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Veranstaltungsberichte

„Der Staat Israel wurde nicht wegen, sondern trotz der Schoah gegründet“

von Julian Höhl

Der israelische Journalist Daniel Dagan zu Gast in Hannover

Am 12. Mai 2015 jährt(e) sich eines der größten Wunder der deutschen Geschichte, die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Deutschland und Israel, zum fünfzigsten Mal. Dank des Einsatzes von Staatsmännern wie Konrad Adenauer, Ludwig Erhard und David Ben Gurion, aber auch der Zivilgesellschaften beider Seiten, ist aus einem schwierigen Verhältnis nach dem 2. Weltkrieg eine einzigartige Freundschaft, aus historischer Verantwortung tiefe Partnerschaft geworden.

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Aus diesem Grund veranstaltete die Konrad-Adenauer-Stiftung in der Themenwoche mit dem Motto „50 Jahre diplomatische Beziehungen - Eine „Wunder“volle Partnerschaft“ einen Vortragsabend, in der es um einen Rückblick und einen Ausblick auf die Partnerschaft der beiden Länder gehen sollte.

Dass der Konrad-Adenauer-Stiftung in Niedersachsen Politik und Leben der Menschen im Nahen Osten und speziell in Israel am Herzen liegt, erläuterte der KAS-Landesbeauftragte Jörg Jäger in seinen Begrüßungsworten. So seien in den letzten 5 Jahren unter anderem Avi Primor und Yakov Hadas-Handelsman als ehemaliger bzw. amtierender Botschafter des Staates Israel) in Niedersachsen auf Einladung der Konrad-Adenauer-Stiftung zu Gast gewesen, genauso wie Professor Dr. Michael Wolffsohn und Ex-Auslandsmitarbeiter Michael Mertes, um nur einige Namen zu nennen.

Im folgenden Grußwort sprach der Bundestagsabgeordnete Wilfried Lorenz MdB einleitend über die aktuelle politische Lage in Israel und über die deutsch-israelischen Beziehungen. Aufgrund der schwierigen Geschichte der beiden Länder habe es eine lange Zeit gebraucht, um heute von Freunden zu sprechen. Dafür seien Einfühlungsvermögen und gegenseitiger Respekt der Nationen unabdingbar.

„Eine Beziehung zwischen Ländern ist immer auch eine Beziehung zwischen Menschen“, sagte Lorenz. Eine Freundschaft lebe nur von den Menschen, die für sie einstehen, daher sei die deutsch-israelische Freundschaft eine einzigartige in der Geschichte. Doch der Bundestagsabgeordnete mahnte auch: „Unsere Gesellschaft muss ihren jüdischen Mitbürgern ohne Einschränkung Sicherheit und die Möglichkeit der freien Religionsausübung garantieren können.“ Lorenz ging auch auf die Verteidigungspolitik und die gegenwärtige politische Lage in Israel ein. Er meinte, dass die Zusammenarbeit im Rüstungsbereich keine Einbahnstraße sei, sondern ein Tauschgeschäft, das beiden Seiten zugutekommen würde. Über die Zukunft der Nationenpartnerschaft sagte er: „Junge Menschen werden darüber entscheiden, ob die Zukunft unserer beiden Länder weiterhin ein menschliches Gesicht hat!“

Der Journalist Daniel Dagan, der in Kairo geboren wurde, hielt daran anschließend einen lebendigen und authentischen Vortrag, den er mit vielen Anekdoten und Erzählungen von persönlichen Erfahrungen und Begegnungen ausschmückte. Er ging dabei sowohl auf die Geschichte der beiden Staaten ein als auch darauf, was nötig sei, um die Partnerschaft lange und ergiebig fortzusetzen. Dagan sagte, dass die Israelis heute sehr großen Respekt vor den Deutschen hätten und dass beispielsweise deutsche Wertarbeit in Israel sehr angesehen sei. „Wenn ein deutsches Produkt in Israel auf dem Markt angeboten wird, dann gilt es sofort als hochwertig.“

Doch dieses gute Ansehen war nicht immer vorhanden gewesen, es sei ein langer und steiniger Weg gewesen, um dieses schließlich aufzubauen. Viele sagen, dass es ohne Hitler keinen Staat Israel geben würde. Dieses bezeichnete Dagan als „eklatanten Fehler“. „Israel wurde nicht wegen, sondern trotz der Schoah (hebräisches Wort für „Holocaust“) gegründet!“, stellte der 71-Jährige es richtig. Erst nach dem Zerfall der Kolonialmächte, Frankreich und England, sei die Gründung eines Staates Israel für alle Juden überhaupt erst möglich gewesen und dieses sei auch der Hauptgrund dafür gewesen, nicht der Holocaust, erklärte Dagan.

Das Wiedergutmachungsabkommen von 1952, das federführend von David Ben Gurion und Konrad Adenauer ausgehandelt wurde, sei ein richtiger Schritt gewesen, allerdings passe die Bezeichnung „Wiedergutmachungsabkommen“ nicht, so Dagan. „Das Wort ist hier nicht ganz richtig, „Reparationsabkommen“ wäre die treffendere Formulierung gewesen, denn das was geschehen ist lässt sich nicht einfach wiedergutmachen!“

Nach Dagans Vortrag folgte eine angeregte Diskussion zwischen dem Autoren und dem Publikum. Unter anderem kam die Frage nach einer möglichen „Zwei-Staaten-Lösung“ auf und wie Dagan zu dieser stehe. Für den Journalisten sei keine Lösung in Sicht, beantwortete er die Frage. „Es scheitert immer wieder an den arabischen Forderungen.“, stütze Dagan seine These. Die Araber fordern eine Rückkehr der Flüchtlinge, doch wenn Israel diesem Punkt zustimmen würde, verliere das Land Israel seinen primären Existenzgrund, ein Staat für die Juden zu sein.

Nach der Diskussion lud die Konrad-Adenauer-Stiftung zu einem Umtrunk, bei dem sich die Gespräche rund um Israel und die deutsch-israelische Vergangenheit noch lange Zeit ein kleineren Gesprächsrunden fortsetzten.

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