Die derzeitigen Wasserbewirtschaftungs- und Entwicklungsmodelle im südlichen und östlichen Mittelmeerraum sind häufig nicht nachhaltig. Die Region ist mit schwerem Wassermangel konfrontiert und verfügt über eine der geringsten Pro-Kopf-Verfügbarkeiten an Süßwasser weltweit, was ein ernsthaftes Hindernis für die sozioökonomische Entwicklung und eine potenzielle Ursache für wasserbezogene Konflikte darstellt. Der Mittelmeerraum verfügt nur über 3 % der weltweiten Wasserressourcen, beherbergt aber mehr als 50 % der wasserarmen Bevölkerung der Welt, d. h. etwa 180 Millionen Menschen. Die natürliche Wasserknappheit in der Region wird durch neue Bedrohungen wie Bevölkerungswachstum, steigende Nahrungsmittel- und Energienachfrage, Umweltverschmutzung, grenzüberschreitende Konkurrenz und die Folgen des Klimawandels wie extreme Wetterereignisse noch verstärkt. Es besteht also ein eindeutiger Zusammenhang zwischen Wasserknappheit, Ernährungsunsicherheit und sozialer Instabilität, die wiederum Migrationsmuster auslösen und verstärken können. Die Weltbank berichtete 2017, dass in der Region des Nahen Ostens und Nordafrikas 60 % der Bevölkerung in Gebieten mit hohem oder sehr hohem Wasserstress leben, verglichen mit einem weltweiten Durchschnitt von 35 %.
Die COVID-19-Pandemie hat die Regierungen dazu gezwungen, die bisher verfolgten linearen Modelle zu überdenken und zirkuläre Wachstumsmodelle in Betracht zu ziehen, die auf Nexus-Möglichkeiten aufbauen, insbesondere zwischen wichtigen Ressourcen wie Wasser, Energie und Landwirtschaft. Ein zirkuläres Wachstumsmodell, das auf dem Wasser-Energie-Nahrungsmittel-Nexus (WEF) basiert oder um den Ökosystem-Nexus (WEFE) erweitert wird, gilt für viele Länder auf der ganzen Welt als der Weg nach vorn. Mit einem solchen Modell können zentrale Probleme ganzheitlich angegangen werden, wie die Nutzung unkonventioneller Wasserressourcen, Wasserverluste, veraltete Infrastruktur, Prozesskontrollen, hohe Betriebskosten, Kosten für die Einhaltung von Vorschriften, hohe Arbeitslosigkeit oder ein geringer Beitrag der Ressourcen zum BIP. Betriebliche Widerstandsfähigkeit und wirtschaftliche Nachhaltigkeit durch die Schaffung intelligenter Arbeitsplätze wurden nach der COVID zu Schlüsselthemen. In der SEMED-Region ist die Jugendarbeitslosigkeit besonders hoch, was zu Unruhen führen kann, wenn nicht schnell und intelligent reagiert wird. Die digitale Transformation in der gesamten Wertschöpfungskette wird auch als eine der wichtigsten Prioritäten nach dem COVID angesehen, da sie eine verbesserte betriebliche Kosteneffizienz und zusätzliche Beschäftigungsmöglichkeiten bietet. Das Internet der Dinge, Big Data, Wissensmanagement und Daten für die Entscheidungsfindung werden als wichtige künftige Schwerpunktbereiche angesehen, die die SEMED-Länder prüfen und umsetzen werden.