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Veranstaltungsberichte

Konferenzbericht: Was für ein Europa für das Christentum?

von Anna Katharina Bölling

VIII. Internationale Konferenz zur Rolle der katholischen Kirche im Prozess der europäischen Integration

Auf dem Landgut Tomaszowice, nahe Krakau, trafen am vergangenen Wochenende die crème de la crème der katholischen Kirche Europas und europäische Spitzenpolitiker zusammen, um zum bereits achten Male über die Rolle der katholischen Kirche im Prozess der europäischen Integration zu diskutieren und ihre Gedanken bezüglich der Grundlagen der europäischen Einigung auszutauschen. Die diesjährige Konferenz, die unter dem Titel „ Was für ein Europa für das Christentum? Was für ein Christentum für Europa?“ stand, wurde von der Päpstlich Theologischen Akademie in Krakau, der Robert-Schuman-Stiftung in Luxemburg und der Konrad-Adenauer-Stiftung in Polen organisiert. Vorsitzender des Organisationskomitees war, wie in jedem Jahr, der Krakauer Weihbischof Prof. Dr. Tadeusz Pieronek.

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In Anwesenheit zahlreicher Ehrengäste aus Kirche und Politik eröffneten der Krakauer Erzbischof Kardinal Dr. Stanisław Dziwisz und Bischof Prof. Dr. Tadeusz Pieronek im Namen der Organisatoren am Freitag, 12. September 2008 die Konferenz. Der stellvertretende polnische Premierminister Waldemar Pawlak, der Präsident des Europäischen Parlaments Prof. Dr. Hans-Gert Pöttering, der Marschall des polnischen Sejm Bronisław Komorowski sowie der Dekan des Kardinalkollegiums Kardinal Dr. Angelo Sodano aus Rom wiesen in ihren Eingangsstatements auf den Mehrwert der christlichen und insbesondere der katholischen Traditionen in Europa hin und unterstrichen, dass die christlich-jüdischen Fundamente diejenigen seien, auf denen das Haus der Europäischen Integration seinen festen Halt habe und die Rückbesinnung auf diese Wurzeln Europas eine Notwendigkeit für das weitere Gelingen des Prozesses der Europäischen Integration sei.

Im Anschluss diskutierten Elmar Brok, Mitglied des europäischen Parlaments, Bronisław Komorowski, Marschall des polnischen Sejm, Prof. Dr. Rocco Buttiglione, Präsident des italienischen Parlaments und Dr. Hanna Suchocka, Botschafterin Polens am Vatikan über die Zukunft Europas sowie die Hoffnungen und Ängste der Christen, die sich im Laufe der europäischen Einigung ergeben haben und ergeben werden. In dieser Diskussionsrunde wurde insbesondere das Scheitern des Reformvertrages in Irland beklagt und die Hintergründe des irischen „Neins“ analysiert. Auch das Fehlen des Gottesbezuges im Vertrag von Lissabon wurde thematisiert und man war sich darin einig, dass dies zwar sehr bedauerlich sei, aber man nun mit diesem Kompromiss, um die weitere Einigung nicht zu gefährden, leben und ihn akzeptieren müsse.

Zum Ausklang des Konferenztages versammelten sich die Konferenzteilnehmer zu einer Heiligen Messe in der Kathedrale auf dem Wawelhügel in Krakau, die unter dem Vorsitz von Kardinal Dr. Angelo Sodano zelebriert wurde. Ebenfalls auf dem Wawelhügel wurde danach das Königsschloss und die Ausstellung, anlässlich des 325. Jahrestages der Befreiung Wiens von den Türken durch den polischen Königs Jan Sobieski III., besichtigt. Ein Empfang auf Einladung des Marschalls der Wojewodschaft Kleinpolen Marek Nawara bildete das Ende des ersten Konferenztages.

Am Samstagmorgen begann die Kirchenkonferenz mit einer Paneldiskussion zum Thema „Welche Politik innerhalb der Union und nach welchen Kriterien – Grundorientierungen Europäischer Politik“. Diese Fragen wurden vom Staatssekretär in der Kanzlei des Premierministers Prof. Władysław Bartoszewski, dem Erzbischof von München und Freising Prof. Dr. Reinhard Marx sowie vom stellvertretenden Vorsitzenden der EVP-ED-Fraktion im Europäischen Parlament Othmar Karas diskutiert. Bartoszewski hob an dieser Stelle die besondere Bedeutung des polnisch-deutschen Aussöhnungsprozesses für die europäische Einigung hervor und unterstrich, dass ohne diese Aussöhnung ein Europa, wie wir es heute kennen nicht möglich sei.

Im dritten und letzten Panel wurde die Europäische Nachbarschaftspolitik und ihre Bedeutung im Prozess der europäischen Integration thematisiert. Nach einem Impulsstatement des Vorsitzenden Auswärtigen Ausschusses des Europäischen Parlaments Dr. Jacek Saryusz-Wolski, der die praktisch-politische Seite von Erweiterung und Nachbarschaftspolitik in den Vordergrund stellte, folgte eine Diskussion von Vertretern unterschiedlichster Länder der Europäischen Union, bzw. von Vertretern der Nachbar- und Anrainerstaaten der Union. Die deutsche Perspektive brachte dabei Dr. Stephan Eisel MdB ein, der deutlich zwischen Freunden, Partnern und bloßen Nachbarn unterschied, die man nach unterschiedlichen Kriterien behandeln müsse. Für Polen sprach der Vorsitzende des Europaausschusses im Sejm Andrzej Grzyb, der die besondere Bedeutung der östlichen Nachbarn Polens für die europäische Politik betonte. Ein anderes, ebenfalls neues EU-Mitglied repräsentierte Kardinal Prof. Dr. Peter Erdö, Primas von Ungarn, der nochmals auf die christliche Identität Europas verwies. Mit dem Vorsitzendes des Auswärtigen Ausschusses des georgischen Parlaments Lasha Zhvania und dem libanesischen Kultur- und Hochschulminister a.D. Michel Edde verdeutlichten abschließend zwei Vertreter aus europäischen Nachbarländer ihre jeweilige Perspektive auf die Politik der Union. Abschließend wurde die Konferenz vom polnischen Europaabgeordneten Bugosław Sonik zusammengefasst.

Unter den Teilnehmern waren zahlreiche Politiker vor allem aus den Reihen der polnischen Bürgerplattform, allen voran Expremier Buzek, wie auch führende Vertreter aus Kirche und Gesellschaft in Polen. Erneut gelang es mit dieser Konferenz, ein europäisches Austauschforum für Politik, Gesellschaft und Kirche zu schaffen, auf dem über Wege der christlich-demokratischen Prägung Europas diskutiert wurde.

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