Nach einer thematischen Einführung in das Thema durch Carsten Müller MdB, der den Remer-Prozess als sehr wichtiges Element der juristischen Aufarbeitung des Nationalsozialismus zwischen Nürnberger- und Auschwitzprozessen einordnete, trugen die geladenen Gäste Dr. Axel Smend, Sohn des Widerstandskämpfers Günther Smend, und die Niedersächsische Justizministerin Barbara Havliza den rund 50 Zuhörern ihre Sicht auf den Prozess und seine Bedeutung für die junge Bundesrepublik Deutschland vor.
Dr. Smend stellte die “eigene Gewissensentscheidung” der Verschwörer in den Vordergrund. Die Männer des 20. Juli seien keineswegs Landesverräter gewesen, die sich von einem Militärputsch persönliche Macht versprachen, wie es sogar durch vorangegangene Gerichtsurteile festgestellt wurde. Ziel und Absicht seien vielmehr das Ende des II. Weltkrieges, die Wiederherstellung von Recht und Freiheit, sowie das Ende der Judenverfolgung gewesen.
Ministerin Havliza betonte die gesellschaftliche Bedeutung des Prozesses gegenüber der formal juristischen. Maßgeblich für den Erfolg des Prozesses sei Generalstaatsanwalt Fritz Bauer gewesen, der sich auch gegen Widerstände innerhalb der deutschen Justiz durchsetzte und schließlich erstmals das Gericht zu der Auffassung bewegte der NS-Staat sei “ein Unrechtsstaat” gewesen. Sein Schlussplädoyer sei nahezu brilliant und Grundlage dafür gewesen, neben der verhältnismäßig geringen Gefängnisstrafe von 3 Monaten für Remer, eine grundlegende positive Neubewertung des Wirkens der Widerstandskämpfer des 20. Juli 1944 einzuleiten.
Was damals eine Kehrtwende in der bundesrepublikanischen Bewertung des Widerstandes gegen Hitler bedeutete, ist heute zum gesellschaftlichen Konsens geworden.
Weitere Informationen zur Vertiefung:
www.kas.de/de/web/geschichte-der-cdu/kalender/kalender-detail/-/content/attentat-auf-adolf-hitler
Forum 20. Juli 1944: