KAS Bremen
Dr. Sarah Al Doyaili-Wangler hielt einen 30-minütigen Vortrag.
Die Gäste lauschten gebannt und bedienten sich des Buffets.
Die Ursachen für die Wachstumsschwäche wurden besprochen. Anschließend fand eine Fragerunde unter der Leitung von Ralf Altenhof statt.
Vorab betonte Al Doyaili-Wangler, dass die wirtschaftliche Situation in Deutschland zwar schlecht sei, jedoch nicht lediglich in Deutschland, sondern in einem großen Teil der Welt.
Die aktuelle wirtschaftliche Situation wurde durch mehrere Umstände geprägt. Al Doyaili-Wangler nannte unter anderem die „Corona-Lücke“ und den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine. Diese sieht sie als große Faktoren in der Auslösung der Wirtschaftsschwäche, jedoch nicht als Entschuldigung dafür. Zweifellos haben die Krisen Schaden an der Wirtschaft in Deutschland verursacht, aber das eigentliche Problem sah Al Doyaili-Wangler im Umgang mit ihnen. Deutschland habe sich ihrer Meinung nach nicht genug darum bemüht, Reformen der Automobilindustrie und Energiepolitik durchzusetzen. Als Resultat daraus erlebte Deutschland einen Investitionsrückgang durch die mangelnde Standortattraktivität. Al Doyaili-Wangler sprach von einer Abwärtsspirale, die durch diese Probleme in Gang gesetzt wurde und unterbrochen werden müsse.
Um der Wirtschaft in Deutschland wieder auf die Beine zu helfen, müssten weitgreifende Reformen durchgeführt werden. Insbesondere in diesen unsicheren Zeiten schätzte Al Doyaili-Wangler eine Stärkung des EU-Binnenmarktes für wichtig ein. Zusätzlich meinte sie, dass die Möglichkeiten von künstlicher Intelligenz (KI) mehr ausgeschöpft werden müssen. Sie sei zwar nicht die Antwort auf alle Fragen, jedoch führe ihre Überregulierung dazu, dass Deutschland abermals anderen Ländern nachstehe.
Ihren Vortrag beendete Al Doyaili-Wangler damit, dass es an der neuen Regierung liege, Deutschland zu einem sicheren, attraktiven Wirtschaftsstandort zu entwickeln und für einen großflächigen Bürokratieabbau zu sorgen. Dazu gehören Steuerreformen, z. B. Senkung der Unternehmens- und Einkommenssteuern und ein Rückzug des Staates aus Wirtschaftsbereichen durch einen Subventionsabbau. Stattdessen sollten Investitionen in Forschung und Entwicklung vorgenommen werden, sagte Al Doyaili-Wangler.
In der anschließenden Fragerunde wurde nach Antworten auf die mangelnde Leistungsfähigkeit Deutschlands und die hohen Energiekosten in Deutschland gesucht. Eine Lösung des Leistungsnachlasses müsse aus verschiedenen Richtungen stattfinden, sagte Al Doyaili-Wangler. Einerseits sei vonnöten, Fachkräften aus dem Ausland die Einreise zu erleichtern, andererseits müsse auch das Arbeitsvolumen der Bevölkerung erweitert werden, da durch den demografischen Wandel viele Arbeitskräfte verloren gehen. Das hohe Niveau der Energiekosten in Deutschland kommt dadurch zustande, dass die Strompreise durch den Landesausgleich vereinheitlicht werden und Deutschland nach wie vor als Industrieland einen hohen Strombedarf hat, den es teils nicht decken kann.
In seinem Schlusswort betonte Altenhof, dass wir uns nur das leisten können, was zuvor erwirtschaftet wurde, und dass Schulden nicht zu konsumtiven Zwecken aufgebaut werden sollten, sondern für nachhaltige Investitionen in die deutsche Infrastruktur. Denn eine weitere Deindustrialisierung und eine stiefmütterliche Behandlung des Mittelstands gefährden den Wohlstand in Deutschland. Abschließend erinnerte Altenhof das Publikum daran, dass „eine funktionierende Wirtschaft gelebter Demokratieschutz ist“.
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