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- Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen
Im Rahmen der Rednertour der Konrad-Adenauer-Stiftung zu den Jubiläen 2009 sprach Dr. Hubertus Knabe, Leiter der Gedenkstätte Berlin-Hohenschönhausen, renommierter Autor und energischer Aufklärer des SED-Unrechts im Ratskeller Bückeburg. Über 250 Niedersachsen – darunter mehrere Schulklassen – kamen und wurden mit einem spannenden Vortrag und eindrucksvollen Schilderungen belohnt.
Wer DIE LINKE begreifen will, müsse sich mit Ihrer Vergangenheit auseinandersetzen, die reiches Anschauungsmaterial biete, so Dr. Knabe. Was als Politik der Zukunft beschworen werde, seien altbekannte Rezepte des Sozialismus’. Das „Paradies auf Erden“ hätten schon die Vorgänger der Partei - wie etwa die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) - versprochen. Das Ergebnis ist bekannt. Die DDR war Ende der 1980er Jahre zahlungsunfähig und völlig heruntergewirtschaftet. Es dauerte bis zu 14 Jahre, bevor ein DDR-Bürger einen Trabant kaufen konnte, ein Telefon galt als Luxus.
Dr. Knabe lieferte einen Überblick zur Geschichte und den Strukturen der Partei. Sie begann mit der Gründung der KPD 1919 und fand mit der Vereinigung von WASG (Wahlalternative Arbeit und soziale Gerechtigkeit) und Linkspartei vorerst ein Ende. Unter der Anleitung oder Billigung der von Gnaden der sowjetischen Besatzungsmacht nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in der Sowjetischen Besatzungszone neugegründeten KPD wurden die sich oft mutig gegen den Terror stellenden Parteimitglieder der SPD, CDU und LDPD (Liberal-Demokratische Partei Deutschlands) drangsaliert und verfolgt. 1946 entstand die SED durch die zwangsweise Vereinigung von KPD und SPD. Die Macht lag allein in den Händen der KPD-Funktionäre.
Kein Zweifel könne darüber bestehen, dass die Partei DIE LINKE identisch mit der PDS-SED sei, betonte der Redner. Dies habe jüngst nochmals eine Erklärung des Bundesschatzmeisters der Partei bestätigt – aus durchsichtigen Gründen. DIE LINKE will nicht auf das Vermögen der SED-PDS verzichten. 1990 folgte die Umbenennung der SED in PDS und in diesem Zusammenhang die „Operation Überleben“. Dabei ging es um die Vernichtung von Akten und Belegen zum übernommenen Vermögen der SED, um die Verbringung von Geld in das Ausland oder auch die treuhänderische Übergabe von Millionen an Unternehmen, die zuverlässige Genossen leiten. Man könne es also nur als Ironie empfinden, sagte Dr. Knabe, wenn sich die LINKE als „Sprachrohr“ der Menschen in Ostdeutschland bezeichne, denn es sei gerade diese Partei gewesen, die die Ostdeutschen um Milliarden betrogen habe, ganz zu schweigen von all dem Unrecht der Jahre vor 1989.
Die PDS konnte 15 Jahre in den westdeutschen Bundesländern nicht Fuß fassen. Erst durch die Vereinigung mit der WASG gewann die Partei auch im Westen Anhänger. Ihre Funktionäre rekrutieren sich dort nicht selten aus Angehörigen der DKP (Deutsche Kommunistische Partei) oder anderen linksradikalen Gruppierungen, die oft schon vor 1989 Kontakte zur Staatssicherheit der DDR unterhielten oder durch sie finanziell unterstützt worden waren. Deshalb könne es auch nicht verwundern, dass die Partei durch die Westausdehnung deutlich radikaler geworden sei.
Über die Opfer werde viel zu wenig gesprochen. Dr. Knabe berichtete etwa über eine perfide Methode im SED-Staat, Schulkinder dazu zu missbrauchen, unwissentlich ihre Eltern zu denunzieren. Man fragte die Kinder, ob die Uhr in den Abendnachrichten im Fernsehen Punkte oder Striche gehabt habe. So konnte man feststellen, ob in dem Haushalt das verbotene Westfernsehen geschaut wurde. Eindrucksvoll schilderte er zahlreiche Fälle von Menschen, die unschuldig in den Gefängnissen sitzen mussten. Viele Menschen verloren ihre Identität, sie durften nicht studieren, mussten einen völlig anderen Beruf ergreifen und stehen heute nicht selten vor den Trümmern ihres Lebens. Ihren ehemaligen Bewachern begegnen sie in Berlin-Hohenschönhausen auf der Straße und beim Einkaufen, berichtete Dr. Knabe, weil die immer noch in unmittelbarer Nachbarschaft zu ihrer alten Arbeitsstelle wohnen und bei Veranstaltungen organisiert auftreten.
Viele Gäste stellten sich nach dieser bedrückenden Lehrstunde über den Umgang mit der Vergangenheit die Frage: Wie konnte es geschehen, dass die SED in dem vereinten Deutschland weiterhin existiert? Bei der Aufklärung über das Unrechtsregime dürfe nicht nachgelassen werden, forderte Dr. Knabe. Dies gelte besonders für Schüler, denen die Möglichkeit gegeben werden sollte, Originalschauplätze wie die ehemalige zentrale Untersuchungshaftanstalt des Ministeriums für Staatssicherheit der DDR in Berlin-Hohenschönhausen zu besuchen. Diese hat nun mit finanziellen Problemen zu kämpfen: Über 80000 Schüler besuchten sie schon in diesem Jahr – kostenfrei. Dafür fehlt es nun an Geld. Aber es dürften wohl kaum Zweifel bestehen, daß der intensive Betrieb der Gedenkstätte in den kommenden Jahren gesichert werden wird, denn es handelt sich um einen herausragenden Ort der Erinnerung an das Unrecht des SED-Regimes.