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5 Dinge, die wir aus der Landratswahl in Sonneberg lernen können

von Christoph Kern
In unserer Gesellschaft herrscht aktuell ein Vertrauensverlust in Parteien, Politikerinnen und Politiker und die Demokratie. Es fehlt an politischer Orientierung: Die Landratswahl in Sonneberg ist ein Denkzettel für die Regierungen in Berlin und Erfurt. Schlechtes Regierungshandwerk und eine Politik über die Köpfe der Menschen hinweg haben den Frust der Menschen massiv verstärkt und den Wahlkampf in Sonneberg bestimmt. Folgende fünf Dinge können wir für zukünftige Kampagnen lernen.

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In unserer Gesellschaft herrscht aktuell ein Vertrauensverlust in Parteien, Politikerinnen und Politiker und die Demokratie. Es fehlt an politischer Orientierung: Die Landratswahl in Sonneberg ist ein Denkzettel für die Regierungen in Berlin und Erfurt. Schlechtes Regierungshandwerk und eine Politik über die Köpfe der Menschen hinweg haben den Frust der Menschen massiv verstärkt und den Wahlkampf in Sonneberg bestimmt. Folgende fünf Dinge können wir für zukünftige Kampagnen lernen:

1. Auf die Menschen zugehen und mobilisieren

Die Mobilisierung unserer Mitglieder vor Ort, der Vereinigungen – vor allem der Jungen Union und der Kommunalpolitischen Vereinigung (KPV) – und aus anderen Kreisverbänden für den Wahlkampf ist gelungen: Unter dem Motto „Stärken stärken“ wurden vor dem ersten Wahlgang gezielt Infostände und Veranstaltungen im Landkreis sowie ein Tür-zu-Tür-Unterstützertrag organisiert.

Zur Stichwahl wurde die Schlagzahl erhöht: An zehn Abenden vor dem Stichwahl-Termin gab es Verteilaktionen im gesamten Landkreis – mit Hilfe von Mitgliedern und Kreisgeschäftsführern aus anderen Kreisverbänden. Höhepunkt war der große Unterstützertag mit über 70 Beteiligten aus Thüringen, Bayern, Hessen, Baden-Württemberg, dem Saarland und Berlin und über 1.500 geklopften Türen am Ende des Tages. Das war ein großartiges Signal für unser #TeamCDU.

Die Arbeit hat sich gelohnt: 13.419 Wählerinnen und Wähler haben unserem Kandidaten Jürgen Köpper die Stimme in der Stichwahl zur Landratswahl in Sonneberg gegeben. Nachdem die CDU nach 2018 bereits 1.439 Stimmen hinzugewinnen konnte, waren es im Vergleich zum ersten Wahlgang am 11. Juni nochmals 5.048 Stimmen mehr. 

Nach den Corona-Jahren war es schön zu sehen, wie die Wahl in Sonneberg zu Zusammenhalt über die Grenzen des Kreisverbandes hinausgeführt hat. Damit haben wir in Thüringen Kampagnenfähigkeit bewiesen. Die gestiegene Wahlbeteiligung auf 59,6 Prozent – im Vergleich zu 48,1 Prozent im ersten Wahlgang – ist sehr positiv und als Erfolg unserer Kampagne zu bewerten.

2. Kein Wahlkampf ohne digitale Werbung

Über die Plattform Meta wurde mit verschiedenen Videos und Sharepics regional Werbung ausgespielt. In vier Wochen Digitalwahlkampf erzielten wir über 600.000 Impressionen und erhöhten so die Klicks auf die Website, auf das Profil des Kandidaten und auf die Seite des Kreisverbandes signifikant. Neben der Werbung auf Meta gab es noch Anzeigen auf dem Regionalportal „insuedthueringen.de“, in der lokalen Zeitung und im regionalen Anzeigen-Magazin. Alle Maßnahmen zahlten auf unser Mobilisierungsziel ein.

Die positive Reichweite und Wahrnehmung führten auf der anderen Seite der Medaille zur mehr negativen Kommentaren. Mit dem Community Management und dem Kampf gegen Fake News war der Kreisverband überfordert. Nur mit Hilfe des Landesverbandes konnten wir der Flut an negativen Kommentaren entgegenwirken. Für den kommenden Kommunal-, Europa- und Landtagswahlkampf in Thüringen wird das Community Building und Management eine Herausforderung sein. Daher müssen wir es schaffen, für unser Team24 eine eigene „digitale Einheit“ an Freiwilligen aufzubauen.

Als eine große Aufgabe sehe ich zudem das Monitoring bzw. Feststellen von bewussten Falschnachrichten an, die schnell und ohne Hinterfragen geteilt werden. Wenn diese bekannt werden, muss in Zukunft schnell mit Fakten-Checks auf diese Meldungen reagiert und öffentlich kommuniziert werden.

Wir dürfen keiner Debatte ausweichen: Sonneberg hat auch gezeigt, dass die Menschen
klare Unterscheidbarkeit wollen.

Christoph Kern

3. Profil schärfen mit Mut und Optimismus

Um einer Wiederholung eines solchen Wahlergebnisses entgegenzuwirken, müssen wir die Vorteile unserer Demokratie in den Fokus stellen und aufzeigen, dass ein solcher Protest nicht zielführend für unsere Gemeinschaft ist. Entscheidend hierfür ist eine Kampagne, die Alltagsprobleme der Bürgerinnen und Bürger konsequent anspricht und zugleich pragmatische Lösungen sowie einen positiven Blick in die Zukunft anbietet.

