Diskussion
Details
Der Regisseur Joachim A. Lang zeigt in seinem Film die Beziehung zwischen Adolf Hitler (dem „Führer“) und dessen fanatischen Propagandaminister, Joseph Goebbels (dem „Verführer“). Letzterem unterstanden alle damaligen Medien: die Presse, das Radio und die Wochenschauen, die in zahlreichen Kinos gezeigt wurden. Er war es, der entdeckte, was für eine wichtige Waffe im ideologischen Kampf der Film ist. Sowohl die historischen Produktionen wie die Unterhaltungssendungen enthielten eine entsprechende Botschaft und riefen die gewollten Emotionen hervor. So war es im Falle des antisemitischen Bildes, das der Film Jud Süß von 1939 vermittelte, und auch in dem Film Kolberg von 1945, der letzten nationalsozialistischen Großproduktion, die angesichts der Niederlage den Durchhaltewillen der Deutschen stärken sollte. Auch die Großveranstaltungen mit Hitlers Auftritten waren perfekt geplante Inszenierungen, bis in jede Einzelheit ausgearbeitet, wo keine Geste dem Zufall überlassen blieb. Goebbels ist nicht nur ein geschickter Manipulator, er ist vor allem ein Visionär, der es versteht, das unwahrscheinlichste Szenario in die Tat umzusetzen, und der seine Arbeit als Kunst bezeichnet, mit der er einen „Führer-Mythos“ erschaffen will.
Für das Drehbuch dienten als Vorlage die Tagebücher von Joseph Goebbels, Zeugenberichte, Briefe und andere erhaltene Dokumente. Es rekonstruiert die letzten sieben Jahre des NS-Staates, ab dem „Anschluss“ Österreichs im März 1938 bis zum Untergang des Dritten Reiches mit Mord und Selbstmord im Führerbunker in Berlin im Mai 1945. In die Handlung wurden alte Wochenschauen und archiviertes Filmmaterial eingebaut, auch Szenen aus den oben genannten Produktionen, was einen Blick hinter die Kulissen der nationalsozialistischen Propaganda ermöglicht und die seit Jahren unveränderten Mechanismen der Arbeit von Medien sichtbar macht, die von Regierungen abhängig sind. Der Regisseur zeigt auch, wie gefährlich die Interaktion zwischen geschickten Demagogen und Menschen ist, die zur Radikalisierung ihrer Ansichten neigen, und wie aktuell dieses Problem heute immer noch ist.
Joachim A. Lang ist 1959 geboren. Er studierte Germanistik und Geschichte in Heidelberg und Stuttgart. Ab 1986 arbeitete er für den SWR als Redakteur, Regisseur und Autor. 2001 schrieb er das Drehbuch zu dem Dokudrama Jud Süß – Ein Film als Verbrechen?. Als Regisseur und Autor drehte er weitere Dokumentarfilme, unter anderem Da wo ich bin ist Panama. Die Lebensreise des Herrn Janosch (2011, TV) sowie George (2013) über das Leben des Schauspielers Heinrich George. Eine wichtige Figur in Langs Arbeit ist Bertold Brecht. Im Jahr 1998 produzierte Lang anlässlich von Bertold Brechts 100. Geburtstag im Auftrag der ARD und Arte die fünfteilige Dokumentation Denken heißt verändern. Zu Brechts 50. Todestag machte er 2006 den Film Brecht – Die Kunst zu leben (2006, TV). Sein erster Langspielfilm war Mackie Messer – Brechts Dreigroschenfilm (2018). Auf dem Filmfest München präsentierte er 2024 seinen neuen Film Führer und Verführer, für den er mit dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde.
Eintrittskarten sind in folgenden Kinokassen erhältlich
Breslau, Kino Nowe Horyzonty, 31.01.2025, 18.00 Uhr
Krakau, Kino pod Baranami, 1.02.2025, 17.00 Uhr
Warschau, Kino Muranów, 2.02.2025, 18.30 Uhr
Programm
Breslau, Kino Nowe Horyzonty, 31.01.2025, 18.00 Uhr
Teilnehmer der Diskussion im Anschluss an die Vorführung des Films:
Joachim A. Lang, Filmreggiseur
Thomas Weber, Historiker und Hochschullehrer für Geschichte und internationale Politik an der University of Aberdeen
Prof. dr. hab. Krzysztof Ruchniewicz, Historiker, Koordinator für Deutsch-Polnische Beziehungen, Driektor des Pilecki-Instututes
Moderation:
Beata Maciejewska, Journalistin, Gazeta Wyborcza, Breslau
deutsch-polnische Simultanübersetzung
Krakau, Kino pod Baranami, 1.02.2025, 17.00 Uhr
Teilnehmer der Diskussion im Anschluss an die Vorführung des Films:
Joachim A. Lang, Filmreggiseur
Thomas Weber, Historiker und Hochschullehrer für Geschichte und internationale Politik an der University of Aberdeen
Moderation:
Dr. Aleksandra Matykiewicz, Politologin, Autorin, Medienexpertin, Institut für Europastudien der Jagiellonen-Universität
deutsch-polnische Simultanübersetzung
Warschau, Kino Muranow, den 2.02.2025, 18.30 Uhr
Teilnehmer der Diskussion im Anschluss an die Vorführung des Films:
Joachim A. Lang, Filmreggiseur
Thomas Weber, Historiker und Hochschullehrer für Geschichte und internationale Politik an der University of Aberdeen
Prof. dr. hab. Eugeniusz Cezary Król, Historiker, Politikwissenschaftler, ordentlicher Professor für Geisteswissenschaften, Übersetzer und Herausgeber der polnischen Auswahl der Tagebücher von Joseph Goebbels und Autor der Übersetzung und Zusammenstellung der polnischen kritischen Ausgabe von Adolf Hitlers "Mein Kampf"
Moderation:
Prof. Magdalena Saryusz-Wolska, Kulturwissenschaftlerin und Soziologin, Direktorin des Deutschen Historischen Instituts in Warschau
deutsch-polnische Simultanübersetzung