Beispiel, wie sie formelle Anfragen auf Regierungsinformationen stellen und welche Rechte sie dabei besitzen. Nixon erklärte: „Der automatische Reflex aller staatlichen Behörden auf solche Anfragen ist erst einmal Ablehnung“. Daher müsse man viel Zeit investieren. Doch wenn ein starkes Rechtssystem vorhanden ist, hat man die Möglichkeit seine Rechte einzufordern.
Die Journalisten des Team „amaBhungane“ der südafrikanischen Wochenzeitung Mail&Guardian berichtetenüber ihre gemeinsamen Untersuchungen zur sogenannten „Nkandla-Affäre“. Die Veruntreuung von Staatsgeldern für den Ausbau der präsidentiellen Privatunterkunft von Jacob Zuma ist ein Thema, das viele im Land interessiert. Dementsprechend voll war der Saal und laut der Applaus, nachdem die Journalisten mit den Ausführungen über hartnäckiges Entziffern und Interpretieren von Regierungsdokumenten fertig waren. Zwar ist die Angelegenheit noch längst nicht komplett aufgearbeitet, jedoch leistete das Journalisten-Team einen bedeutenden Beitrag zur öffentlichen Auseinandersetzung mit dem Skandal.
Das KAS Medienprogramm Subsahara-Afrika veranstaltete am letzten Tag der Konferenz eine Podiumsdiskussion zum Thema Journalisten-Ausbildung. Hierbei wurde unter anderem diskutiert, was die konkreten Bedürfnisse der Medienindustrie in Afrika sind und ob hiesige Universitäten diesen momentan gerecht werden. Vor allem ein verbessertes Verständnis vom Wirtschafts- und Finanzsektor wird für Journalisten im afrikanischen Kontext immer wichtiger. Auch eine engere Absprache zwischen den Universitäten und der Industrie wird benötigt, damit die heranwachsenden Journalisten ausreicheichend auf die Zeit nach dem Studium vorbereitet werden. Die Diskussion bot gleichzeitig den Auftakt zum anschließenden „Media Educators Workshop“ des Medienprogramms, der am 6. November 2014 in kleinerer Runde auf dem Gelände der Witwatersrand University stattfand.
Weitere Workshops gaben den Teilnehmern außerdem die Möglichkeit, ihre praktischen Fähigkeiten in verschiedenen Bereichen zu verbessern. Vor dem Hintergrund der Ebola-Epidemie oder anstehender Wahlen in afrikanischen Ländern wurden beispielsweise Tipps und Tricks zur Sammlung und Verarbeitung von Daten und Karten ausgetauscht. Eine weitere Kursreihe zu WEBDOCS vermittelte den anwesenden Journalisten fortgeschrittene Fähigkeiten im Umgang mit Videos und Fotos. Auch die Potentiale von Sozialen Medien und ihr Nutzen für Enthüllungsjournalismus wurden diskutiert.
Was nach der intensiven dreitägigen Konferenz wohl bei den meisten Teilnehmern in Erinnerung bleibt: Sie stehen mit ihren Sorgen aufgrund von unkooperativen Regierungsbehörden, restriktiven Mediengesetzen und Problemen bei der Datensammlung nicht allein da. Wie Ron Nixon betonte, sollten Journalisten sich nicht gegenseitig als Konkurrenten betrachten, sondern auch mal zusammenarbeiten, wenn dies den Ermittlungen weiterhilft.
Schon Konrad Adenauer wusste: „Mit kleinen Jungen und Journalisten soll man vorsichtig sein. Die schmeißen immer noch einen Stein hinterher“. Beharrlichkeit zahlt sich eben manchmal tatsächlich aus.
Die Autorin Jenny Ohme war von Oktober bis November 2014 Praktikantin beim Medienprogramm Subsahara-Afrika