Der erste Tag begann für die Delegation mit einem gemeinsamen politischen Briefing von Dr. Alexander Brakel, Leiter des Auslandsbüros in Israel sowie Marc Frings, Leiter des Auslandsbüros in den Palästinensischen Gebieten, zur allgemeinen politischen Lage innerhalb der Region. Dabei wurde den Teilnehmerinnen und Teilnehmern nicht nur die verfahrene politische Situation deutlich, sondern auch die Herausforderungen, denen beide Gesellschaften, Israelis und Palästinenser, in Zukunft gegenüberstehen werden. Nach diesem ersten umfassenden Einblick ging es für die Delegation weiter auf eine politische Tour durch Ost-Jerusalem zusammen mit Daniel Seidemann, Gründer der israelischen Nichtregierungsorganisation Terrestrial Jerusalem. Seidemann erklärte und verdeutlichte dabei den aktuellen Status der Stadt Jerusalem. Die Delegation hatte währenddessen die Möglichkeit sich über die schwierigen Lebensbedingungen der in Ost-Jerusalem lebenden Palästinenser eingehender zu informieren.
Daraufhin begab sich die Delegation zum International Christian Committee und bekam dort ein Briefing von Bernard und Zack Saballa zur aktuellen Lage der Christen in Palästina. Während sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten vor allem für die Rolle des Vatikans und die des Papstes im Heiligen Land interessierten, betonten die Gastgeber die überaus wichtige Rolle des interreligiösen Dialoges innerhalb der palästinensischen Gesellschaft. Weiterhin hoben Bernard und Zack Saballa nicht nur die institutionelle Diskriminierung der Christen innerhalb der Region hervor, sondern auch die Gefahr, die der Anstieg von rechten Parteien in Israel mit sich bringt. Zum Abschluss des ersten Tages ging es für die Stipendiatinnen und Stipendiaten zum KAS Israel Büro, wo sie auf Guy Band, den Landesdirektor von Aktion Sühnezeichen Friedensdienste, trafen und mit ihm gemeinsam die Rolle Deutschlands im historischen Aufarbeitungsprozess diskutierten.
Am nächsten Tag ging es für die Delegation nach Ramallah. Die erste Station war dabei das Außenministerium der Palästinensischen Autonomiebehörde, wo die Delegation von Dr. Amal Jadou in Empfang genommen wurde. Jadou ist als stellvertretende Ministerin für die europäisch-palästinensischen Beziehungen zuständig und folglich eine wichtige Ansprechpartnerin für die deutsche Bundesregierung. Adressiert wurden vor allem die gegenwärtigen Beziehungen gegenüber Israel, die innerpalästinensische Spaltung, die weiterhin fragile Situation in der arabischen Welt, die als zu zögerlich wahrgenommene Nahostpolitik der EU sowie das Agieren der US-Regierung unter Donald Trump. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer interessierten sich vor allem für die Handlungsspielräume der EU angesichts der dominierenden Rolle der USA.
Nach diesem ersten Einblick hatte die Delegation die Möglichkeit, sich mit Vertreterinnen und Vertretern aus der palästinensischen Startup-Szene und unserem Gastgeber Flow auszutauschen, darunter auch mit unserem Partner, den Gaza Sky Geeks. Dabei ging es um die Vernetzung von Startups zu Universitäten und anderen Bildungseinrichtungen sowie um die größten Herausforderungen, mit denen palästinensische Startups konfrontiert sind, darunter primär das Recht auf Bewegungsfreiheit. Während eines gemeinsamen Mittagessens erhielt die Delegation Einblicke in das Engagement von Vertreterinnen und Vertretern der palästinensischen Zivilgesellschaft. Diese kamen aus den Bereichen Sport, Kultur und Medien.
Im Anschluss berichtete der Unternehmer Sam Bahour über wirtschaftliche und finanzielle Benachteiligungen aufgrund der Militärbesatzung. Dabei rückte er insbesondere eine laufende Kampagne zu PayPal in den Mittelpunkt. Die Diskussion fokussierte sich dabei auf die fehlende Chancengleichheit innerhalb der palästinensischen Gesellschaft. Daran anschließend sprachen Ahlam Taweel und Ameer Jabareen von unserem Partner REFORM über die soziale und politische Realität der palästinensischen Jugend und wie diese den Einfluss auf die Regierung limitiert. Weitere Diskussionspunkte beinhalteten die Etablierung von Studentenbewegungen an Universitäten sowie den Reformprozess, den die einzelnen Parteien durchlaufen sollten, um wieder einen größeren Zugang zur Jugend zu finden.
Abschließend ging unser Büroleiter Marc Frings nochmals genauer auf konkretere Fragen der Stipendiatinnen und Stipendiaten ein und beleuchtete die aktuelle politische Lage aus einem sehr detailgetreuen Blickwinkel. Der zweite Tag wurde durch ein gemeinsames Abendessen in Ramallah abgerundet, bei dem die Teilnehmerinnen und Teilnehmer auch die Möglichkeit hatten, ihr Feedback über die vergangen zwei Tage abzugeben.