Veranstaltungsberichte
Konkret ging es um das Thema "Israel und der arabisch-israelische Konflikt". Dazu machte der Journalist anhand einiger Details seiner Biographie - in Kairo geboren, in Frankreich und in Israel aufgewachsen - deutlich, dass die israelische Gesellschaft gleichermaßen "durch den Westen" und durch arabisch-muslimische Welt geprägt sei. Zudem bestünde die isrealische Bevölkerung zur Hälfte aus Flüchtlingen aus allen Teilen der Welt, insbesondere aber aus den arabischen Ländern und Nordafrika. Seine Kernthese lautete, dass die Probleme, die der Westen mit der muslimisch-arabischen Welt und umgekehrt hätte, auch dann existierten, wenn es die Gründung des Staates Israel nie gegeben hätte. Als Beleg führte er die zahlreichen Konflikte und Kriege an, die das Verhältnis der beiden Welten fast von der Entstehung des Islams an belasteten. Das anfängliche jahrhundertelang anhaltende Überlegenheit der türkisch-arabischen Welt hätte in der frühen Neuzeit seinen Scheitelpunkt erreicht. Seit dieser Zeit sei die islamisch gepägten Länder in vielen Bereichen zurückgefallen, in Wissenschaft, Technik, Literatur und auch wirtschaftlich. Die islamische Welt hat mit verschiedenen Ansätzen versucht, diese Defizite aufzuarbeiten und zu durchbrechen, allerdings ohne durchschlagenden Erfolg. Auch die gegenwärtigen Friktionen, Probleme und Umbrüche im Rahmen des sog. Arabischen Frühlings in Syrien, Tunesien, Ägyten usw. hätten mit der Existenz des Staates Israel nichts zu tun. Der Hauptgrund für diese Umwälzungen seien die unterschiedlichen Antworten, die in diesen Gesellschaften auf die Herausforderungen der Moderne gegeben würden. Eine wie auch immer geartete Lösung des Konflikts mit Israel sei daher nur zu erwarten, wenn es der islamischen Welt gelänge, einen Ausgleich zwischen den beiden Welten zu finden und wörtlich: "Ruhe und Stabilität wird es erst dann geben, wenn es gelingt, arabisches Gedankengut, Lebensart und die muslimische Religion mit den modernen Werten zu versöhnen".
In der sich anschließenden Diskussion stand vor allem die Siedlungspolitik der Israelis in den besetzten Gebieten im Mittelpunkt. Daniel Dagan wies die Zuhörer darauf hin, dass die israelischen Siedlungen im Hinblick auf ihre friedensverhindernde Wirkung enorm überschätzt würden. Als Beleg führte er den vollständigen Rückzug der Israelis aus dem Sinai nach dessen Rückgabe an Ägypten an und auch die vollständige Räumung des Gazastreifens. Ensprechende Verhandlungen über die 350 Tsd. israelischen Siedler in den besetzten Gebieten scheiterten bislang daran, dass die Palästinenser nicht bereit seien, auf ihre wichtigste Forderung für die Aufnahme von Verhandlungen zu verzichten, nämlich auf die Rückkehr der einstmals 600.000 Tsd. Flüchtlinge, deren Zahl inzwischen die Grenze von sieben Millionen erreicht hätte. Das sei für keinen Staat dieser Welt akzeptabel.