Wie verändern sich Radio und Fernsehen? Wie müssen diese traditionellen Medien auf die Herausforderungen, die der digitale Wandel mit sich bringt, reagieren? Was bedeuten diese Veränderungen für Glaubwürdigkeit und Unabhängigkeit der Berichterstattung? Und welche Rolle spielt dabei der öffentlich-rechtliche Rundfunk? Das waren Themen einer Podiumsdiskussion am 11. Dezember in Chișinău.
Eröffnet wurde die Veranstaltung von Hendrik Sittig, Leiter des KAS-Medienprogramms Südosteuropa. Er betonte: „Presse- und Meinungsfreiheit sind zentrale Säulen der Demokratie. Das ändert sich auch mit der fortschreitenden Digitalisierung unseres Lebens nicht.“ Dieser enorme technische Wandel biete viele Möglichkeiten, den Pluralismus innerhalb einer Gesellschaft zu fördern und zu stärken.
In seinem Impulsreferat ging Johann Michael Möller, Journalist und ehemaliger Hörfunkdirektor des Mitteldeutschen Rundfunks (MDR), auf die veränderten Rahmenbedingungen für den öffentlich-rechtlichen Rundfunk, die durch die Digitalisierung entstanden seien, ein: „Das Internet hat den Wettbewerb enorm verschärft. Zudem entwickelten sich Meinungsblasen, die die Demokratie leider nicht fördern.” In Hinsicht auf diese Veränderungen komme dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk eine wichtige gesellschaftspolitische Rolle zu. Dieser sei nach den schrecklichen Erfahrungen aus der Naziherrschaft und dem Zweiten Weltkrieg in Deutschland gegründet worden - bewusst unabhängig von Politik und Wirtschaft. Das sei überaus bedeutend für die demokratische und friedliche Entwicklung Deutschlands gewesen, so Möller. Es sei ein Erfolgsmodell, bei dem weder Politiker noch zum Beispiel Werbekunden Einfluss auf das Programm ausüben dürfen. Zudem erklärte er, dass die Journalisten nur ihrem eigenen Gewissen verantwortlich seien und sich nicht selbstzensieren. Im Vergleich dazu sah Möller die Probleme in Südosteuropa in den mangelnden Mechanismen, die Journalisten zu schützen sowie in den nicht unabhängigen gesellschaftspolitischen Strukturen, die es nicht erlaubten, Qualitätsjournalismus in vollem Maße zu betreiben. Er thematisierte auch die generellen aktuellen Herausforderungen für die Medienbranche, etwa die enorme Schnelligkeit, die die Digitalisierung mit sich bringt. Auch das Experimentieren mit künstlicher Intelligenz sei ein wichtiger Faktor für die Medien sowie die Wettbewerbssituation, in der man viel stärker um die Aufmerksamkeit der Nutzer kämpfen müsse.
Unabhängigkeit der Medien durch Qualitätsjournalismus möglich
Im Anschluss fand eine Podiumsdiskussion, moderiert von Hendrik Sittig, über die Rolle des Rundfunks in Moldau und Rumänien statt. Val Butnaru, Gründer und Geschäftsführer der Jurnal Trust Media Holding mit Sitz in Chișinău, sprach darüber, wie wichtig Qualitätsjournalismus sei. Er kritisierte die Journalisten, die Online-Beiträge schnell verfassen, dabei aber nicht auf Qualitätsprinzipien achten würden. Cătălin Gomboș, Journalist bei Radio Romania in Bukarest, sagte in dieser Hinsicht, dass man sich die guten Beispiele der alten Journalistenschule anschauen müsse. Aus seiner Sicht sei es gut, dass das Internet Entwicklungen wie den Bürgerjournalismus ermöglicht habe. Aber auch hier bleibe das alte journalistische Handwerk von Bedeutung.
Ecaterina Covali, Produzentin von der Vereinigung lokaler moldauischer Fernsehsender „Canal Regional“, betonte, dass die Unabhängigkeit der Medien in einem Land ganz stark mit der Demokratie- und Medienentwicklung in Verbindung stehe.
Anastasia Nani, stellvertretende Direktorin des Unabhängigen Journalismus-Zentrums in Chişinău, identifizierte als eines der größten Probleme in Moldau die Medienkonzentration. Sie beschrieb einige Medienhäuser als Unterstützer von bestimmten politischen Kreisen.
Die Konferenz stieß auf großes Interesse von Seiten der lokalen Medien, die über die Veranstaltung berichteten. Die anwesenden Experten im Publikum nahmen an der Diskussion mit zahlreichen Fragen teil.