Veranstaltungsberichte
Die Nachfrage nach elektrischer Energie steigt in Asien rasant an. Dabei eröffnen neue Technologien Möglichkeiten zur sauberen Erzeugung, Speicherung und intelligenten Verteilung elektrischer Energie. In seinem Vortrag umriss Antony Frogatt, langjähriger wissenschaftlicher Mitarbeiter des Chatham House und Experte für Energiesicherheit in Europa und Asien, die wesentlichen Entwicklungen und legte die Implikationen für politisches und wirtschaftliches Handeln dar.
Energieverbrauch: Sparsamere Geräte und ein vorausschauender Umgang mit Energie im privaten Bereich und der Industrie sorgen für eine steigende Energieeffizienz. War dies in den entwickelten Ländern bereits seit Jahrzehnten der Fall, setzen nun auch die großen sich entwickelnden Volkswirtschaften in Asien erfolgreich auf eine effizientere Nutzung elektrischen Stroms. In Europa hat der absolute Verbrauch elektrischer Energie seinen Höhepunkt schon länger erreicht und folgt nun einem langsamen, aber stetigen Abwärtstrend. In Asien hingegen wird wegen des schnellen Wachstums von Wirtschaft, Bevölkerung und Wohlstand in Asien der Energieverbrauch auch in Zukunft weiter ansteigen. Dem elektrischen (Individual-)Verkehr (e-Mobilität) wird nach einem derzeit recht zögerlichen Start in den kommenden Jahren ein starker Anstieg prognostiziert.
Technische und technologische Entwicklungen: Der rasche wissenschaftliche Fortschritt hat vielfältige Auswirkungen auf den Energiesektor. Windkraft, Solarenergie und Geothermie sind zwar seit Langem nutzbar, doch konnten sie aus wirtschaftlicher Sicht nicht mit der günstigen Kohle mithalten. Jetzt machen die rapide fallenden Preise für Bau und Betrieb insbesondere von Solaranlagen diese Option für die asiatischen Volkswirtschaften immer attraktiver. Das beweisen die stark steigenden Investitionen in erneuerbare Energien in Ostasien. Einen starken Anschub für diese zeitlich stark schwankenden Energiequellen bringen neue Möglichkeiten zur Speicherung und flexiblen Nutzung elektrischer Energie. Sehr großes Potenzial für eine effiziente Gestaltung des Energiesektors birgt die Digitalisierung: digitale Netzüberwachung und -verwaltung, eine Minderung des Verbrauchs durch den Einsatz intelligenter Stromzähler (e-metering) und der Austausch umfangreicher Angebots- und Verbrauchsdaten (big data) werden Unternehmen ermöglichen, Angebot und Verteilung flexibler anzupassen.
Politische und wirtschaftliche Rahmenbedingungen: Die politischen Entscheidungsträger in Asien haben die Notwendigkeit einer nachhaltigen Modernisierung ihrer Energiewirtschaft erkannt. Wirtschaftspolitisch folgt die Region eher dem europäischen Beispiel: Die Staaten liberalisieren ihre Märkte, wobei Japan diesen Prozess bereits abgeschlossen hat. Subventionen und garantierte Abnahmepreise für elektrischen Strom unterstützen die Unternehmen. Auch die Wertschöpfungskette wird komplexer. Unternehmen anderer Branchen, wie etwa Softwarehäuser oder Fahrzeughersteller, dringen in den Energiesektor ein. Es liegt an den politischen Entscheidungsträgern und regulierenden Behörden in Ostasien, mithilfe eines angemessenen rechtlichen Rahmens dieses Potenzial zu nutzen und die Energiesicherheit voranzubringen.