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In Indien sind KI-Tools zu einem integralen Bestandteil politischer Kampagnen und ihrer Strategien geworden, insbesondere bei Wahlen in Bundesstaaten, bei denen Botschaften speziell für die Region und für die angegebene Zielgruppe am wichtigsten ist. KI wird heute eingesetzt, um maßgeschneiderte Inhalte für die Wählerbindung zu erstellen, das Wahlverhalten vorherzusagen und die öffentliche Stimmung zu analysieren. Diese Tools helfen den Kandidaten, in Echtzeit auf sich ändernde Wählerpräferenzen und maßgeschneiderte Kampagnenstrategien zu reagieren, was zu effizienteren und personalisierten Kampagnen führt.
Bei Geostrata verwenden wir eine Reihe von KI-Tools, um unsere Inhalte zu erstellen – von der Erstellung visuell ansprechender, KI-generierter Plakate über den Einsatz von Strategievorschlägen in den von uns verwendeten Social-Media-Tools bis hin zur Inspiration für Thumbnails. Wir haben die durch KI hervorgerufene Revolution damit vollkommen angenommen. Unser Ansatz hilft uns nicht nur, Inhalte für bestimmte demografische Merkmale zu personalisieren, sondern auch, unsere Strategien für Inhalte auf der Grundlage von Echtzeit-Feedback anzupassen, was uns hilft, besser mit unserem Publikum in Kontakt zu treten.
KI erstellt Wahlprognosen und erkennt Wechselwähler
Das Potenzial von KI bei Wahlen in den indischen Bundesstaaten ist tiefgreifend. Während bei nationalen Wahlen schon seit dem Wahlkampf der Bharatiya Janata Party (BJP) im Jahr 2014 KI-gesteuerte Tools zum Einsatz kamen, werden diese Strategien auch bei den Wahlen in den Bundesstaaten nun schnell übernommen. Zum Beispiel haben politische Parteien begonnen, voraussagende Analysen und maschinelles Lernen zu nutzen, um Wechselwähler zu identifizieren und Botschaften für ihre Zielgruppen zu erstellen, denn die gleiche Strategie funktioniert nicht für jede Partei in jedem Bundesland. Aus diesem Grund war eine der größten Veränderungen im politischen Wahlkampf die gezielte Wähleransprache oder auch Micro-Targeting, von der vor allem lokale Politiker auf Landesebene profitieren. KI-Tools können riesige Datenmengen, von Social-Media-Aktivitäten bis hin zur Wahlhistorie, gründlich analysieren, um personalisierte Nachrichten zu generieren, die auf bestimmte Wählersegmente ausgerichtet sind. Sie werden zudem verwendet, um zu sehen, was bei den politischen Parteien, die bei den vorherigen Wahlen gewonnen oder verloren haben, funktioniert hat und was nicht.
Ein derartiger Einsatz von KLI reicht von der Fokussierung auf wirtschaftliche Fragen in einem Bezirk bis hin zur Betonung bildungspolitischer Ziele in einem anderen Bezirk. Ein KI-Modell ähnlich dem der BJP 2014, könnte auf der Grundlage historischer Daten und aktuellem Feedback ein genaues Wählerverhalten generieren sowie vorhersagen und so eine bessere Ressourcenallokation ermöglichen.
Darüber hinaus können KI-gestützte Sprachverarbeitungs- und Lernmodelle Social-Media-Konversationen einer Person durchforsten, während sie gleichzeitig die öffentliche Stimmung analysieren. Während der Wahlen im südlichen Bundestaat Karnataka beispielsweise überwachten KI-Tools die Reaktionen auf politische Vorschläge der Kandidaten in Echtzeit. Durch eine schnelle Anpassung ihrer Strategien können Politiker an die unmittelbaren Forderungen und Sorgen der Wähler appellieren – etwas, das für Landes- und Bezirkspolitiker erheblich heruntergebrochen werden kann.
Workshops für Lokalpolitiker
Für Politiker an der Basis bedeutet ein lokaler Ausgangspunkt nicht zwangsläufig, dass sie im KI-Rennen zurückgelassen werden. KI-gestützte Tools wie Canva AI oder Grammarly können dabei helfen, visuell ansprechendes und grammatikalisch sauberes Kampagnenmaterial in der eigenen Regionalsprache zu einem Bruchteil der Kosten professioneller Teams zu erstellen. Plattformen wie Meta ermöglichen gezielte KI-gestützte Anzeigenplatzierungen, die sich selbst Lokalpolitiker leisten können. Dieses Maß an Micro-Targeting stellt sicher, dass die Anzeigen mit minimalem Aufwand und maximaler Wirkung relevante Zielgruppen erreichen können.