Daher braucht es keine Weltuntergangsstimmung, die die Menschen überfordert. Unser Land braucht Mutmacher statt Miesmacher. Und wir als CDU stehen für eine optimistische Politik, die Zukunftsperspektiven anbietet und die Alltagsprobleme der Menschen löst.

In zukünftigen Kampagnen müssen wir die Themen noch stärker ansprechen, die die Menschen umtreiben, mit Klartext und verständlicher Sprache: Energiepolitik, Bildung, Gesundheit, Pflege und Flüchtlingspolitik. Wir dürfen keiner Debatte ausweichen: Sonneberg hat auch gezeigt, dass die Menschen klare Unterscheidbarkeit wollen. Wir müssen zeigen, dass wir im Gegensatz zur AfD nicht nur Probleme beschreiben, sondern sie auch lösen. Auf der anderen Seite müssen wir ein klares Gegenbild zum linken Gesellschaftsbild und Staatsverständnis der Ampel und von Rot-Rot-Grün aufbieten.

4. Belehrungen vermeiden und die Hand reichen

Es darf nicht passieren, dass manche belehrend oder gar vorwurfsvoll mit dem Finger auf Thüringen zeigen. Die Thüringerinnen und Thüringer sind anständige Leute, die engagiert und fleißig sind. Sie spüren aber, genauso wie die Menschen im ganzen Land, dass in unserer Republik zu viel schiefläuft. Die Wahl hat gezeigt, dass das Prinzip „alle Parteien gegen die AfD” nicht funktioniert. Die Bekämpfung der AfD mittels Isolation durch alle anderen Parteien bewirkte sogar das Gegenteil: in Sonneberg hatte es zu einem „Jetzt erst recht AfD wählen“-Moment geführt.

Für zukünftige Kampagnen ist wichtig, den Menschen, die ihren Protest zum Ausdruck gebracht haben, die Hand zu reichen und zu sagen: Eure Unzufriedenheit ist unser Auftrag, es mit pragmatischer Politik besser zu machen.  

5. Pressebetreuung mit dem Landesverband abstimmen

Aufgrund des bundesweiten Interesses an der Wahl in Sonneberg waren die Medienanfragen aus dem ganzen Bundesgebiet und aus dem Ausland sehr hoch. Zur Entlastung des Kandidaten und des Kreisgeschäftsführers wurde frühzeitig entschieden, die Medienbetreuung über den Landesverband zu organisieren. Ziel war, eine optimale und vertrauensvolle Medienarbeit zu organisieren, das Know-how im Umgang mit Medienvertreterinnen und -vertretern zu nutzen und die Botschaften effizient zu kommunizieren.

Neben der Bereitstellung mit schriftlichen Statements wurden zahlreiche Interviews mit regionalen und überregionalen Medienhäusern vereinbart. Aber nicht alle TV-Anfragen wurden auch realisiert. So musste im Wahlkampf-Endspurt beispielsweise ein Infostand in der Sonneberger Innenstadt abgebrochen werden, da zu viele Kamerateams im Umfeld des Kandidaten die Umsetzung des eigentlichen Ziels – den Dialog mit den Wählerinnen und Wählern – unmöglich machte.

In Bezug auf die Flut an Medienanfragen, ist die Landratswahl in Sonneberg als ein absoluter Einzelfall zu betrachten. Für zukünftige Kommunalwahlkämpfe ist es aber enorm wichtig, die Medienbetreuung aus einer Hand zu organisieren und die Kommunikationsstrategie mit dem Landesverband abzustimmen.

Fazit:

Die Strategie für die Zukunft muss klar sein: Die CDU ist die Kraft der Mitte! Das heißt, Kurs halten, nicht nach rechts oder nach links schauen – sondern nach vorn. Wir müssen unser Profil weiter schärfen und klar herausstellen, wofür die CDU steht und was wir wollen. Die Abgrenzung gegenüber der AfD kann nur durch eigenständige Positionierungen und pragmatische Lösungen erfolgen.

Zudem müssen wir unsere Positionen direkt zu den Wählerinnen und Wählern bringen: Wir müssen vor Ort präsent sein, auch zwischen Wahlkämpfen und mit einfachen und verständlichen Botschaften unsere Wählerinnen und Wählern ansprechen.

Über den Autor

Christoph Kern ist seit Juni 2023 Landesgeschäftsführer der CDU Thüringen und wird für den Landesverband das Superwahljahr 2024 mit Kommunal-, Europa- und Landtagswahl vorbereiten. Zuvor war er u.a. Leiter der Landesgeschäftsstelle der CDU Thüringen und arbeitete für die CDU Deutschland im Bereich der Online-Kommunikation und digitale Strategie.

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Über diese Reihe

Rund um die Themen Kommunikation, Kampagnenmanagement und Digitale Strategie gibt der Blog Einblicke in aktuelle Trends der Politischen Kommunikation. Kommunikationsexpertinnen und -experten geben innovative, praktische Tipps für die politische Kampagne und für die Umsetzung.

Saskia Gamradt

Saskia Gamradt

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