Veranstaltungsberichte
Für die meisten ist es das erste Mal in Deutschland. „Ich bin aus einem kleinen Land, für mich ist es sehr kompliziert das politische System zu verstehen, aber ich finde gut, dass hier beispielsweise durch den Bundestag und den Bundesrat sehr viele Leute an Entscheidungen beteiligt sind“, sagt PR- Manager Ramez Fawadla. „Wir Palästinenser können von Deutschland viel lernen“, glaubt er, „vor allem die Disziplin, ohne die nichts funktioniert, aber auch über Wirtschaft und Naturschutz.“
In der Gruppe ist vorsichtige Aufbruchsstimmung zu spüren. Im September will Palästina UN-Mitglied werden, damit wären sie einem eigenen Staat einen Schritt näher. Wie funktioniert dieser deutsche Staat? Würde das bei uns auch funktionieren? Das steht hinter vielen ihrer Fragen.
Aber auch Berlin selbst begeistert. „Ich mag die Stadt sehr, die Vielfalt, hier gibt es so viele Menschen, so viele Gesichter aus verschiedenen Nationen, und es ist sehr grün und alles ist sehr gut organisiert“, schwärmt Nida Ibrahim. Sie war schon vorher in Deutschland. „Aber jedes Mal sehe ich es anders. Und es ist das erste Mal, dass ich auch einen Einblick in die Arbeitsweise der politischen Institutionen bekomme. Es ist einfach anders, wenn man das beispielsweise im Bundesrat erklärt bekommt.“ Dort stellen sich viele gleich ans Rednerpult, in staatsmännischer Geste für die Kamera. Vom Dach des Bundestages wollen sie gar nicht mehr hinuntersteigen. Ihre Gesprächspartner fragen sie neugierig aus, diskutieren mit ihnen über Mohammed-Karikaturen, politische Tabus und Außenpolitik.
Bis zum 31. Juli ist die Gruppe noch in Berlin, besucht das Kanzleramt, spricht mit Journalisten der Deutschen Welle und RTL, schaut auf Schloss Cecilienhof in Potsdam vorbei und streift abends nach Programmende durch die Hauptstadt. Viele Fragen müssen dabei noch beantwortet werden. „Ich will mehr über die Bundesländer und ihre Kultur und Traditionen lernen“, hofft Ramez. „Ich möchte mehr über die Emanzipation der Frauen in Deutschland lernen“, sagt Nida. „Ich habe gehört, dass sie noch in den Sechzigern die Erlaubnis ihrer Männer brauchten, wenn sie arbeiten wollten. Ich will wissen, wie das geändert wurde, und aus der deutschen Erfahrung lernen. Schließlich ist eure Kanzlerin eine Frau.“