Da wir jedoch auf dem Gebiet der KI immer noch Fortschritte machen, verfügen kleinere politische Parteien möglicherweise nicht über das gleiche technologische Know-how, das größere Parteien haben, was ein Problem ist, das KI-Workshops lösen können. Diese Workshops können die Mitarbeiter einer Partei mit ausreichendem und relevantem KI-Wissen ausstatten, das ihnen hilft, Kampagneninhalte zu erstellen, ihren Wahlkampf zu planen und Social-Media-Daten zu analysieren. Bei den jüngsten Wahlen im Bundesstaat Maharashtra haben einige Lokalpolitiker KI-Trainingsworkshops abgehalten, um ihre Teams auf den neuesten Stand zu bringen und sie so agiler und anpassungsfähiger an die sich ändernde Wählerdynamik zu machen. Politiker im Bundesstaat Bihar nutzten KI ebenfalls, um Wahlkampfmaterialien zu erstellen. Das soll nicht heißen, dass traditionelle Kampagnenmethoden wie Tür-zu-Tür-Wahlwerbung, Printanzeigen und Massenwerbung keinen Wert haben. Es bedeutet vielmehr, dass sie zunehmend durch KI für digitale Strategien unterstützt werden. Inhalte, die auf junge Wähler zugeschnitten sind und dazu beitragen, einen wechselseitigen Dialog zu schaffen und dem Publikum so das Gefühl zu geben, gehört zu werden, sind eine effektive Strategie, insbesondere die Jüngeren und technisch Versierteren besser zu erreichen. Lokalpolitiker können KI nutzen, um Themen zu finden, die für bestimmte Altersgruppen relevant sind, und Inhalte zu erstellen, die sie direkt ansprechen.
Kommunikation über WhatsApp-Chatbots mit Erstwählern
Bei den Wahlen in Rajasthan 2023 experimentierten jüngere Kandidaten mit KI-gestützten WhatsApp-Chatbots, um mit Erstwählern zu kommunizieren und ihre Fragen in Echtzeit zu beantworten. Mit der Geschwindigkeit, wie die KI voranschreitet, wird dieser Trend wahrscheinlich auch in anderen Bundesstaaten zunehmen. Es ist auch wichtig, sich mit dem richtigen Medium zu beschäftigen – zum Beispiel, welche Social-Media-Plattform für eine bestimmte Bevölkerungsgruppe funktioniert, muss nicht unbedingt für die andere funktionieren.
Es ist jedoch wichtig zu beachten, dass KI zwar dazu beiträgt, Kampagnenstrategien und -bemühungen zu automatisieren und zu verbessern, aber mit Vorsicht eingesetzt werden sollte. So sollten beispielsweise KI-generierte Inhalte regelmäßig auf Wasserzeichen oder andere Zeichen der Automatisierung überprüft werden. Sie bieten die Garantie auf Echtheit des Contents und verdeutlichen klar den Absender. Sonst wirkt dies auf die Wähler unaufrichtig. Wenn man alles der KI überlässt, kann das den gesamten Wahlkampf unpersönlich machen – daher sollten Politiker versuchen, ein Gleichgewicht zwischen der Bequemlichkeit von KI und der tatsächlichen Authentizität herstellen.
Sicherheit und Transparenz bei der Nutzung von KI
Für die Politik ist es auch wichtig, andere ethische Implikationen wie den Datenschutz zu berücksichtigen. Der Einsatz von KI erfordert das Sammeln großer Mengen personenbezogener Daten, wobei die gesetzlichen Rahmenbedingungen eingehalten werden müssen, um den Missbrauch dieser Daten zu verhindern. Zudem gibt es damit verbundene Risiken wie die Verbreitung von Fehlinformationen, von irreführenden KI generierten Voice-Overs oder Face-Swapping-Videos (die in früheren nationalen Kampagnen verwendet wurden) und der Generierung von Deep Fakes, die ethische Grenzen verwischen und die Integrität einer Kampagne oder politischen Partei beeinträchtigen können.
KI wird Kampagnen und die Art und Weise, wie politische Parteien in Indien wahrgenommen werden, grundlegend verändern. Von der Vorhersage des Wählerverhaltens bis hin zur Entwicklung einer neuen Strategie in Sekundenschnelle haben Politiker an der Basis die Macht, ihr Potenzial zu nutzen. Während ethische Überlegungen aus Gründen der Transparenz im Auge behalten werden müssen, beginnen die Politiker der Bundesstaaten zunehmend, KI einzusetzen und beteiligen sich so an der Erstellung reaktionsschnellerer, gezielterer und ansprechender Kampagnen, um so eine informierte und engagierte Wählerschaft zu erreichen.
Zum Autor:
Harsh Suri ist Mitbegründer von Geostrata, einer unabhängigen, von Jugendlichen geführten Denkfabrik in Indien. Er ist der Jugendvertreter vieler öffentlicher Initiativen. Er ist Experte für Strategien, Politik und Geopolitik.
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Über diese Reihe
Rund um die Themen Kommunikation, Kampagnenmanagement und Digitale Strategie gibt der Blog Einblicke in aktuelle Trends der Politischen Kommunikation. Kommunikationsexpertinnen und -experten geben innovative, praktische Tipps für die politische Kampagne und für die Umsetzung.