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Veranstaltungsberichte

Der Prozess des Aufbaus einer sicheren Gesellschaft

von Renzo Gómez

Veranstaltung

Am Donnerstag den 23. Juni sorgte ein Foto weltweit für Optimismus: Juan Manuel Santos und Rodrigo Londoño, der gefährliche „Timochenko“, gaben sich die Hand. Ein schüchternes Lächeln, sie zeigen keine Zähne und halten zwei granatrote Mappen hoch. Nach 52 blutigen Jahren vereinbart die kolumbianische Regierung mit den Fuerzas Armadas Revolucionarias de Colombia (FARC) ein historisches Abkommen und den definitiven Waffenstillstand.

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Zur gleichen Zeit fand am Nachmittag in Lima das zweite Treffen des Netzwerks für Sicherheit zwischen Peru und seinen Nachbarstaaten in einem Hotel im Stadtteil Miraflores statt. Dieses wurde organisiert vom Instituto de Estudios Internacionales (IDEI) mit Unterstützung der Konrad Adenauer Stiftung (KAS). Die Stimmung war ausgezeichnet. Es gab einen guten Ausgangspunkt für die Verbesserung der gemeinsamen Sicherheit von Peru und seinen Nachbarn: Bolivien, Brasilien, Chile, Kolumbien und Ecuador.

“Das Problem ist noch nicht gelöst. Manchmal denke ich, dass wir Europäer unser Wissen vermitteln wollen, aber wenn ich hier in Ihrer Runde bin, kann ich vieles lernen“, sagte die Vertreterin der KAS in Peru zur Begrüßung der Veranstaltung. Fabián Novak, der Direktor des IDEI, ging darauf ein und erwähnte verschiedene Risiken der Region, darunter Drogen- und Menschenhandel, die sich verschlimmern und dadurch den Frieden in der Region bedrohen könnten.

In der ersten Diskussionsrunde, unter Leitung des Journalisten Hugo Guerra, beteiligten sich Andrés Gómez de la Torre (Pontificia Universidad Católica del Perú), der Chilene Jaime Baeza (Universidad de Chile) und der Bolivianer José Rocabado (Universidad Mayor San Andrés).

“Ist dieses Gemeinschaftsprojekt machbar und realistisch?”, stellte Andrés Gómez die provozierende Frage. Er erläuterte, dass man in den 23 Jahren seit Verabschiedung der Verfassung aus dem Jahr 1993 keinen Artikel über Sicherheit und Verteidigung des Landes geändert habe. Anschließend gab er Daten bekannt, um die unsichere und ungewisse Situation in Peru zu verdeutlichen: seit dem Jahr 2000 gab es in Peru 14 verschiedene Verteidigungsminister, 22 Innenminister und 13 Geheimdienstleiter.

Andererseits stellte Baeza klar, dass die Sicherheitslage nicht durch stärkere wirtschaftliche Integration zu verbessern sei, da es sich hier um unterschiedliche Aspekte handle, sondern nur durch sicherheitsrelevante Aktionen. Dies sollte offensichtlich sein, sei es aber nicht immer. Er stellte die Arbeit der Union Südamerikanischer Nationen (UNASUR) und Brasilien als wichtige Vorreiter in der Region heraus.

“Es gibt keinen einzigen Weg, aber wenn man Prioritäten setzt und sicherheitsrelevante Themen transparent behandelt, wird man eine gemeinsame Vision entwickeln können und warum nicht auch eine gemeinsame Doktrin?”, schlussfolgerte Rocabado. Seiner Meinung nach könne der Drogenhandel, auch wenn dies widersprüchlich erscheine, diese gemeinsame Vision fördern. “Dies geht uns alle an. Wir sind betroffen und leiden unter den Nebenwirkungen”.

Der Kolumbianer Henry Cancelado (Pontificia Universidad Javeriana) und der Brasilianer Antonio Ramalho (Universidad de Brasilia) beteiligen sich am zweiten Gesprächskreis, geleitet vom Diplomaten Alfonso Rivero.

“#ElUltimoDiaDeLaGuerra („der letzte Tag des Krieges“) war das Thema in Peru bei einer Besprechung über regionale Sicherheit”, twitterte Cancelado. Bei seinem Vortrag zeigte er sich skeptisch über eine regionale Sicherheitsgemeinschaft, obwohl er das Gegenteil hoffte. “Was kommen wird, ist die Gewalt von Seite derjenigen, die vom Krieg profitieren”, gab er zu bedenken.

Natürlich, begeistere ihn der Gedanke der „EntFARCisierung“ der kolumbianischen Gesellschaft. Der Bürgerkrieg habe so lange angedauert, dass die Kolumbianer innere Sicherheit herbeisehnten. Dies habe dazu geführt, dass Polizei und Streitkräfte ihre Rollen falsch interpretierten. Im Bezug auf den Kontinent, sieht Cancelado ähnliche Probleme in allen Ländern Südamerikas, wenn auch in Ausmaße und Akteure sich unterscheiden können.

Der letzte, aber deshalb nicht unwichtigste Redner, Ramalho, gab an, man lebe dank der Streitkräfte bereits in einer de Facto Sicherheitsgemeinschaft in der Region. Es gebe aber Gefahren aufgrund von drei grundsätzlichen Aspekten: soziale Ungleichheit, fehlende Institutionalität und Knappheit von natürlichen Ressourcen.

So endete das Treffen: mit einer lebhaften Diskussion, Übereinstimmung bei Konzepten und hoffnungsvoller, wenn auch nicht überstarker, optimistischer Einstellung. Die Region Südamerika hat abgesehen von Spannungen verschiedener Art in Frieden gelebt. Im Gegensatz zu Europa wurde die politische Landkarte im Verlauf des letzten Jahrhunderts praktisch nie verändert. Dies zu erhalten und weiterzuentwickeln ist Ziel der KAS. Die Stiftung fördert den Dialog über die Rolle von Peru in Lateinamerika und die Bedürfnisse der Region zu erfüllen, um eine Sicherheitsgemeinschaft aufbauen zu können.

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2. Juli 2016
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