Veranstaltungsberichte
In der UN-Klimakonferenz in Paris kamen die teilnehmenden Staaten überein, ihren Einsatz für eine Dekarbonisierung zu verstärken. Ein verminderter Konsum fossiler Rohstoffe wurde weithin als eine der zentralen Strategien zur Eindämmung des Klimawandels akzeptiert, da Kohle nach wie vor für einen großen Teil der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich ist. Andererseits bleibt Kohle mit einem relativ niedrigen Preis und großen natürlichen Vorkommen eine bedeutende Quelle der weltweiten Energieversorgung. Vor diesem Hintergrund stellt die gegenwärtige und zukünftige Nutzung von Kohle die Entscheidungsträger vor komplexe Herausforderungen im Hinblick auf Energiesicherheit und Klimawandel.
Am 5. und 6. Mai veranstaltete das Regionalprojekt Energiesicherheit und Klimawandel in Asien und Pazifik der Konrad-Adenauer-Stiftung gemeinsam mit dem Europäischen Zentrum für Ressourcen- und Energiesicherheit (EUCERS) des King's College London, dem Atlantic Council und der Nationalen Universität Singapur einen zweitägigen Workshop in Seoul. Es war die zweite Veranstaltung in der Serie "Globale Herausforderungen für Energiesicherheit und Klimawandel" und bildet den Anschluss zu einem Workshop über globale Gasmärkte.
In der Einführung betonten Dr. Peter Hefele, Leiter RECAP, und Prof. Friedbert Pflüger, Direktor EUCERS die Bedeutung des Themas der Veranstaltung für globale Energiemärkte. Kohle spielt nach wie vor eine wichtige Rolle im globalen Energiemix, da sie wachsenden Volkswirtschaften leicht zugängliche und preiswerte Energie liefert. Allerdings ist die Nutzung von Kohle ein Gegenspieler der Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels. Es besteht dringender Bedarf an Alternativen außerhalb der konventionellen Energiequellen und Technologien. Daher verdienen saubere Kohlenutzung und Technologien zum Abscheiden und zur Lagerung von Kohlenstoff (CSS) mehr Aufmerksamkeit seitens der Politik.
Die Europäische Union, ursprünglich mit dem Ziel gemeinsamer Kohle- und Stahlnutzung der beteiligten Staaten gegründet, misst der Entwicklung des Kohlemarkts nach wie vor große Bedeutung bei, wie Prof. Gerhard Sabathil, Leiter der Delegation der Europäischen Union in der Republik Korea, anmerkte. Die Sicherung einer nachhaltigen Energieversorgung gehört zu den Prioritäten in der EU-Politik. Pläne für eine EU-weite Energieunion sind in der Diskussion und reflektieren die unterschiedlichen Haltungen einzelner EU-Mitgliedsstaaten gegenüber zukünftiger Kohlenutzung. Manche Länder, wie Polen, setzen sich für eine weitere Kohlenutzung ein, da ihre Wirtschaften stark von fossilen Rohstoffen abhängen. Andere Staaten, etwa Deutschland, unterstützen den Wandel zu einer kohlenstoffarmen Wirtschaft.
Dr. Frank Umbach, Forschungsdirektor von EUCERS, präsentierte die Ergebnisse seines kürzlich veröffentlichten EUCERS Strategiepapier über die Zukunft der Kohle. Es ist vorauszusehen, dass Kohle mittelfristig nach Öl der wichtigste globale Energieträger bleibt. Der Verbrauch von Kohle wird voraussichtlich insbesondere in den sich entwickelnden Ländern stark ansteigen, da das Schwarze Gold gegenüber anderen Energiequellen mehrere Vorteile bietet. Es ist nicht nur preislich wettbewerbsfähig, sondern hat auch wesentlich größere Reserven als Öl oder Gas. Im Hinblick auf den Klimawandel sah Dr. Umbach die Rolle der benötigten Kohlenstoffbindung und -speicherung sowohl in der Verringerung der CO2-Emissionen - nicht nur für Kohle - als auch in erhöhter Energieeffizienz und der Förderung erneuerbarer Energien.
