Vom 22. bis 28. Januar 2020 reiste eine Delegation lateinamerikanischer Think Tanks nach New York, Philadelphia und Washington D.C., um sich mit Organisationen und Think Tanks in den Vereinigten Staaten auszutauschen. Den Teilnehmer der Delegation bot sich dabei die Gelegenheit, mit mehreren Beamten der Vereinten Nationen und Mitgliedern von US-Think Tanks zusammenzutreffen und mit ihnen über die Umsetzung und die Herausforderungen der Agenda 2030 sowie über die Rolle von Think Tanks bei der Kommunikation mit der Zivilgesellschaft zu diskutieren. Insgesamt nahmen acht Leiter von Think Tank-Organisationen aus sieben lateinamerikanischen Ländern teil.
Zu diesen Teilnehmern zählten die stellvertretenden Direktorinnen Luciana Gama Muniz und Carla Duarte des brasilianischen Zentrums für Internationale Beziehungen (CEBRI); José Hidalgo Pallares, Direktor der Gesellschaft für Entwicklungsstudien (CORDES) aus Ecuador; Giulia De Sanctis, die Präsidentin des Zentrums für demokratische Initiativen in Panama (CIDEM); sowie Sybil Rhodes, die Präsidentin des Zentrums für die Öffnung und Entwicklung Lateinamerikas (CADAL). Weitere Mitglieder der Delegation waren die Kommunikationsbeauftragte des Think Tanks für Forschung und Sozialstudien (ASIES) aus Guatemala, Ana Lucía Blas; die Direktorin und Gründerin von Demokratie & Entwicklung International (D&D International) aus Peru, Elaine Ford; und der Koordinator der Rechtsabteilung des Zentrums für Demokratie und Gemeinschaft (CDC) aus Chile, Pedro Mayorga.
Der Ablauf der Delegationsreise bestand aus drei wesentlichen Programmpunkten mit Aufenthalten in New York, Washington D.C. und Philadelphia. Während des Besuchs in New York hatten die Teilnehmer zunächst die Gelegenheit, mit Vertretern der Vereinten Nationen zu sprechen, um mehr über die Arbeit der Organisation zu erfahren und gleichzeitig zu besprechen, wie Think Tanks als Bindeglieder in der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Ländern, Regierungen und der Zivilgesellschaft bei der Erfüllung der Ziele der Agenda 2030 für nachhaltige Entwicklung fungieren können.
In diesem Kontext fanden eingangs Gespräche mit Almudena Fernández und Diego Zavaleta statt, den Beratern des Regionalbüros für Lateinamerika und die Karibik des Entwicklungsprogramms der Vereinten Nationen (UNDP). Während dieses Treffens stellten Frau Fernández und Herr Zavaleta die vom UNDP identifizierten Herausforderungen und Chancen in der lateinamerikanischen und karibischen Region vor und präsentierten ihre Handlungsempfehlungen zur Steigerung der Produktivität, der Berücksichtigung der Geschlechterungleichheit sowie zur Stärkung der staatlichen Institutionen in der Region.
Anschließend empfing Pedro Conceição, Direktor und Hauptautor des UNDP-Berichtsbüros für Humanitäre Entwicklung, die Delegation. Während dieses Zusammentreffens wurden die wesentlichen Erkenntnisse des Berichtsbüros diskutiert, wie z.B. die Rolle der Ungleichheit in der Entwicklung der Länder, sowohl auf der Ebene des Einkommens als auch der Chancen für die dort lebenden Menschen. Gleichzeitig wurde in diesem Kontext auch die Rolle von Think Tanks bei der Weitergabe von Information an die Öffentlichkeit und im Hinblick auf die Chancengleichheit in den verschiedenen Ländern, insbesondere bei der Zusammenarbeit mit Entscheidungsträgern, besprochen.
Zusätzlich wurden die Teilnehmer der Delegation zuerst von Frau Paloma Escudero, Direktorin der UNICEF-Kommunikationsabteilung und später im KAS-Büro von Oisika Chakrabarti und Sharon Grobeisen von der UN-Frauenabteilung für Kommunikation und Interessensvertretung und Michael Schmidt, Regionaldirektor des Jüdischen Komitees in Amerika, in Kommunikationsfragen beraten. In beiden Gesprächen wurde der Schwerpunkt auf die aktuellen Kommunikationsformen und die Strategien gelegt, mit denen diese Organisationen ihre Botschaften an ihre jeweiligen Zielgruppen vermitteln.
Auf internationaler Ebene fanden in der Folge Treffen mit Laura Flores, der Direktorin der Amerika-Abteilung, und ihrem Team aus der Abteilung für Politik- und Friedensangelegenheiten der Vereinten Nationen und der Abteilung für Friedenseinsätze der Vereinten Nationen statt sowie mit hochrangigen UNO-Mitgliedern aus Ländern wie Argentinien, Brasilien, Chile, Guatemala und Brasilien. Diese gaben einen Einblick in die unterschiedlichen Realitäten der verschiedenen Länder und diskutierten mit den Delegationsmitgliedern die Möglichkeiten, wie Think Tanks Schlüsselakteure in der Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft sein können und dazu beitragen können, demokratische Werte in einem sich ständig verändernden lateinamerikanischen Kontext zu stärken. Im selben Zusammenhang tauschte sich die Delegation auch mit Brian Winter aus, dem Vizepräsidenten für Politik des Amerikanischen Rates und der Gesellschaft der Amerikanischen Kontinente, der ebenfalls auf die aktuellen politischen Veränderungen in Lateinamerika verwies und die Teilnehmer ermutigte, durch Forschung aktiv an der Entwicklung der öffentlichen Politik mitzuwirken.
