Diskussion
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Gegenstand der Diskussion war die rechtliche und politische Situation von Journalisten in Nigeria sowie die speziellen Herausforderungen, mit denen sich Journalisten im Norden des Landes konfrontiert sehen.
In seiner Eröffnungsrede betonte der deutsche Botschafter Michael Zenner den Stellenwert, den unabhängige Medien für eine freie Gesellschaft haben. Als „vierte Gewalt“ seien Medien wichtig für die Kommunikation zwischen Regierung und Bürgern, erklärte Zenner und hob in diesem Zusammenhang die Bedeutung der Blogger-Szene als relativ junges Phänomen in Nigeria hervor.
Die Leiterin des Büros der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nigeria, Hildegard Behrendt-Kigozi wies darauf hin, dass die nigerianische Presse viele delikate Themen aufgreife und öffentlich mache, und die Arbeit der Journalisten gelobt werden müsse.
In seinem Beitrag wies der Sekretär des nigerianischen Journalistenverbandes Shuaibu Leman auf die schwierige Position seiner Kollegen hin. Die Arbeit von Journalisten, so Herr Leman, würde zu jeder Zeit kritisch bewertet. Entweder halte man ihnen vor, was und wie sie berichteten, oder aber sie würden andererseits mit dem Vorwurf konfrontiert, dass sie über verschiedene Dinge nicht oder nicht genügend informieren würden.
Herr Leman unterstrich, dass jede Tätigkeit durch ethische Verhaltensregeln bestimmt sein müsse, auch wenn diese nicht explizit aufgeschrieben seien. Die Einhaltung dieser Regeln durch Journalisten wiederum ließe sich schwer kontrollieren. Kein Medienunternehmen könne für die Integrität aller seiner Angestellten garantieren. Einige Journalisten folgten persönlichen politischen Interessen. Diese seien für den Arbeitgeber oft nicht unmittelbar zu erkennen.
Andererseits würden verschiedene Interessengruppen immer wieder versuchen, einzelne Medienunternehmen unter Druck zu setzen. Auch von Fällen, in denen Verlagshäuser und Zeitungen eine bestimmte politische Richtung vertreten, berichtete Leman. Letzteres sei jedoch kaum zu ändern, da jede Zeitung prinzipiell das Recht habe, politische Lager nach eigenem Ermessen zu unterstützen.
Ein besonderes Problem bestehe hinsichtlich der angemessenen Entlohnung von angestellten Journalisten und sogenannten Freelancern, den freien Mitarbeitern von Medienunternehmen. Journalistische Arbeit werde in der Regel schlecht entlohnt. Die Anfälligkeit für Korruption sei dementsprechend hoch. Auch sei kaum einer seiner Kollegen in Nigeria sozial abgesichert, etwa durch eine Krankenversicherung. Bei der Berichterstattung im Zuge von Konflikten tragen die Journalisten das Risiko selbst, wobei sie weder über eine entsprechende Ausbildung verfügten noch für den Fall persönlicher Schäden versichert seien.
In seinem Vortrag kritisierte Herr Leman, dass es zwischen Regierung und Medien keine Vertrauensbasis gäbe. Während Journalisten versuchten, über die Tätigkeit der politischen Vertreter Nigerias zu berichten, würden letztere ihre Aktivitäten als geheime Verschlusssachen behandeln. Medien und Regierung würden sich als Gegner begreifen, anstatt zusammen zu arbeiten.
Faruk Dalhatu, Generaldirektor der Radiostation Freedom Radio Kano, berichtete in seinem Beitrag über die Besonderheiten der Medienarbeit im Norden Nigerias. Herr Faruk Dalhatu kritisierte, dass die staatliche Kontrollinstanz gegenüber privaten Medienunternehmern einen harschen Ton pflege, wohingegen sie bei staatlichen Medien nachsichtig verfahre. Dies sei selbst dann der Fall, wenn staatlichen Medien schwerwiegende Regelverstöße nachzuweisen wären. Demgegenüber räumte Herr Dalhatu die generell gute Qualität der Medienkontrolle ein. Obwohl das Ungleichgewicht zu Ungunsten von Privatunternehmen nicht zu leugnen wäre, seien die Rechte der Bürger insgesamt jedoch nicht gefährdet.
Die Teilnehmer der Diskussion konnten sich auf folgende gemeinsame Vorschläge und Standpunkte einigen:
-Die Bereitstellung von Informationen seitens der Regierung für Journalisten sollte Priorität haben, um die Informationsfreiheit zu gewährleisten.
-Die Grundbedingungen journalistischer Arbeit sollten verbessert werden, um die Zahl gut ausgebildeter motivierter Journalisten zu erhöhen.
-Insbesondere gedruckte Medien sollten mit ihren Beiträgen die Bürger Nigerias zur Diskussion anhalten, um den Freiheitsdiskurs zu unterstützen.
-Medienunternehmen und deren Angestellte sollten ihrer Arbeit in Übereinstimmung mit ethischen Regeln nachgehen.
-Journalisten sollten sich gegen die Beeinflussung durch Dritte zur Wehr setzen.
-Die Konrad-Adenauer-Stiftung sollte die Vereinigung der Zeitungsherausgeber Nigerias (NPAN) in die Diskussion künftig mit einbeziehen.
-Traditionelle Medien sollten anerkennen, dass soziale Medien eine gute Quelle darstellten, die im Wettbewerb mit der herkömmlichen Medienarbeit stünden und deswegen die Journalisten auf Trab hielten.
-Medienhäuser haben einen großen Einfluss in Nigeria. Eine liberale Medienlandschaft ist deswegen der Schlüssel zur freien Medien für eine freie Gesellschaft.
-Die Deutsche Botschaft Abuja und die Konrad-Adenauer-Stiftung sollten mit ihren Anstrengungen, Diskussionsforen in Form von Runden Tischen zu organisieren und dem Training für Journalisten fortfahren.
Die Arbeit der Medien ist in Kapitel II, Absatz 22 sowie Kapitel IV, Absatz 39 der Verfassung Nigerias grundsätzlich geregelt. Demnach haben die Medien jederzeit das Recht, sich objektiv und frei zu äußern. Darüber hinaus hat jede Person grundsätzlich das Recht, ein Medium zur „Verbreitung von Informationen Ideen und Meinungen“ zu betreiben.