Veranstaltungsberichte
Zum vierten Mal traf sich das sicherheitspolitische Netzwerk, bestehend aus jeweils einem akademischen Vertreter aus Bolivien, Brasilien, Chile, Ecuador, Kolumbien und Peru. Unter der Leitung von Fabian Novak des IDEI, werden sicherheitspolitische Fragen der Region länderübergreifend untersucht. Erste Gespräche fanden bereits am Vormittag statt, um die Arbeit des letzten Jahres zu evaluieren und Ideen für das fünfte internationale Seminar zu sammeln.
Am Nachmittag wurden vor über 200 Gästen die Ergebnisse der einzelnen Länderstudien vorgestellt.
Es waren sich alle Experten einig, dass die klassische Rolle des Militärs als Institution, die hauptsächlich für die Verteidigung der Landesgrenzen zuständig ist, überholt zu sein scheint. Um ein zukunftsfähiges Modell der Streitkräfte zu entwickeln, musste zunächst einmal deren Vergangenheit und Entwicklung aufgearbeitet werden. So haben etwa in Chile militärische Interventionen in der Landespolitik das Verhältnis zwischen Militär und ziviler Bevölkerung stark geprägt und wirken sich bis heute auf die Rolle des Militärs in der Gesellschaft aus, wie Maria Cristina Escudero, von der Universidad de Chile, berichtete.
Die Verschiebung der Aufgaben der Streitkräfte ist zum einen notwendig, zum anderen stellt sie die jeweiligen Regierungen aber auch vor große Hindernisse. Antonio Ramalho, von der Universität de Brasilia, sprach zum Beispiel von der Tendenz der brasilianischen Regierung den Aufgabenbereich der Streitkräfte geradezu inflationär zu erweitern. Das Militär, welches in der Bevölkerung großes Vertrauen besitzt, werde immer häufiger auch dann eingesetzt, wenn eigentlich strukturelle oder zivile Lösungen gefragt seien. Ein langfristiger und umfassender Plan zur Reformation des Militärs fehle aber bisher.
Aufgrund verschiedener Ansätze und Perspektiven wurde deutlich, dass die Frage nach der Rolle der Streitkräfte in der ganzen Region höchst relevant und aktuell ist. Der länderübergreifende Austausch trägt hier sowohl dazu bei, einen Überblick über die aktuelle Situation in den verschiedenen Staaten zu erlangen, als auch dazu transnationale Lösungsansätze zu erarbeiten.