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Heimatkunde

Politik, Kunst und Wissenschaft diskutieren über Heimat

Im zweiten Teil des Heimatkongresses in Hildesheim näherten sich zwei Expertenrunden den Fragen „Was ist Heimat? - Zugehörigkeiten zwischen Stadt und Land“ und „Warum über Heimat reden? Zugehörigkeiten zwischen Integration und Ausgrenzung“.

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Der niedersächsische Ministerpräsident David McAllister und der Vorsitzende der Konrad-Adenauer-Stiftung, Dr. Hans-Gert Pöttering, hatten zuvor eine bessere Integration von Zuwanderern in Deutschland gefordert.

Hans Jörg Duppré, Präsident des Deutschen Landkreistages, schilderte seine Beobachtung, dass bei der Landbevölkerung das Heimatgefühl mehr und mehr von einer „urbanen Lebensweise“ verdrängt werde. Ausdruck hierfür sei ein übertriebener Individualismus, der Zusammenhalt breche weg. Verheerende Folge: Menschen könnten immer seltener für das Ehrenamt begeistert werden. Dabei sei Heimat doch etwas, wie der Filmregisseur Thierry Brühl zu bedenken gab, „für das man Verantwortung übernehmen“ und, wie Prof. Dr. Werner Patzelt vom Institut für Politikwissenschaften der TU Dresden ergänzte, „in das man investieren“ müsse.

Auch wenn Brühl betonte, dass „wir relativ wenig von dem wissen, was die Menschen auf dem Land umtreibt“ und das Thema Heimat insgesamt zu sehr aus der Perspektive von Städtern diskutiert werde, blieb eine Forderung Dupprés unwidersprochen: „Wir müssen den Menschen deutlich machen, dass wir in Stadt und Land wieder enger zusammenrücken müssen“.

Prof. Dr. Beate Mitzscherlich von der Westsächsischen Hochschule Zwickau wies auf die unterschiedlichen Dimensionen des Heimatbegriffs hin - von der emotionalen über die wirtschaftliche bis hin zur sinnstiftenden. Heimat sei demnach heute nicht mehr nur irgendein Ort, sondern „wo man für sein Auskommen ein Einkommen“ habe und fühle, am richtigen Ort zu sein.

Aygül Özkan, niedersächsische Ministerin für Soziales, Frauen, Familie, Gesundheit und Integration, appellierte an die Zuwanderer, anzukommen. Man dürfe seine Wurzeln nicht aufgeben, gleichzeitig aber kein Reisender zwischen zwei Welten bleiben. Helfen könne dabei zum einen das Erlernen der Sprache des Gastlandes. Zum anderen, und mit dieser Forderung schloss sie sich ihren Vorrednern an, könnten Ehrenämter dabei helfen „ein Zusammengehörigkeitsgefühl zu entwickeln.“

Als Betroffene berichtete Mina Amiry, Trägerin des Sonderpreises Ehrenamt und Beruf beim Niedersächsischen Integrationspreis 2010, aus der Praxis. Die gebürtige Iranerin lobte die deutsche Nächstenliebe, die sie in dieser Form nirgends anders erlebt habe und die es ihr erleichtert habe, heimisch zu werden. Zudem warb sie für interreligiöse Toleranz. Religion werde immer dann zum Hinderungsgrund für Integration, wenn man auf sie poche. Sie empfahl, Gemeinsamkeiten statt Trennendes zu betonen. Juden, Moslems und Christen seien doch schließlich historisch betrachtet Brüder.

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