Potenziale und Herausforderungen der Digitalisierung im Mittelstand
Die Digitalisierung und der Einsatz von Künstlicher Intelligenz verändern unser gesellschaftliches Leben in rasantem Tempo. Besonders für kleine und mittelständische Unternehmen bieten sich zahlreiche Chancen: Von der Automatisierung von Arbeitsprozessen über die präzise Fehlersuche und digitale Buchhaltung bis hin zur gezielten Kundenansprache – die Anwendungsbereiche von Künstlicher Intelligenz sind nahezu unbegrenzt. Doch welche Herausforderungen bringt dieser Wandel für den Mittelstand mit sich? Wie können Unternehmen Künstliche Intelligenz erfolgreich in ihre Abläufe integrieren? Und welche konkreten Beispiele zeigen, wie Betriebe ihre Wettbewerbsfähigkeit durch den Einsatz von Künstlicher Intelligenz steigern können? Beim RegioTalk, veranstaltet unter der Schirmherrschaft von Catarina dos Santos-Wintz MdB, diskutierten die Experten Professor Dr. Holger Hoos, Stefan Kehr, Vorsitzender des Industrie- und Technologieausschusses der IHK Aachen, und Björn Franken, MdL, genau diese zentralen Fragen.
Eröffnung des RegioTalks
Dr. Ulrike Hospes, Landesbeauftragte und Leiterin des Politischen Bildungsforums NRW der Konrad-Adenauer-Stiftung, eröffnete den RegioTalk mit einer herzlichen Begrüßung des Publikums. Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand das Thema „Mittelstand trifft KI: Technologische Innovationen und Trends“. In ihrer Ansprache hob Hospes hervor, dass die Stiftung im Rahmen ihrer politischen Bildungsarbeit intensiv die Chancen und Risiken von Künstlicher Intelligenz beleuchtet. Sie betonte, wie wichtig es sei, mit dem heutigen Podium praktische Einblicke in dieses zukunftsweisende Thema zu bieten.
Dr. Hospes lud die Teilnehmenden ein, das facettenreiche Thema Künstliche Intelligenz gemeinsam zu erkunden. Sie ermutigte dazu, offen über Fragen und auch mögliche Ängste zu sprechen und die Gelegenheit zu nutzen, sich mit den Experten und Expertinnen auszutauschen.
„Natürlich sehe ich in jedem unserer Lebensbereiche Potenziale, wie wir Künstliche Intelligenz – gerade auch gekoppelt mit der Überprüfung, wie Prozesse ablaufen – als unfassbares Potenzial nutzen können.“
Catarina dos Santos-Wintz, MdB
Nach der Begrüßung leitete die Schirmherrin Catarina dos Santos-Wintz, Mitglied des Bundestages, die Veranstaltung inhaltlich mit einem Impulsvortrag ein. Dabei hob sie die wachsende Bedeutung von Künstlicher Intelligenz hervor, die seit November 2022 zunehmend Gegenstand einer breiten gesellschaftlichen Debatte ist. Besonders die großen Sprachmodelle, die inzwischen von mehr als 200 Millionen Menschen genutzt werden, verdeutlichen das enorme Potenzial dieser Technologie – nicht nur für innovative Anwendungen, sondern auch für eine offene und zukunftsorientierte Diskussion in der Gesellschaft.
