Diskussion
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Im Zentrum der Diskussion stand die Frage, wie die nigerianischen Medien und zivilgesellschaftliche Organisationen den Dialog mit den neu gewählten Regierungen auf überregionaler und lokaler Ebene erfolgreich gestalten können. Als Diskussionsgrundlage diente ein einführender Vortrag von Dr. Otive Igbuzor, dem geschäftsführenden Direktor des Centre-LSD, das regelmäßig Seminare für zukünftige Führungskräfte Nigerias anbietet und bereits seit einiger Zeit zu den Partnern der Konrad-Adenauer-Stiftung in Nigeria gehört.
Hildegard Behrendt-Kigozi, die Direktorin der KAS in Nigeria gratulierte zur erfolgreichen Wahl und wies in diesem Zusammenhang auf die Versprechen hin, die der neu gewählte Präsident des Landes Muhammadu Buhari im Falle seines Wahlsiegs den Nigerianern gegeben hatte. Die Diskussion zu diesem Runden Tisch solle auch der Erörterung der Frage dienen, wie Medien und zivilgesellschaftliche Organisationen dazu beitragen könnten, dass diese Versprechen auch eingehalten werden, führte Behrendt-Kigozi weiter aus. Nigeria verdiene die enge Zusammenarbeit von Regierung und Bürgern, um die Ziele, die Buhari für die Entwicklung des Landes gesetzt habe, umzusetzen.
In seinem einführenden Vortrag erörterte Dr. Otive Igbuzor die grundsätzliche Struktur eines politischen Richtungswandels in Nigeria. Zunächst untersuchte er die Voraussetzungen für diesen Wechsel, um anschließend darauf einzugehen, welche Inhalte eine Agenda des Wechsels spezifisch in Nigeria aufweisen müsse und wie die darin festgelegten Positionen zu erreichen seien. Abschließend wandte er sich der Frage zu, welche Funktion zivilgesellschaftliche Organisationen und Medien in diesem Prozess innehaben. Dabei illustrierte Dr. Igbuzor seine faktenbasierten Thesen mit anschaulichen Beispielen aus der jüngeren Geschichte des Landes.
Dr. Igbuzor argumentierte, dass Nigeria vor allem im sozialen Bereich eines Wandels bedürfe, da die Sozialstruktur des Landes empfindlich gestört sei. In den letzten hundert Jahren habe sich die Armutsquote etwa verdreifacht. Galten 1920 etwa 20 Prozent der nigerianischen Gesellschaft als arm waren es 2010 65 Prozent. Dem diametral entgegen stünde das enorme Wirtschaftswachstum des Landes in diesem Zeitraum. Um diese Situation nachhaltig zu beeinflussen müssten soziale Werte und Arbeitsethik stärker in den Blickpunkt gerückt werden. Ebenso wichtig sei ein größeres Bewusstsein für soziale Verantwortung bei staatlichen Institutionen und Unternehmen.
Im Zentrum der anschließenden Diskussion stand vor allem der Austausch, der zwischen Medien, zivilgesellschaftlichen Organisationen und politischen Vertretern möglich ist und wie dieser zu gestalten sei. Während auch selbstkritische Stimmen zu hören waren, die das bisweilen niedrige Niveau journalistischer Arbeit in Nigeri beklagten und eine Verbesserung der Ausbildung in diesem Beruf forderten, schlug die im zivilgesellschaftlichen Bereich aktive Francesca Edeghere vor, dass die zivilgesellschaftlichen Organisationen sich auf verschiedene Bereiche in der Arbeit der neu gewählten Regierung konzentrieren sollten. Dabei könnten die Organisationen und Vereine langfristig versuchen positiven Einfluss zu nehmen, dahingehend, wie die Regierung Probleme angeht sowie Ziele und gegebene Versprechen umsetzt.
Ofi Ejembe, Moderator und Journalist bei der Radiostation Cool FM schlug seinerseits vor, mit der politischen Bildung für Wähler nicht bis zur nächsten Präsidentenwahl im Jahr 2019 zu warten sondern bereits jetzt über alle verfügbaren Medienkanäle den Austausch den Hörern, Lesern und Zuschauern zu suchen um politische Bildung zu unterstützen.
Ustaz Adeyemi schlug als muslimischer Kleriker vor, bei künftigen Diskussionen verstärkt religiöse Führer mit einzubeziehen. Nicht zuletzt hätten diese einen großen Einfluss auf ihre Anhänger und könnten so politische Entscheidungen nachhaltig beeinflussen.
Am Ende der Diskussion sammelte die Direktorin der KAS Hildegard Behrendt-Kigozi Vorschläge zu Themen und Maßnahmen der Arbeit der Stiftung in Nigeria sowie mögliche Strategien zur Verbesserung der Zusammenarbeit von Medien, zivilgesellschaftlichen Organisationen und der Regierung des Landes.