Veranstaltungsberichte
Seit Frühjahr 2015 unterstützt KAS RECAP von der niederländischen NGO SLoCaT organisierte Workshops und Studien, um neue Konzepte nachhaltiger Mobilität in Asien zu fördern und das Thema "nachhaltige Mobilität" zu einem zentralen Thema bei den anstehenden UNFCCC-Klimaverhandlungen COP21 in Paris im Dezember 2015 zu machen.
Das diesjährige EST-Forum wurde durch den nepalesischen Premierminister Khadga Prasad Sharma Oli eröffnet und bot eine einmalige Gelegenheit, mit Umweltministern und hochrangigen Beamten asiatischer Länder den Beitrag des Transportsektors zur Vermeidung des und Anpassung an den Klimawandel zu präsentieren und Empfehlungen für COP21 zu erarbeiten.
Nach einer kurzen Begrüßung durch Dr. Peter Hefele, Leiter von RECAP, gaben Karl Peet von SLoCaT und Tali Trigg von der GIZ in Bangkok einen Überblick über den Beitrag des Verkehrssektors zu den globalen Treibhausgas-Emissionen und präsentierten konkrete Vorschläge, die von asiatischen Ländern im Rahmen ihrer "Intended Nationally Determined Contributions" (INDCs) für COP21 auf dem Transportsektor gemacht worden waren. Da der Verkehr für etwa ein Viertel der globalen klimaschädlichen Gase verantwortlich ist, sind rasche Maßnahmen nötig, um die Energieeffizienz zu erhöhen und neue Konzepte, etwa in städtischen Transportsystemen, einzuführen.
Im Lauf der Diskussion wurde deutlich, dass es keinen goldenen Weg zu einer nachhaltiger Mobilität gibt. Angesichts der unterschiedlichen Anforderungen und Entwicklungsstufen der Länder muss vielmehr eine große Vielfalt an Mobilitätskonzepten angewandt werden. Neben rein technischen Lösungen müssen auch Änderungen im Verhalten und bessere städtische und ländliche Planungskonzepte angestoßen werden.
Im zweiten Teil des Workshops präsentierte Cornie Huizenga, Generalsekretär von SLoCaT, sechs Schlüsselbotschaften über nachhaltige Mobilität:
- Anpassung: Naturkatastrophen haben nicht nur Auswirkungen auf Wohngebäude und öffentliche Einrichtungen, sondern auch auf die Verkehrsinfrastruktur. Nach einem Erdbeben oder einer Flut sind Straßen, die zum Erreichen der betroffenen Region für Unterstützung und Wiederaufbau entscheidend sind, oftmals beschädigt. In Vietnam etwa werden Straßen unbenutzbar, nachdem der Asphalt in diesem Sommer geschmolzen war, weil es viel heißer wurde als in den vorangegangenen Jahrzehnten, als die Straßen erbaut wurden. Die meisten Länder des EST-Forums stimmten überein, dass neue Verkehrssysteme katastrophensicherer und an die Herausforderungen des Klimawandels angepasst sein müssen.
- Innovation: Emissionsarmer Verkehr kann nur durch die Nutzung neuer technischer Entwicklungen in großem Maßstab erfolgreich und wirtschaftlich implementiert werden. Mehrere asiatische Länder beabsichtigen, strenge Emissionsgrenzen für Autos einführen. Kleine Staaten wie Bhutan bieten Anreize durch niedrige Steuern, um die Nutzung von Hybrid- und elektrischen Fahrzeugen zu fördern. Andere, wie etwa Sri Lanka und Bangladesch, werden in Radwege investieren, um das Radfahren attraktiver zu gestalten.
- Dringlichkeit: Die steigende Häufigkeit und Intensität negativer Einflüsse des Klimawandels drängen die davon überdurchschnittlich gefährdeten asiatischen Länder zu raschem Handeln. Viele Delegierte erklärten, ihre Regierungen planten die Errichtung emissionsarmer Nahverkerssysteme in den städtischen Zentren innerhalb einer kurzen Zeit. Das jährliche EST-Forum dient auch dazu, Fortschritte der teilnehmenden Staaten regelmäßig zu beobachten.
- Erreichbarkeit: Ein auf Nachhaltigkeit ausgelegtes Verkehrssystem muss allen Menschen, auch in abgelegenen Gebieten, zugute kommen. Abgeordnete mehrerer Länder betonten, dass sie neue Transportmittel nicht nur in den Städten, den traditionellen Innovationszentren, sondern ebenso im ländlichen Raum einführen werden. Weniger entwickelte Länder wie Laos und Kambodscha zum Beispiel haben vor, ihr Eisenbahnnetz auszubauen.
- Finanzierung: Die Entwicklung eines integrativen und nachhaltigen Verkehrssystems erfordert ausreichende Investitionen. Viele Delegierte hoben die Intention ihrer Länder hervor, einen höheren Anteil der staatlichen Ausgaben zur Förderung einer sauberen Verkehrsinfrastruktur einzusetzen. Es wurde auch betont, dass eine zusätzliche Fiananzierung durch internationale Organisationen entscheidend ist, um die ambitionierten Ziele zu erreichen.
Die Teilnehmer verständigten sich fast einstimmig auf die Empfehlungen, die der internationalen Klimagemeinschaft und politischen Entscheidungsträgern in Paris vorgestellt werden sollen. KAS RECAP wird an mehreren transportbezogenen Begleitveranstaltungen von COP21 teilnehmen, die vom 3. bis 9. Dezember 2015 vom Partner SLoCaT durchgeführt werden.
Für detailliertere Informationen über diese Konferenz und die Begleitveranstaltungen zu COP21 siehe auch die Webseite von SLoCaT.
Im Mai 2016 veröffentlichte das UNCRD einen Fortschrittsbericht zur Umsetzung der "Bangkok-2020-Erklärung" des EST-Forums.