Einsatzmöglichkeiten von Künstlicher Intelligenz: Chancen und Herausforderungen
Die Podiumsdiskussion wurde mit der Frage eröffnet, in welchen Bereichen der Einsatz von Künstlicher Intelligenz sinnvoll sein könnte. Björn Franken, Mitglied des Landtags und Sprecher für Digitalisierung der CDU-Landtagsfraktion in Nordrhein-Westfalen, eröffnete die Debatte mit den Worten: „Ich glaube, es gibt kaum einen Bereich, in dem Künstliche Intelligenz nicht sinnvoll eingesetzt werden kann. Fraglich ist lediglich, ob sich der Aufwand im wirtschaftlichen Umfeld lohnt, um Systeme anzulernen und zu integrieren. Aber grundsätzlich ist KI in nahezu jedem Bereich relevant.“
Prof. Dr. Holger Hoos, Humboldt-Professor für Künstliche Intelligenz an der RWTH Aachen, betonte, wie entscheidend es für Deutschland sei, die „KI-Pipeline“ an Schulen und Universitäten auszubauen. Nur so könne das Land die talentierten Nachwuchskräfte gewinnen, die es für den Fortschritt in diesem Bereich brauche. Hoos versuchte zudem, den Zuhörenden die Ängste vor KI zu nehmen und versicherte, dass Europa mit einer verlässlichen, nachhaltigen und sicheren KI großartige Chancen habe – weshalb es so wichtig sei, diese Technologien in Europa zu entwickeln und nicht nur zu konsumieren.
Stefan Kehr, Geschäftsführer der Babor Beauty Group und Vorsitzender des Industrie- und Technologieausschusses der Industrie- und Handelskammer Aachen, brachte die unternehmerische Perspektive ein. Er unterstützte Hoos' Einschätzungen und unterstrich immer wieder, dass KI als Hilfsmittel gedacht sei, nicht jedoch dazu, die Leistung von Mitarbeitern zu überwachen. In mehreren Anmerkungen wandte er sich an die Politik, vertreten durch Catarina dos Santos-Wintz und Björn Franken, und betonte, dass Unternehmen sich stärker in Entscheidungen und Diskussionen über Künstliche Intelligenz einbezogen fühlen möchten. Er hob hervor, wie wichtig es sei, dass Wirtschaft, Politik und Forschung in diesem Bereich enger zusammenarbeiten.
Schirmherrin Catarina dos Santos-Wintz, Mitglied des Bundestages, reagierte auf die geäußerte Kritik und bestätigte: „Es gibt ein Sprichwort im Englischen: Die USA erfindet es, China kopiert es und Europa reguliert es.“ Sie fügte hinzu, dass dieses Sprichwort zwar humorvoll , in vielen Fällen jedoch leider nicht ganz von der Hand zu weisen sei. „Wir sind sehr gut darin, Grenzen zu setzen und zu sagen, was wir nicht wollen, und wir haben viele gute Gründe, um Sicherheit zu gewährleisten. Aber wir sind nicht so gut darin, aktiv zu fragen: Was können wir tun, um Innovationen voranzutreiben und selbst welche zu schaffen?“
Offene Diskussion: Bildung, Ethik und Verantwortung in der KI-Entwicklung
In der anschließenden moderierten Diskussion hatten die Teilnehmenden die Gelegenheit, ihre Fragen direkt an das Podium zu richten. Es entwickelte sich ein lebhafter Austausch zwischen Publikum und Expertenrunde, bei dem Moderatorin Ann-Kathrin Krügel souverän durch unterschiedliche Themen führte. Sie spannte den Bogen von der Frage, welche Bildungsreformen notwendig sind, um den Einsatz von Künstlicher Intelligenz zu fördern, bis hin zu ethischen Parametern für die Entwicklung eigener KI-Technologien in Deutschland. Besonders das Thema Ethik löste im Publikum eine engagierte Debatte aus. Professor Dr. Holger Hoos von der RWTH Aachen University hob hervor, dass an seiner Universität KI-Forschung stets in enger Zusammenarbeit mit Soziologen betrieben werde. Diese interdisziplinäre Herangehensweise sei essenziell, um einen verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz zu gewährleisten. Zugleich kritisierte er, dass Deutschland in der internationalen KI-Entwicklung oft übervorsichtig agiere und dadurch an Wettbewerbsfähigkeit verliere. Stillstand bei der Künstlichen Intelligenz, so waren sich alle Podiumsgäste einig, könne sich Deutschland nicht leisten.
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