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Wie gelingt die Integration junger Migranten?

Lüneburger Mittagsgespräch

Im Lüneburger Mittagsgespräch im Hotel Bergström zeigte Prof. Dr. Olaf Köller (Geschäftsführender Direktor des Leibniz-Institutes für die Pädagogik der Naturwissenschaften und Mathematik der Universität Kiel) die demographischen Entwicklungen im Bildungssystem auf und formulierte Handlungsempfehlungen, durch die die Bildungsbeteiligung von Migrantinnen und Migranten sowie Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund gesteigert werden können.

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Im deutschen Bildungssystem zeichnet sich ein differenzieller, also ein je nach Gruppe unterschiedlich starker Rückgang der Geburtenraten ab. Bei Menschen ohne Migrationshintergrund ist diese besonders stark, bei Menschen mit Migrationshintergrund eher schwächer. Durch diese Verschiebung tritt die Integration junger Migranten als Schlüssel für den Schulerfolg immer stärker in den Vordergrund. Allein in Hannover haben 52% aller Schülerinnen und Schüler einen Migrationshintergrund, in anderen westdeutschen Großstädten sowie in Berlin sind die Zahlen ähnlich. Zeit zum handeln für Politik und Schulen. Das KAS-Bildungswerk Hannover lud am 5. März deshalb zum Thema „Die Integration von jungen Migranten als Schlüssel für den Schulerfolg“ ein.

Ein Grußwort sprach der niedersächsische Kultusminister Dr. Bernd Althusmann, der besonders die Rolle der (Fremd-)Sprachen in den Vordergrund stellte. Das Erlernen von Deutsch als Fremdsprache und die Einbindung der eigenen Muttersprache in den Spracherwerb sei essenziell, um vor allem die Schulabbrecherquote unter den Jugendlichen mit Migrationshintergrund zu senken. Bereits als Präsident der Kultusministerkonferenz (KMK) habe er das Thema Schulabbrecher besonders in Angriff genommen und dabei auf die Rolle der Eltern aber auch Lehrerinnen und Lehrer hingewiesen. Zentral sei die Interkulturelle Kompetenz, die heutzutage nicht nur vom Lehrpersonal zu erwarten sei, sondern auch in der Wirtschaft, z.B. bei Ausbildungsmeisterinnen und Ausbildungsmeister, vorhanden sein müsse. Der Handlungsbedarf auf diesem Gebiet sei sehr groß, da die Verringerung der Schulabbrecherquote „ein ganz wesentlicher Faktor für die Zukunft Deutschlands“ darstelle.

Prof. Dr. Jan Köller ging in seinem Vortrag einerseits auf die genannten demographischen Entwicklungen ein, andererseits zeigte er anhand von Grafiken die starken Unterschiede in den Leistungen von Schülerinnen und Schülern mit und ohne Migrationshintergrund. Insgesamt sei die allgemeine kognitive Leistungsfähigkeit (Messgrößen waren z.B. Lesekompetenz, Mathematik und Rechtschreibung) bei Schülerinnen und Schülern leicht zurückgegangen, was – so vermutet Prof. Köller - an der neuen Zusammensetzung der Klassen liege. Die Differenzen allerdings prägten sich bei den verschiedenen Migrationsgruppen unterschiedlich stark aus. Es fiele auf, dass Jugendliche mit türkischem Migrationshintergrund größere Defizite hätten als z.B. polnische. Ausschlaggebend dafür seien u.a. die Sprachpraxis und die Bildungsnähe.

Die Defizite begründeten sich vor allem in den sog. „Primären Effekten“. Bei Kindern mit türkischem Migrationshintergrund im Vor- und Grundschulalter müsse sich besonders die familiäre Förderung verbessern. Damit würde dann der gegenwärtigen Angst der Eltern vorgebeugt, ob die Kinder es an einem Gymnasium „schaffen“ würden, und auch die Mentalität bei den Lehrern verschwinden, dass einem Kind mit Migrationshintergrund oftmals weniger zugetraut werde (sog. „Sekundäre Effekte“). Um schon bei den „Primären Effekten“ anzusetzen, müsse massiv in eine Frühförderung mit gezielter Sprachförderung und anderen Programmen investiert werden. Empirische Studien belegten, dass eine Förderung generell „lohnenswert“ sei, man aber durch bereits sehr früh ansetzende Programme noch größere Effekte erzielen könne.

In der Zukunft solle die Perspektive verschwinden, dass man ohne Gymnasial- oder Realschulabschluss zu den „Verlierern“ gehöre. „Jeder wird gebraucht werden“, da sei man nicht so schnell ein „Verlierer“. Prof. Köller wünscht sich, dass das Schulsystem hin zu einer Zweigliedrigkeit umgebaut werde. Außerdem solle man klare Prioritäten setzen: Es sei eher zielführend, für den Universitätsbesuch Geld zu fordern, und dafür den Kindergarten als kostenfreies Angebot anzubieten, um die Barrieren bei der Frühförderung abzubauen.

Alex Schmidtke

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