Der zweite Tag der Workshops gliederte sich in drei Abschnitte. Zu Beginn teilten Dr. Xunpeng Shi, stellvertretendeR Leiter der Fakultät für Energiewirtschaft des Instituts für Energiesicherheit an der Nationalen Universität Singapur, Prof. Younkyoo Kim, Leiter des Zentrums für Energiepolitik und -sicherheit an der Hanyang-Universität in Seoul, und Dr. Frank Umbach ihre Erfahrungen zum Thema "Kohlenenergie-Industrie in Asien-Pazifik - Chancen und Herausforderungen". Die Energiepolitik der Region ist augenscheinlich paradox. Die Nachfrage nach Kohle ist stark im Anstieg begriffen, und zwar insbesondere in China, Indien und Südostasien, obwohl diese Länder ihre Bereitschaft zur Eindämmung des Klimawandels bekundet haben. Beispielsweise steigert China stetig seine Investitionen in Projekte mit Kohleenergie in benachbarten Ländern, obwohl ein landesweiter Stopp für die Errichtung neuer Kohlekraftwerkte offiziell verkündet wurde. Solche Investitionen werden nicht nur von wirtschaftlichen Aspekten, sondern auch von strategischen geopolitischen Überlegungen getrieben. Insgesamt haben solche kontraproduktiven Ansätze das Potenzial, globale Klimaschutzbemühungen langfristig zu unterminieren.
Im zweiten Teil - "Zukunft von Kohleenergie, CSS und saubere Kohle-Technologien nach Paris" stimmten die Referenten überein, dass CSS-Technologien Teil einer Strategie zur Verringerung von Emissionen sein können, zumal die gegenwärtige Kapazität der Verstromung von Kohle global weiter ansteigt. Frau Miyeon Oh, nichtständiges Mitglied des Globalen Energiezentrums des Atlantic Council und Gastdozentin an der Johns Hopkins’ School of Advanced International Studies Washington, analysierte die Entwicklung von CSS in den Vereinigten Staaten. Dort kann CSS die Ziele der Energiewirtschaft und -sicherheit fördern, indem die Technologie exportiert und eine stabile Energieversorgung unterstützt wird. Allerdings gibt es Herausforderungen wie die hohen Betriebskosten und das Fehlen politischer Unterstützung. Dr. Hwan Soo Chong vom Korea Carbon Capture & Sequestration R&D Center sprach über die gegenwärtige Entwicklung der CSS-Technologie in Korea. Die koreanische Regierung hat die Bedeutung von CSS zur Eindämmung des Klimawandels anerkannt. Mehreren Ministerien wurde die Aufgabe zugewiesen, die nötige Technologie zu entwickeln. Einige kleine Pilotprojekte für Kohlenstoffbindung und Weiternutzung wurden im Land bereits implementiert. Dr. Chong erläuterte, dass CSS-Technologien in Korea ein großes Einsatzpotenzial haben, da Kernenergie aus Sicherheitsgründen und die hohen Kosten erneuerbarer Energien von der Öffentlichkeit in Korea gegenwärtig keine breite Unterstützung erfahren.
Die dritte Sitzung zu "Globalen Trends in der Energiewirtschaft und die Rolle von Kohle im weltweiten Energiemix" wurde von Herrn Carlos Fernández Alvarez, Senior-Kohle-Analytiker bei der Internationalen Energieagentur, Dr. Joachim Lang, Leiter des Büros Öffentlichkeitsarbeit der E.ON SE, Prof. D. Suba Chandran, Professor für Internationale Strategie- und Sicherheitsstudien am National Institute for Advanced Studies in Bangladesch und Herrn Zorigt Dashdorj, dem ehemaligen Minister für fossile Rohstoffe und Energie in der Mongolei, gestaltet.
Es zeigten sich die folgenden Trends globaler Energiemärkte:
- Fossile Rohstoffe, insbesondere Kohle, bleiben die bedeutendste Ressource für Energieversorgung der weltweiten Wirtschaftssysteme in den kommenden zwei bis drei Jahrzehnten.
- Der weltweite Energiebedarf wird steigen, wobei China und Indien den größten Mehrbedarf haben.
- Die Energiequellen werden insgesamt diversifiziert, da insbesondere erneuerbare Energien einen überdurchschnittlichen Zuwachs erfahren
- Um den Klimawandel zu bekämpfen, sind dringend das Potential für Clean Coal-Technologien auszuloten und in konkreten Projekten umzusetzen. Hierfür müssen geeignete politische und rechtliche Rahmenbedingungen geschaffen werden.