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Man könnte Facebook-Chef Mark Zuckerberg als Philanthropen bezeichnen, als privaten Entwicklungshelfer, der es nur gut meint: Vor bald sieben Jahren, am 18. Mai 2010, brachte er Facebook Zero weltweit auf den Markt, insbesondere nach Afrika, damit die Menschen dort nahezu kostenlos online kommunizieren können. Zuckerberg wertet den Zugang zum Internet als Menschenrecht, wie er 2013 verkündete. Zugegeben, für viele Menschen, die sich große Bandbreite und schnellen Zugang zum World Wide Web nicht leisten können, ist ein solcher Zugang oft die einzige Möglichkeit überhaupt ins Internet zu kommen.
Facebook ist nicht das Internet
Das sei aber nur ein „minimaler, kommerzieller Zugang zum Internet“, findet Ben Wagner von der Stiftung Wissenschaft und Politik. Er leitet auch die Forschungsstelle Internet und Menschenrechte der Europa-Universität Viadrina und sagt: „Facebook versucht sich als das Internet darzustellen und manch einer der Nutzer weiß gar nicht, was eine Website-Adresse ist.“ Die „Privatisierung von Power“ führe zur eigentlichen Verkleinerung der digitalen Sphäre in Afrika. Dort, im Privatsektor, fänden die Entscheidungsprozesse statt, die für verkleinerte digitale Räume sorgten, so Wagner: „Regierungen müssen nicht immer eine Rolle dabei spielen, das Internet zu definieren und Inhalte zu regulieren“.
Die Folgen sind drastisch. Dadurch seien die Menschen „gefangen im geschrumpften Cyberspace“, ergänzt Anja Mihr. Sie ist die Programm-Direktorin des Humboldt-Viadrina Center on Governance through Human Rights. Sie betont wie wichtig die Möglichkeit der Online-Kommunikation ist. Gerade in Ländern wie Ghana, Kenia oder Tunesien besitze durchschnittlich jeder wenigstens ein Mobiltelefon und „die Möglichkeit, einen Wandel herbeizuführen, hängt vom Zugang zum Internet ab.“
„Die Menschen wollen Katzenvideos sehen“
Ruth Aine Tindyebwa sieht das genauso: „Die meisten schrumpfen das Netz aus Unwissen selbst“, weil sie nicht wüssten, welche Potenziale im Internet stecken, wie groß das World Wide Web ist. Die Großmutter der Bloggerin aus Uganda nutze das Smartphone beispielsweise nur zum mobilen Bezahlen und für Internettelefonie.
So wie der Großmutter von Tindyebwa scheint es vielen Menschen in Afrika zu gehen, folgt man William Robert Bird. Die wenigsten würden sich um Menschenrechte oder Journalismus im Netz kümmern: „Die Menschen wollen Katzenvideos sehen“, meint Leiter der südafrikanischen Non-Profit Organisation „Media Monitoring Africa“. Deswegen unterstellt er Facebook eine „brilliante“ Strategie, denn das Netzwerk liefere nicht nur lustige Tiervideos, sondern ermögliche auch private Kommunikation. Das Problem sei die Filterblase: „Die Algorithmen des Netzwerks liefern nur Zeug, das das Gehirn nicht herausfordert“, so Bird.
“Das Internet hat es Stimmen ermöglicht, gehört zu werden“
Tindyebwa kann dem nicht ganz zustimmen. Bei den Wahlen 2016 in Uganda habe es einen massiven Anstieg in der Nutzung des Internets gegeben, berichtet sie. Die Menschen hatten sich nach Programmen und Zielen der Parteien erkundigt, jede Ecke des Netzes sei im Wahlkampf okkupiert gewesen, sagt die Kommunikationsberaterin. Das Beispiel zeigt, dass das Internet und die vielen Kommunikationstools nur genutzt werden müssen. Christian Echle leitet in Johannesburg das Medienprogramm Subsahara-Afrika der Konrad-Adenauer-Stiftung. Er sieht die positive Seite der Online-Möglichkeiten: „Medien sind in Afrika schwach, oft staatsnah, aber das Internet hat es Stimmen ermöglicht, gehört zu werden.“ Auch deswegen fördert Echle ein Netzwerk afrikanischer Blogger.
„Die großen Konzerne müssen sich öffnen“
Dass der Cyberspace in Afrika kleiner wird, liegt also nicht ausschließlich an Autokraten, die ihren Bürgern den Zugang zum Internet verwehren. Für Bird liegt der Ball bei den Unternehmen und den Menschen. Die Leute müssten einfach wissen, welche Möglichkeiten die unendlichen Weiten des World Wide Webs und des Internets haben – und diese Kompetenzen könne man durch Bildung vermitteln. Doch das nütze natürlich nichts, wenn Facebook oder Google nur reduzierte Zugänge anböten: „In einigen Regionen Afrikas ist es nicht möglich, eine Facebook-Gruppe über Schwule zu eröffnen“, kritisiert Bird und meint damit die Verantwortung von Unternehmen und Staaten gleichermaßen. Für ihn steht jedenfalls fest: „Die großen Konzerne müssen sich öffnen.“
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