Veranstaltungsberichte
Vom 21. bis 22. Oktober 2016 fand im Rahmen des KAS Frauenkollegs Nord das Seminar ´Frauen – gestern – heute – morgen´ statt. Im Bildungs- und Tagungszentrum Ostheide diskutierten Frauen unterschiedlicher Generationen über sich verändernde Frauenbilder.
Der historische Einstieg erfolgte durch Erzählungen über Mütter und Großmütter mit historischen Fotos. Bemerkenswert war die Offenheit der Teilnehmerinnen, die frei über das Leben vergangener Generationen sprachen. Dabei zeigten die individuellen Geschichten, dass Mütter und Großmütter erhebliche Hürden zu bewältigen hatten, die Frauen heute so nicht mehr überwinden müssen. An vielen Beispielen wurde deutlich, dass die Selbstständigkeit von Frauen im Privat- und Berufsleben keine Selbstverständlichkeit darstellte. Gerade deswegen sprachen die Teilnehmerinnen mit Stolz von den starken Frauen aus ihrer Familie.
Danach sprach Steffi Brüning (Universität Rostock) zum Thema ´Prostitution in der DDR 1968 bis 1989´. Am Beispiel der Biographie einer Zeitzeugin, die Brüning im Rahmen ihrer Dissertation interviewte, ermöglichte sie einen Einblick in eine abweichende Frauengeschichte. Frauen, die durch das Anbieten sexueller Dienstleistungen ihren Lebensunterhalt verdienen, stellten nicht nur in der DDR traditionelle Frauenbilder in Frage. Die Teilnehmerinnen zeigten sich interessiert an diesem Forschungsfeld.
Zum Ausklang des ersten Seminartages gab Brigitte Kippe einen ausführlichen Einblick in die aktuelle Frauenpolitik. Im Fokus standen dabei rechtliche und politische Grundlagen. Insbesondere das Konzept ´Gender Mainstreaming´ erläuterte sie umfassend. Durch ´Gender Mainstreaming´ werde Geschlechtergerechtigkeit hergestellt und Entscheidungen darauf geprüft, welche spezifischen Auswirkungen diese auf Frauen und Männer haben. In der Diskussion wurde schnell offenbar, dass insbesondere private Unternehmen hier noch Nachholbedarf haben.
Der zweite Seminartag beinhaltete die Frauenrollen 2016. Wie ist die heutige Situation? Ist die Gleichberechtigung schon erreicht? Was bleibt zu tun? Anschließend wurden Visionen entwickelt. Anhand ausgewählter Beispiele referierten und diskutierten die Teilnehmerinnen aktuelle und zukünftige Themen. Einen besonderen Stellenwert nahm dabei die Integration von Migrantinnen ein, insbesondere von muslimischen Frauen (Fragen zur Verschleierung, Zwangsehe). Dabei sprachen sich die Frauen dafür aus, dass die erreichte Frauenemanzipation nicht durch fehlgeleitete Toleranz aufgegeben werden dürfe. Daneben widmeten die Teilnehmerinnen sich der sogenannten ´Frauenquote´ (in Führungspositionen, Vorstandsetagen usw.). Einstimmig bewerteten sie diese Quote als enormen Sprung nach vorn. Aus ihrer Sicht sollte das Ziel dieser Quote allerdings sein, dass sie überflüssig wird. Bis zu diesem Zeitpunkt sollten positive Beispiele beruflicher Frauenförderung und Unternehmen mit Vorbildfunktion öffentlichkeitswirksam dargestellt werden.
Insgesamt bot das Seminar im Rahmen des Frauenkollegs vielfältige Eindrücke über vergangene, gegenwärtige und zukünftige Frauenbilder.
Steffi Brüning