Veranstaltungsberichte
Die Idee zu einer Projektfahrt 'Zeitreise in die DDR' nach Dresden wurde 2017 geboren. Im Gymnasium Bergen fanden zwei DDR-Projekttage statt. Erstmalig war Klaus-Jürgen Wetz dabei, ein Lehrer aus Frankfurt a.M., der sich seit vielen Jahren mit der DDR-Geschichte befasst und für den vor allem Klassenfahrten von westdeutschen Jugendlichen in die neuen Bundesländer von Interesse sind. Es entstand der Vorschlag zu einer gemeinsamen Projektfahrt mit einer Begegnung von Jugendlichen aus Ost- und Westdeutschland. Zusammen mit der Konrad-Adenauer-Stiftung M-V wurde diese Idee im Juni 2018 umgesetzt.
Am 18.06. kamen Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums Bergen / Rügen und der Max-Beckmann-Schule aus Frankfurt a.M. in Dresden zusammen. Ein erstes Ziel dieser Begegnung war die Durchführung des Rollenspiels 'Bundis treffen auf die FDJ'. Die Bergener Schüler übernahmen die Rolle von angepassten Jugendlichen aus der DDR und hatten die Aufgabe, sich im Streitgespräch mit pro-Argumenten für den DDR-Staat einzusetzen. Die Schüler aus Frankfurt waren die 'Bundis', DDR-Begriff für Bürger der Bundesrepublik Deutschland. Nach einer Einführung durch die begleitende Lehrerin Jana Romanski, die im Spiel die Rolle der FDJ-Sekretärin übernahm, diskutierten die Jugendlichen intensiv über die beiden deutschen Staaten. Es entwickelten sich hitzige Auseinandersetzungen über Bewertungen des Sozialismus und der Demokratie. In einer anschließenden Reflexion wurden die Argumente kritisch betrachtet; im Fazit wurde die heute gelebte Demokratie mit ihren Grundrechten als politische Gesellschaftsordnung wertgeschätzt.
Am nächsten Seminartag kamen die Schüler mit dem Leiter des Jugendgästehauses Dresden Steffen Schubert zusammen. Der ehemalige Stadtbilderklärer und Mitarbeiter von Jugendtourist erklärte unter dem Titel 'Dresden damals 1989/90 und heute' die Stadtentwicklungen der Landeshauptstadt Sachsens. Im anschließenden Stadtrundgang '1988' wurden verschiedene Bilder veranschaulicht und die Schüler erhielten auch einen Eindruck von Dresden zur Zeit der friedlichen Revolution.
Es folgte das interaktive Theaterstück 'Alles auf Hoffnung'. Unter Einbeziehung der Schüler wurden kurze Alltagssequenzen aus der DDR gespielt. Es ging um Themen wie Stasi, Wahlen, Schulalltag oder Musik in der DDR. Die Theaterperformance wurde von dem sächsischen Landesbeauftragten für die Stasiunterlagen angeboten. Auch hier schloss sich eine kritische Reflexion an. Die Jugendlichen konnten mit dieser Art der Geschichtsvermittlung in kurzer Zeit verschiedenste Aspekte der DDR kennenlernen und wurden in die Lage versetzt, Argumente zu gewinnen und eine kritische Bewertung vorzunehmen.
Wie lassen sich historische Umstände / theoretische Begriffe wie 'Diktatur' oder 'Unrechtsstaat' vermitteln? Die interaktive Form dieses Studienseminars hat sich als überaus erfolgreich erwiesen. Es war eine interessante und schöne Studienfahrt!