Fast jeder zweite Mazedonier ist der Meinung, dass die Medien in seinem Land nicht unabhängig berichten können und nur ein Drittel der Bevölkerung fühlt sich gut über aktuelle politische Themen informiert. Generell informieren sich die Mazedonier überwiegend durch das Fernsehen über Politik. Zudem gibt es ein relativ hohes Vertrauen in die EU und NATO. Dies sind die Hauptergebnisse einer landesweiten repräsentativen Umfrage im Auftrag des Medienprogramms Südosteuropa der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS).
Vertrauen in die Medien ist niedrig
Nur 15 Prozent der Bevölkerung glauben an eine reale unabhängige Presse in Mazedonien; weitere 27 Prozent sind sich nicht sicher in ihrer Bewertung. Hinzu kommt, dass nur 14 Prozent der Befragten großes Vertrauen in die journalistische Arbeit haben; dagegen hegen sogar 38 Prozent enormes Misstrauen gegenüber Journalisten. „Das sind traurige Werte für den Journalismus in Mazedonien“, so Hendrik Sittig, Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa. „Die Umfrage zeigt, dass hier noch viel Verbesserungsbedarf beim Thema unabhängige Medien besteht.“
Etwas mehr als ein Drittel (38 Prozent) fühlt sich über Politik gut durch die Medien informiert. 16 Prozent geben an, sich nicht für Politik zu interessieren. Dieses Desinteresse ist bei Jugendlichen sogar noch größer. Fast jeder Vierte zwischen 18 und 29 Jahren will mit Politik nichts zu tun haben.
TV dominiert vor sozialen Netzwerken
Die wichtigste Informationsquelle über Politik sind die TV-Sender. 71 Prozent der Mazedonier beziehen politische Nachrichten aus dem Fernsehen. Soziale Netzwerke (47 Prozent), Webseiten von öffentlichen Stellen und das Radio (jeweils 12 Prozent) folgen. Printmedien werden nur noch von 9 Prozent als Nachrichtenquelle genutzt. Mit Blick auf das Alter zeichnet sich ein ähnliches Bild wie in anderen Ländern ab. Jugendliche schauen weniger Fernsehen und nutzen mehr das Internet und soziale Netzwerke.
Auch beim Vertrauen liegt das Fernsehen vorn. Jeder zweite Mazedonier vertraut den TV-Nachrichten. Es folgen soziale Netzwerke (18 Prozent), Webseiten von öffentlichen Stellen (7 Prozent) und das Radio (6 Prozent). Allerdings sagen auch 28 Prozent der Befragten, sie glauben keiner Informationsquelle.
Obwohl das Fernsehen hohes Vertrauen genießt, sind 39 Prozent der Bevölkerung der Meinung, dass falsche Informationen über TV verbreitet werden. Noch höher ist mit 44 Prozent der Wert bei den Sozialen Netzwerken. „Diese Ergebnisse sind keine Überraschung und bestätigen die Haltung gegenüber der Mediengemeinschaft im Land. Es zeigt, die Notwendigkeit für systematische Medienreformen als Voraussetzung für die Schaffung besserer Rahmenbedingung für die Arbeit von Journalisten und Medien. Für die Verbesserung des Images müssen die professionellen Standards und die unabhängige Berichterstattung verbessert werden“, sagt Dragan Sekulovski, Geschäftsführer des Journalistenverbandes.
Mehr Vertrauen in internationale Organisation anstatt andere Staaten
Ein weiterer Aspekt der Umfrage war das Vertrauen in andere Staaten und internationale Organisationen. So haben 44 Prozent der Mazedonier sehr hohes bzw. hohes Vertrauen in die Europäische Union. Dagegen geben 30 Prozent an, dass sie der EU wenig oder sehr wenig vertrauen. Ebenfalls hohes Vertrauen genießt die NATO. 41 Prozent geben an, der Verteidigungsorganisation zu vertrauen.
Mit Blick auf das Vertrauen in andere Staaten liegt Deutschland mit 35 Prozent vor den USA (30 Prozent) und Russland (22 Prozent).
Die Umfrage wurde vom mazedonischen Meinungsforschungsinstitut „Ipsos“ durchgeführt. Die Stichprobe (1.033 Befragte) ist landesweit repräsentativ. Die Ergebnisse wurden im Rahmen einer Diskussionsveranstaltung zum Thema „Wie kann das Vertrauen der Bevölkerung in Medien und Politik wiedergewonnen werden?“ am 8. November in Skopje vorgestellt. An der Diskussionsrunde, die vom KAS-Medienprogramm Südosteuropa und dem Journalistenverband Mazedoniens veranstaltet wurde, nahmen teil: Aleksandar Kržalovski, Direktor des Mazedonischen Zentrums für Internationale Kooperation (MCIC), Mirče Adamčevski, Vorsitzender des Überprüfungsausschusses des Rates für Medienethik, und Dragan Sekulovski.
Das Medienprogramm Südosteuropa ist Teil des weltweiten Medienprogramms der KAS. Im Rahmen ihrer Demokratieförderung legt die KAS damit einen besonderen Schwerpunkt auf die Förderung freier und unabhängiger Medien als Grundvoraussetzung für die Meinungsbildung der Bürger. Das KAS-Medienprogramm Südosteuropa ist in zehn Ländern der Region aktiv mit Maßnahmen im Bereich der Qualifizierung von Journalisten, Medienfreiheit und politischen Kommunikation.