Hinsichtlich der Möglichkeiten, wie die verschiedenen Think Tanks ihre Zusammenarbeit mit den verschiedenen UN-Einheiten verstärken können, hatte die Delegation abschließend die Gelegenheit, mit Marc-Andre Dorel, dem amtierenden Leiter der NGO-Abteilung der Abteilung für wirtschaftliche und soziale Angelegenheiten der Vereinten Nationen, und Jeffrey Brez, Leiter der Abteilung für NGO-Beziehungen und Interessenvertretung der UN-Abteilung für globale Kommunikation, zu sprechen.
Am 25. Januar reiste die Gruppe mit dem Zug von New York nach Philadelphia, wo sie den Nachmittag mit Professor James McGann, Direktor des Programms für Denkanstöße und Zivilgesellschaft (TTCSP), verbrachte. Während dieses Treffens sprach Professor McGann die Notwendigkeit an, dass die verschiedenen Think Tanks enger zusammenarbeiten und bei der Bildung der Zivilgesellschaft eine führende Rolle spielen müssen, um den Herausforderungen der heutigen Gesellschaft sowohl im politischen Bereich als auch bei der Stärkung der Demokratie gerecht zu werden.
Später fuhr die Delegation weiter nach Washington D.C., wo sie sich mit Vertretern verschiedener Think Tanks traf, um Ansätze zu diskutieren, wie Think Tanks ihre Botschaften an die Zivilgesellschaft vermitteln können. Zu den Gesprächspartnern gehörte zunächst das Internationale Republikanische Institut, bei dem die Gruppe mit Jan Surotchak, Direktor für Transatlantische Strategien, Paul McCarthy, Direktor der Europa-Abteilung, und Dan Munz, Direktor für Kommunikation, sprach. Anschließend wurde das Treffen mit Herrn Jesper Frant, Direktor des Technologie- und Innovatiosprojekts am Nationalen Demokratischen Institut für Internationale Angelegenheiten (NDI), fortgesetzt. Dabei gaben die NDI-Vertreter einen Überblick in ihre Erfahrungen mit Kommunikationsfragen sowie die Art und Weise, in der die verschiedenen Projekte des Think Tanks über ihre Webseite, sozialen Netzwerke und andere Plattformen präsentiert werden.
Eine weitere Organisation, welche innovative Einblicke in die Arbeit von Think Thanks in den Vereinigten Staaten von Amerika einbrachte, war das Amerikanisches Institut für Zeitgenössische Germanistik (AICGS), das sich auf die Analyse von wirtschaftlichen, internationalen, sicherheits- und sozialpolitischen Fragen konzentriert, die die Vereinigten Staaten, Deutschland und die transatlantischen Beziehungen im Allgemeinen betreffen. Zusätzlich konnten sich die Teilnehmer der Delegation mit dem Zentrum des Atlantischen Rats auszutauschen, dessen Vertreter die aktuelle Situation in Lateinamerika bewerteten sowie die Rolle der Think Tanks bei der Generierung von Wissen und Handlungsstrategien zur Bewältigung der Herausforderungen in der Region.
Später präsentierte Andrew Schwartz am Zentrum für strategische und internationale Studien (CSIS) seine Erfahrungen bei der Wissensgenerierung durch Think Tanks und adressierte die Notwendigkeit neuer Methoden bei der Weitergabe von Informationen an die Zivilgesellschaft durch Organisationen. In diesem Zusammenhang verwies er bspw. auf die Erfahrungen der iDeas Labor-Initiative, welche digitale Werkzeuge auf kreative Weise einsetzt, um ihre Forschungsergebnisse zu den aktuellen globalen Herausforderungen zu teilen. Dies geschieht u.a. durch einfach zugängliche und benutzerfreundliche Videos, Podcasts, Webseiten und Berichte. Den Abschluss der Delegationsreise bildete ein Gespräch mit dem Pew Forschungszentrum. Dabei wurde schließlich die Rolle von Forschung und Wissensgenerierung als wesentliches Instrument für datengestützte Entscheidungsfindung diskutiert.
Die Delegation wurde in Zusammenarbeit mit dem Büro der Konrad-Adenauer-Stiftung in New York durch deren Repräsentantin, Frau Andrea Ellen Ostheimer, und den Projektkoordinator Sebastian Borchmeyer durchgeführt sowie mit der Unterstützung des Büros in Washington D.C. mit seinem Vertreter Herrn Paul Linnarz und der Projektkoordinatorin Sabine Murphy. Im Namen des Regionalprogrammes Allianzen für Demokratie und Entwicklung mit Lateinamerika (ADELA) begleitete die Projektkoordinatorin Marcee Gómez die Delegationreise.